Konzert: Maximo Park
Datum: 08.06.2007
Ort: Le Bataclan, Paris
Zuschauer: nur zu ca. 75 % ausgelastet
"Nüchtern und mit Distanz betrachtet, habe ich heute den größten Rockstar unserer Zeit gesehen. Und ich bin sehr unsicher, ob ich irgendwann noch mal ein Konzert gleicher Güte sehen werde." (Christoph von meinzuhausemeinblog zum Konzert von Maximo Park in Bochum).
Mein Mitblogger hatte die Messlatte für Maximo Park mit dem zuvor zitierten Satz sehr hoch gelegt, entsprechend gespannt war ich natürlich, ob ich das Bataclan in Paris nach dem Konzert der Engländer ähnlich euphorisch verlassen würde...
Die Vorbereitung auf den Gig mittles Dauerbeschallung mit dem neuen Werk "Our Earthly Pleasures" gestaltete sich aber für mich persönlich recht zäh. Selbst nach dem x-ten Hördurchlauf verbuche ich leider nur "Books From Boxes" als sehr gut, "Our Velocity" und "The Unshockable" als gut und "Russian Literature" und "Parisian Skies" als brauchbar. Der Rest ist in meinen Ohren höchstens Mittelmaß. Somit mußte ich das zweite Album als relative Enttäuschung einstufen, nachdem ich von "A Certain Trigger" zweifelsohne begeistert war. Unterstützung für meine Einschätzung des neuen Werkes bekam ich vom NME, der mit einer hohen Wertung ebenfalls geizte und "nur" 6/10 Punkten verteilte...
Um die fabelhafte Vorgruppe Blood Red Shoes nicht zu verpassen, war ich zusammen mit Cécile frühzeitig erschienen und wurde von dem Duo nicht enttäuscht, im Gegenteil. Da Laura-Mary Carter und Steven Ansell aber bereits morgen am 9.06. in Paris im Baron auftreten werden, habe ich beschlossen, einen ausführlicheren Artikel zu diesem infernalischen Duo am 10.06. zu schreiben und ihren Auftritt im Bataclan dort mit abzuhandeln.
Das Set der Blood Red Shoes im Bataclan endete circa gegen 20 Uhr 15. Ich schaute mich ein wenig um und stellte zu meiner Überraschung fest, daß der Saal nicht besonders gut gefüllt war, insbesondere die Sitzplätze auf den Balkonen waren verwaist. Was war denn hier los, ziehen Maximo Park in Paris etwa nicht die Massen an? Ich traf einen Franzosen, namens Pierre, der mir schon bei unzähligen Konzerten über den Weg gelaufen ist. Er ist, wie ich, fast überall dabei. Ich sprach ihn prompt auf die nicht ganz gefüllte Location an. Sein knapper, aber entschiedener Kommentar war lediglich: "das war doch nach dem mäßigen neuen Album vorauszusehen, wenn ich keine Einladung bekommen hätte, wäre ich erst gar nicht gekommen!" Wie bitte? Hatte ich richtig gehört? Für mich war es schon eine große Überraschung, daß der Laden nicht voll war!
Kein gutes Omen also und - ich kann es vorwegnehmen - der mäßige Zulauf sollte auch Konsequenzen auf die Stimmung während des Konzertes haben...
Die ersten drei Lieder ("Girls who play guitars", "Now i'm over the shop" und "A fortnight's time") zogen alle nicht sonderlich gut, trotz größter Bemühungen von Frontmann Paul Smith, der auch heute wieder einen schwarzen Bowler trug. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß seine überbordende Gestik auch dazu dienen sollte, die Mittelmäßigkeit dieser Titel zu kompensieren. Irgendwie kam da einfach nichts raus, das war nun einmal so. Zum Glück wurde dann das tolle"Graffiti" angestimmt und die Stimmung im Publikum besserte sich deutlich. Ob das mit der Textzeile "I do graffiti, if you speak to me in french" zusammenhing? Möglicherweise schon, ich denke aber, daß der Song einfach genug Klasse hatte, um zu funktionieren. Untrügliches Zeichen dafür: die ersten Crowdsurfer begannen ihre Show abzuziehen... "Parisian Skies" und "I want you to stay" waren dann aber wieder zu harmlos, um die aufgekommene Stimmung zu halten, "Our Velocity" klappte da mit seinen harten Gitarren schon besser. In der Folge aber wieder zu wenige Zugnummern, obwohl mein Lieblingslied vom neuen Album "Books from Boxes" gespielt wurde. Live war das kein Abräumer, zumindest nicht hier und heute in Paris. Da mußte man schon bis zum Klassiker "Apply Some Pressure" warten, der die bisher größte Begeisterungwelle auslöste. Nach wie vor ein fabelhafter Titel, vor allem, weil er so schön abgehakt ist, im Gegensatz zu den neuen Sachen, die für meine Begriffe zu rund, zu harmonisch produziert und dargeboten wurden. Einer der besten Titel von "Our Earthly Pleasures" kam mit "The Unshockable" dann gegen Ende. Vor allem live effizient, da schnell und straight und zum Glück ohne poppigen Refrain. Zweifelsohne ein Highlight! Noch besser wurde es zum Abschluss des offiziellen Stes schließlich mit "Limassol". Schon der tolle Einstieg mit dem eigenwilligen Keyboard-Part (Keyboarder Lukas Wooller war neben Paul Smith einer der Aktivposten) ließ mich das Stück erahnen und endlich auch die Tanzschuhe anziehen ("Put on your dancing shoes"). Das kam wirklich sehr gut, der Funke sprang von dem wild rudernden Paul zu Recht auch auf die Pariser über.
Als es aber gerade am Schönsten war, sollte Schluß sein! Mist! Zu gerne hätte ich jetzt "Postcard of a painting", "Once, a glimpse" oder auch "The Coast Is always changing" gehört, die für mich überragenden Lieder des ersten Albums. Ich war aber leider nicht im Wunschkonzert, denn stattdessen gab es als Zugaben das recht fade "Sandblasted and set free" und das passable "Going Missing".
Nüchtern und mit Distanz betrachtet habe ich einen gewohnt engagierten Paul Smith gesehen, der aber für mich nicht der größte Rockstar unserer Zeit ist. Und ich bin sicher, daß ich noch desöfteren Konzerte besserer Güte sehen werde, spätestens wenn ich Arcade Fire wieder erleben darf.
Maximo Park in Deutschland wieder im Oktober, vorher aber schon am 16. Juni in Marburg bei der Campus-Invasion und am 29. Juni am 29. Juni im schweizerischen St. Gallen.
Setlist Maximo Park Paris:
01: Girls Who Play Guitars
02: Now I'm All Over The Shop
03: A Fortnight's Time
04: Graffiti
05: Parisian Skies
06: I Want You To Stay
07: Our Velocity
08: By The Monument
09: Books From Boxes
10: Kiss You Better
11: Karaoke Plays
12: Russian Litterature
13: Apply Some Pressure
14: Nosebleed
15: Signal And Sign
16: The Unshockable
17: Limassol
18: Sandblasted And Set Free (Z)
19: Going Missing (Z)
Links:
- mehr Fotos: vom Konzert im Palladium, aus Bochum und aus Köln
- Maximo Park live in: Köln (Palladium)
- Glasgow (02.10.07)
- Paris
- Köln (bei der Soundwave Tour )
- Bochum im April 06
- Blood Red Shoes in: Paris (09.06.2007)
- Paris (08.06.2007)
- Köln (11.03.07)
- Paris (06.03.07)
von Oliver
10 Kommentare :
Gnaaa gnaa gnaa....
Christina: Habe Deinen Kommentar vom Ankündigungsartikel hierhin übernommen, hoffe, daß es ok ist.
An Oliver:
Hmmm, unterschiedlicher Geschmack hin oder her: Du hättest in Bochum oder Köln ein ganz anderes Konzert erlebt, denn da war durchgängig ausgelassenste Stimmung. Schade, schade!
Vielleicht solltest Du noch mal eine Schocktherapie machen und Maximo Park in England sehen!
Ich würde alles darum geben, einmal Sandblasted live zu hören.
Pah.
Also gut, wenn du dich so langweilst bei Maximo Park Konzerten: beim nächsten Mal kannst du ja meine Sachen in Kisten packen und diese dann in den 5. Stock schleppen, und ich übernehme gerne die Konzertgeherei für dich.
Und "Our Earthly Pleasures" als langweilig und mittelmäßig zu bezeichnen. Grrrr. Warum erwarten alle Leute immer, dass sich Bands wiederholen? Ich gebe zu, es hat auch bei mir gedauert, bis ich Zugang zu den Liedern hatte, aber mittlerweile finde ich sie fast stärker als das Debut.
Ich war leider nicht der Einzige im Saal, den das nicht sonderlich begeistert hat, Christina.
Alle bekannteren Indie-Bands, seien es Razorlight, Kasabian, oder Kaiser Chiefs haben hier für deutlich bessere Stimmung gesorgt! Von innovativen Bands wie !!! (chk chk chk), LCD Soundsystem, oder Slint ganz zu schweigen...
Ich hatte von Maximo Park im Übrigen nicht erwartet, daß sie sich wiederholen, sondern ein mindestens ebenbürtiges zweites Album vorlegen.
Stattdessen dominiert leider mediokrer Pop-Rock mit schmalzigen Refrains!
Wie gut, daß Oliver und ich nicht immer einer Meinung sind. Damit wir nicht für eine Person gehalten werden ;-)
Ich mag Razorlight auch sehr. Aber die qualitativ höher zu bewerten als Maximo Park, kann ich nicht nachvollziehen.
Und eine Band für die schlechte Stimmung, die das Publikum erzeugt, verantwortlich zu machen, habe ich mir bei dem schlimmen Konzert von Ash und New Order vor ignoranten Robbiiiiiiieeee-Fans abgewöhnt.
Oliver: Komm im Oktober nach Köln, ich (und sicher auch Christina) will Dein glückliches Gesicht nach einem grandiosen Konzert sehen ;-)
Ich sehe Maximo Park doch schon Anfang Juli wieder, beim Festival in Evreux, "Le Rock dans tous ses etats".
Kommt ihr doch lieber dahin, sie können eure Unterstützung gut gebrauchen ;-)
"A Fortnight's Time ist ein Hit!!, nix Mittelmaß!
Der Punkt geht an Euch, Christina und Christoph!
Hmm,
also erstmal: Respekt!
Vor allem dafür, das zweite MP-Album als das zu bezeichnen was es ist: fad..
Was aber viel schlimmer ist, die Songs kommen live einfach nicht rüber. Und das hat man auch schon bei dem MP-Gig in Bochum ganz deutlich gemerkt. Die Körpersprache der BAnd selbst ließ erkennen, dass sie beim Abspielen der Trigger -Songs wesentlich mehr Euphorie versprühten.
Scheinbar ist PAris doch was anderes gewöhnt als Bochum ;-)
und bejubelt nicht eine BAnd allein aufgrund ihrer Popularität. Und damit wir uns nicht falsch verstehen, ich LIEBTE die Gigs in Essen (JZ) und vor allem den MP-Gig damals beim Monsters of Spex Festval, als jeder noch fragte "MAximo Who?"...
Ah okay, jetzt ist es also cool und mutig die Band zu kritisieren, weil sie populär sind.
Das Konzert in Essen damals würde ich übrigens als mein schlechtestes MP Konzert bezeichnen (und das waren schon einige, mittlerweile). Man merkte der Band irgendwie an, dass sie sich in einer Übergangsphase befanden...es wirkte alles halbfertig, unausgereift. Die Richtung, in die sie sich mittlerweile entwickelt haben gefällt mir dagegen sehr. Aber ist wohl auch Geschmackssache.
also ich habe mir so eben karten für münchen gekauft und freue mich schon sehr. was ich bisher von den konzerten die maximo park in deutschland gegeben hat gehört habe war alles andere als langweilig.. ich bin der überzeugung dass es an den franzosen lag die das neue album vielleicht erst auf diesem konzert gehört hatten.. naja wie gesagt ich bin schon in großer vorfreude auf das konzert des jahres- zumindest hier in münchen.
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