Montag, 24. August 2015

Alinae Lumr Tag 2, Storkow, 22.08.15

2. Tag Alínae Lumr Festival - meine Auswahl
  Martin Kohlstedt 65 min
  Owen Pallett 60 min
  Sea & Air 80 min
  Ásgeir Trausti 60 min
Ort: Kirche und Burg in Storkow (Mark)
Datum:  22. August 2015
Zuschauer: 250, 500, 150, 500


Der zweite Tag hätte für mich mit einer Überraschung um 15 Uhr beginnen können. Leider kam die Nachricht darüber zu knapp als dass ich es noch von unserem Quartier nach Storkow geschafft hätte. So blieb es beim Ursprungsplan, dass ich ab dem Konzert von Martin Kohlstedt dabeisein würde. Damit hatte ich bewusst schon einiges auch für mich interessantes beiseite gelassen, um am Abend noch fit zu sein für Sea & Air und Ásgeir.


Als ich ankam, war allerdings noch genug Zeit, mich zunächst gründlich auf dem Marktplatz um zu sehen, was viel Spaß machte. Dort war munteres und fröhliches Treiben im Gange und es ergab sich die Gelegenheit zu sehr netten Gesprächen. Alles im Schatten einer gigantischen Eiche und vieler jüngerer Linden.

(c) Stephanie Eilenberger (Danke!!)
Mein erstes Konzert für diesen Tag war dann wie geplant Martin Kohlstedt in der Kirche. Zwei Reihen hinter mir saß auch Peter Broderick, der der nächste im Programm der Kirche sein würde (parallel zu Sea & Air im Saal der Burg). Eigentlich war diese mittelgroße und schlicht elegante Kirche der absolut perfekte Rahmen für diese Art von Musik, die auch sehr leise Töne umfasst und deshalb die Aufmerksamkeit ganz ungeteilt bindet. Leider zeigte sich schon gleich zu Anfang, dass das Pfund des tollen Konzertortes nicht recht wuchern konnte, weil ein ständiges Kommen und Gehen war (und ein lautloses Heraustreten aus den traditionell geschlossenen Kirchenbänken war schlicht unmöglich). 

(c) Stephanie Eilenberger (Danke!!)
Bei einem Festival mit sich überlappenden Konzerten muss man natürlich die Möglichkeit geben, nur reinzulauschen und dann auch wieder zu gehen, aber vielleicht hätte man hier eine andere Lösung suchen sollen. Z.B. Einlass nur bis Konzertbeginn und in der Mitte einmal nachrücken bzw. wieder gehen. Viele taten es dann wie ich - schlossen die Augen und versuchten die Unruhe dadurch auszuschalten und sich nur auf die Reise einzulassen, auf die Martin Kohlstedt uns mitnahm. Und die hatte es in sich. Seine Musik ist in Teilen so hoch dramatisch und dann wieder so klar und bis sie fast ein nichts wird. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das letzte Stück OMB, in dem er über den Ton - oder eher die Taste für das - A auf dem Flügel meditierte. Im Konzert zu hören waren außerdem EXA, GOL, NIO, ANT, ENT,  VET, PHY, LEH (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge).

Seine Ansagen waren eher sparsam, aber es fühlte sich so an, als würde er das Konzert, die gebannte Aufmerksamkeit und den stets enthusiastischen Applaus sehr genießen. Er ließ sich sogar zu einer kurzen Zugabe überreden, was ja bei Festivals eher nicht eingeplant ist. Jedenfalls eine wunderbare Stunde an diesem Samstag Abend für mich, die mich auch sehr neugierig auf die Person gemacht hat.


Durch Verspätungen war die Anfangszeit für Owen Pallett im etwa 7 min entfernt gelegenen Burghof schon verstrichen bevor ich mich überhaupt in Bewegung setzen konnte. Aber ich ließ mich (entgegen meinem Naturell) nicht verrückt machen. Als ich vor dem Eingang zum Burghof stand (wo man natürlich die Musik genauso gut hören konnte wie drinnen), ging gerade mit Pauken und Trompeten die Sonne unter und dem Schauspiel widmete ich für die nächsten Minuten meine ganze Aufmerksamkeit. Alle, die schon Owen Pallett live erlebt haben, werden mir zustimmen, dass dies eine herrliche Kombination ist - seine etwas verrückte und mitreißende Musik und ein so wunderbares Naturschaupiel.


Im Hof gab es eine große Gruppe, die sich wirklich vom Spektakel auf der Bühne ganz mitreißen ließ und die Musik bejubelten (neben denen weiter hinten, die es als Soundtrack zu essen, trinken uns schwatzen nahmen, was aber alles gut zusammen passte). Owen selbst machte den Eindruck, als würde er gerade von ein paar Kumpels überredet worden sein, doch etwas zu spielen. Gerade vom Ballspiel am Strand zurückgekommen und mit Sonne aufgetankt. Auf der Bühne stand er barfuß und hüpfend und schien eine gute Zeit zu haben. Freilich ist das bei ihm in dem Moment ja trotzdem voll professionell (er spielt einfach zu viele Konzerte als dass es anders sein könnte) - aber auch immer ganz auf das Publikum bezogen. Und das schloß er für diese Stunde in seine Arme. Ich konnte trotz Verspätung noch ganz leicht bis zur ersten Reihe vordringen und mich von diesem Teufelsburschen bezaubern lassen. Vom Balkon des Gebäudes mit dem Saal, sahen auch einige der anderen Künstler zu, die selbst auf dem Festival schon aufgetreten waren. Auf der Bühne war außer ihm noch sein Mann am Bass Matt Smith.


Setlist Owen Pallett
01: Audience 
02: Arctic 
03: Scandal 
04: Dog 
05: Soldiers 
06: Tryst 
07: Seven 
08: Infernal 
09: Riverbed
10: Elsewhere
11: Win & Regine 
12: Many Lives 
13: This Modern Love



nächste Tourdaten:
Lausanne 21.08.
Storkow 22.08.
Brecon Beacon 23.08.
Frankfurt 25.08.
Berlin 26.08.
Edinburgh 28.08.
Gdansk 30.08.
Bergen 02.09.
Essen 05.09.
Essen 06.09.
Raleigh 12.09.



Nach Owen, der sich ziemlich genau an die geplanten Zeiten hielt, war nun also für mich der Moment gekommen, endlich etwas mehr des neuen Materials von Sea & Air zu hören und zu sehen und auch das erste Mal den Saal als Festivalraum zu sehen. Ich denke, der Saal war für die Art Musik, die Sea & Air mitgebracht hatten, eine perfekte Bühne und obwohl wir Zuschauer mehrfach Zeugen davon wurden, wie Songs ein zweites Mal angesetzt werden mussten und auch wie eine Saite riß, fand ich das Konzert rund und gelungen.


Das neue Material hat mich sofort wieder am Haken (auch wenn ich immer noch nur Ausschnitte kenne, weil ich meine erworbene CD ohne Abspielgerät nicht hören kann) - das war wohl ganz tief drin für mich das wichtigste. Die Chemie zwischen Band und Publikum war super und fast ein bisschen übermütig und sicher haben diejenigen, die Sea & Air zum ersten mal sahen, sich in diesem Rahmen so richtig anfixen lassen können. Auch wenn es keine perfekt inszenierte Bühnenshow war. Aber die Bühne war wieder voller Instrumente wie Gong und Pauke und Cembalo/Harmonium-Multi, um nur einige zu nennen. Die beide so einsetzten, dass es einen einmaligen und wunderbar mitreißenden Sound ergab.


Daniel und Eleni gingen zum Glück flapsig über die Pannen hinweg und hatten auch sonst einige Sprüche parat: Indiekinder - willkommen im Mainstream war die Ansage zu dem Track, der schon vor erscheinen des ganz frischen Albums Evropi öffentlich gemacht worden war: Should I care. Und irgendwie stimmt das ja auch, denn es ist ein richtig hymnischer Ohrwurm. Später bei Yeah, I know sollten wir 20täusiges Publikum imitieren und entsprechend mitsingen, was wir natürlich taten und was schließlich auch zur Überbrückung für die nötige Stimmpause bei den Instrumenten (aus)genutzt wurde.


Und die Zugabe war ein von mir sehr geliebtes Lied - also ein besonderes Geschenk - in einem wieder neuen und sehr passenden Gewand. Fast sakral mit Gong und Wehklagen eingeleitet hat es mich ganz umgehauen. Zweimal musste ich sehr an Christoph denken - einmal, als sich direkt hinter mich (echt auf die Pelle gerückt nah, was im Raum nicht not tat) zwei Quatschnasen gestellt hatten, die alles auf der Bühne kommentieren mussten. Und als ich feststellte, dass das Konzert mit dem ersten Track des aktuellen Albums begonnen hatte...

Setlist:
01: We all have to leave someday
02: Lady evropi

03: Should I care
04: Do animals cry
05: hahahahahaha
06: Yeah I know
07: Pain is just a cloud
08:
09:
19: Mercy
11: Heart of the Rainbow

12: Take me for a ride (Z) 



Tourdaten:
21.08. Tübingen - Sudhaus Waldbühne
22.08. Storkow - Alinae Lumr Festival
24.08. Berlin - Klunkerkranich
25.08. Hamburg - Uebel & Gefährlich Dachterrasse
26.08. Köln - Yuca
27.08. München - Cord Club


Als ich aus dem Saal wieder in den Hof trat, war Ásgeir dabei, alle dort mit seinen isländischen Weisen zu verzaubern. Leider hat er ja inzwischen alles verenglischt, um besser verstanden zu werden... Er war mit ganzer Band auf der Bühne und etwas rockig aufgestellt (so wie ich es in Karlsruhe erlebt hatte). Und das passte sehr gut in die späte Stunde dieses Festivals. Ich war aber nur eher passiv dabei und noch mit dem bisher gehörten innerlich sehr beschäftigt. Aber auch als quasi Soundtrack habe ich die Show sehr genossen.

Aus unserem Archiv:
Tag 1
Tag 3 
Owen Pallett, Karlsruhe, 30.11.14
Owen Pallett, Köln, 29.11.14
Owen Pallett, Dresden, 17.06.14
Owen Pallett, Paris, 11.12.12
Owen Pallett, Düsseldorf, 26.05.12
Owen Pallett, Eindhoven, 11.11.11
Owen Pallett, Köln, 23.06.11
Owen Pallett, Paris, 22.02.11
Owen Pallett, Eindhoven, 18.02.11
Owen Pallett, Paris, 01.06.10
Owen Pallett, Barcelona, 28.05.10
Owen Pallett, Frankfurt, 15.03.10

Sea + Air, Karlsruhe, 03.10.13
Sea + Air, Ludwigsburg, 30.11.13
Sea + Air, Karlsruhe, 21.07.13
Sea + Air, Mannheim, 31.05.13
Sea + Air, Darmstadt, 03.03.13
Sea + Air, Köln, 24.10.12

Ásgeir Trausti, Karlsruhe, 08.07.13 



 

Konzerttagebuch © 2010

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