All Tomorrows Party Island Tag 1 mit Konzerten von
Tall Firs (40 min)
Public Enemy (60 min)
Iggy Pop (75 min)
Belle and Sebastian (70 min)
Ort: Ásbrú bei Kevlafík
Datum: 2. Juli 2015
Zuschauer: zwischen 500 und 8000
Fast alle Fotos von Claudia, vielen Dank!
Was hat Euch da eigentlich geritten! Das muss man unweigerlich denken, wenn man die Bandzusammenstellung dieses ersten Festivaltages liest, oder?!
Aber die Fahrt zum ATP nach Island hatten wir im Herbst letzten Jahres ausgemacht. Bekannt war da nur der Ort (eine ehemalige amerikanische Airbase in der Nähe des Flughafens von Reykjavík) und dass Belle and Sebastian spielen würden. Es verband sich für uns also die Hoffnung, ein Sehnsuchtsland zu sehen mit der, ein zu Belle and Sebastian passendes - also tolles - Line-up dort zu erleben, zumal ja in Island kein Mangel an Bands herrscht, deren Musik wir mögen. Nachdem Flug und Unterkunft unserer kleinen Reisegruppe gebucht waren, habe ich lange Monate gar nicht mehr daran gedacht. Es hätte auch nichts genutzt, denn das Programm plumpste tatsächlich erst sehr kurz vorher in die Öffentlichkeit und alle Infos zum Venue sogar erst in dem Moment, wo es schon seit einer Stunde geöffnet war... Ob das nun isländisch tiefenentspannt ist oder schlampig organisiert, weiß ich nicht. Zum Glück war es eigentlich auch nicht so wichtig, weil es auf dieser Reise nicht nur um die Musik ging, sondern wir auch etwas vom Land und den kurzen Nächten um die Sommersonnenwende erleben wollten.
Das Festival begann schließlich für uns damit, unsere Booking-Nummern gegen ein Bändchen zu tauschen, was tatsächlich gut und relativ fix klappte. Das Einlassteam versprühte beste Laune obwohl das Wetter eher so naja war. Es drohte Regen und es war etwa 25 Kelvin kühler als in Deutschland. Anschließend warfen wir einen Blick auf das überschaubare kulinarische Angebot. Es gab Stände mit Fish & Chips und mit Sushi. Die längste Schlange war bei den Burgern (die auch echt lecker aussahen). Für uns war aber das Hummer-Sandwich eindeutig der Knaller und das eigentliche Lokalkolorit (auch in punkto Preis typisch isländisch)... Wobei ich auch noch nie Schafsfuß mit Kartoffelsalat angeboten bekommen habe.
Die meisten Konzerte fanden in den Atlantic Studios statt, einer Halle, die sicher einmal ein Flugzeughangar gewesen war - passend wohl für etwa 10.000 Besucher. An diesem ersten Tag war der Besucher-Höhepunkt das Konzert von Iggy Pop mit etwa 8.000 Zuschauern (Christoph hat ein bisschen defensiver etwa 7000 geschätzt). Was vielleicht auch denjenigen Recht gab, die sich die etwas verquere Zusammenstellung überlegt hatten und wohl das Ziel verfolgten, möglichst viele Tickets zu verkaufen. Aber auf uns wirkte es eher wie Ein Kessel Buntes. In den Atlantic Studios begannen alle drei Festivaltage gegen 14 Uhr. Außerdem gab es einen kleinere Bühne im nahe gelegenen Theater der Airbase.
Den ersten Tag begannen wir mit dem Duo Tall Firs, anscheinend einem ATP-Urgestein. Sie spielten im Andrews Theater das eindeutig Charme hatte (innen mehr als von außen). Ein Auditorium mit Kinositzen für knapp 400 Leute. Leider mussten wir bis fast zum Beginn des Konzertes warten bis wir eingelassen wurden, was dank des Regens, der inzwischen tatsächlich eingesetzt hatte, nicht sehr nett war. Wir flaxten noch mit dem abfahrenden Barmann, dass wir aus der Stadt kommen, wo sein Auto gebaut wurde, aber das half uns leider auch nichts. Mein Eindruck von Tall Firs war etwas gemischt. Die beiden schienen auf der Bühne schon irgendwie Spaß zu haben, aber bei mir kam das nicht so recht an. Es klang auch irgendwie alles zu ähnlich.
Public enemy würden da jedenfalls mehr Energie rüberbringen. Tatsächlich war das dann schließlich auch mein Haupteindruck: Was für eine Energie diese Riege an Überlebenden von der Bühne pumpte, war ein unvergessliches Erlebnis. Der Gesamteindruck blieb dabei jedoch etwas gemischt. In den 80ern war das ja wirklich revolutionär. Umso trauriger ist es eigentlich, dass die Themen der Texte noch immer so aktuell wirken als hätte sich in den letzten dreißig Jahren nicht viel verbessert.
Und es war für mich einfach zu arg einem ganz bestimmten Männerbild verpflichtet, an dessen dicken Eiern ich mich die ganze Zeit gerieben habe. Auf der Bühne posten z.B. die "Sicherheitsleute" abweisend und als Dance-moves wurde auch schon mal marschiert in den Uniformen der US-Wüstentruppen. Und wenn auch von Flavor Flav große Reden geschwungen wurden, wie alle friedliche Brüder sein sollen und wie stolz er auf seine Enkelkinder sei, so war doch in meine ehrliche Bewunderung für diese Kraft auch ein ordentlicher Schuß - was für eine ärmlich eingeschränkte Welt-Gedanken gemischt. Ringsum freilich wurde absolut vorbildlich mitgesungen, gepogt und gefeiert und auch das war ein Erlebnis für mich.
Iggy Pop im Anschluss hatten wir uns vorgenommen, weil man ja nie weiß, ob man noch einmal die Chance bekommt, ihn live zu erleben. Auf der Fahrt von Reykjavík hatten wir noch den Song The Passenger gefeiert, der allein eigentlich ewige Ehrerbietung für den Schöpfer nach sich ziehen sollte. Trotzdem war ich dann nicht in der Lage, mir die Show in voller Länge zu geben. Zum Glück für mich kam der tolle Song schon ziemlich bald. Es war sehr, sehr laut und der Fremdschämfaktor war irgendwann einfach zu hoch für mich. Außerdem war der Alkoholpegel inzwischen schon recht hoch und die eng um mich herumstehenden abgehenden Briten irgendwann einfach zu viel für mich.
Setlist:
01: No Fun
02: I Wanna Be Your Dog
03: The Passenger
04: Lust for Life
05: Skull Ring
06: Sixteen
07: Five Foot One
08: 1969
09: Sister Midnight
10: Real Wild Child (Wild One) (cover)
11: Nightclubbing
12: Some Weird Sin
13: Mass Production
14: I'm Bored (Z)
15: Funtime (Z)
16: Neighborhood Threat (Z)
Anschließend war ich tatsächlich schon ein bisschen müde, aber natürlich musste ich mir mein erstes Belle & Sebastian Konzert einigermaßen in Bühnennähe ansehen - einige von uns waren gar am Bühnenrand, das war mir aber ein wenig zu drängelich. Nach Iggy Pop hatte es sich tatsächlich etwas geleert und etwas weiter hinten konnte ich mich gut bewegen und die gute Laune von der Bühne bis hinter schwappen lassen, was sie ohne weiteres hervorragend schaffte.
Es war es toll und mitreißend, aber die eigentliche Lobeshymne kann hier nur der Kenner singen, was er zum Glück ausführlich getan hat. Ich war hinterher ganz schön froh, dass ich die 45 min in die Landeshauptstadt zurück nur mitfahren musste...
Aus unserem Archiv:
Iggy Pop, Ásbrú, 02.07.2015 (von Christoph)
Belle and Sebastian, Ásbrú, 02.07.2015 (von Christoph mit links zu allen bisherigen Berichten zu Belle and Sebastian)
ATP Island Festival 2. Tag, Ásbrú, 03.07.2015
Alle Fotos von Claudia vom ATP:
Tall Firs (40 min)
Public Enemy (60 min)
Iggy Pop (75 min)
Belle and Sebastian (70 min)
Ort: Ásbrú bei Kevlafík
Datum: 2. Juli 2015
Zuschauer: zwischen 500 und 8000
Fast alle Fotos von Claudia, vielen Dank!
Was hat Euch da eigentlich geritten! Das muss man unweigerlich denken, wenn man die Bandzusammenstellung dieses ersten Festivaltages liest, oder?!
Aber die Fahrt zum ATP nach Island hatten wir im Herbst letzten Jahres ausgemacht. Bekannt war da nur der Ort (eine ehemalige amerikanische Airbase in der Nähe des Flughafens von Reykjavík) und dass Belle and Sebastian spielen würden. Es verband sich für uns also die Hoffnung, ein Sehnsuchtsland zu sehen mit der, ein zu Belle and Sebastian passendes - also tolles - Line-up dort zu erleben, zumal ja in Island kein Mangel an Bands herrscht, deren Musik wir mögen. Nachdem Flug und Unterkunft unserer kleinen Reisegruppe gebucht waren, habe ich lange Monate gar nicht mehr daran gedacht. Es hätte auch nichts genutzt, denn das Programm plumpste tatsächlich erst sehr kurz vorher in die Öffentlichkeit und alle Infos zum Venue sogar erst in dem Moment, wo es schon seit einer Stunde geöffnet war... Ob das nun isländisch tiefenentspannt ist oder schlampig organisiert, weiß ich nicht. Zum Glück war es eigentlich auch nicht so wichtig, weil es auf dieser Reise nicht nur um die Musik ging, sondern wir auch etwas vom Land und den kurzen Nächten um die Sommersonnenwende erleben wollten.
Das Festival begann schließlich für uns damit, unsere Booking-Nummern gegen ein Bändchen zu tauschen, was tatsächlich gut und relativ fix klappte. Das Einlassteam versprühte beste Laune obwohl das Wetter eher so naja war. Es drohte Regen und es war etwa 25 Kelvin kühler als in Deutschland. Anschließend warfen wir einen Blick auf das überschaubare kulinarische Angebot. Es gab Stände mit Fish & Chips und mit Sushi. Die längste Schlange war bei den Burgern (die auch echt lecker aussahen). Für uns war aber das Hummer-Sandwich eindeutig der Knaller und das eigentliche Lokalkolorit (auch in punkto Preis typisch isländisch)... Wobei ich auch noch nie Schafsfuß mit Kartoffelsalat angeboten bekommen habe.
Die meisten Konzerte fanden in den Atlantic Studios statt, einer Halle, die sicher einmal ein Flugzeughangar gewesen war - passend wohl für etwa 10.000 Besucher. An diesem ersten Tag war der Besucher-Höhepunkt das Konzert von Iggy Pop mit etwa 8.000 Zuschauern (Christoph hat ein bisschen defensiver etwa 7000 geschätzt). Was vielleicht auch denjenigen Recht gab, die sich die etwas verquere Zusammenstellung überlegt hatten und wohl das Ziel verfolgten, möglichst viele Tickets zu verkaufen. Aber auf uns wirkte es eher wie Ein Kessel Buntes. In den Atlantic Studios begannen alle drei Festivaltage gegen 14 Uhr. Außerdem gab es einen kleinere Bühne im nahe gelegenen Theater der Airbase.
Den ersten Tag begannen wir mit dem Duo Tall Firs, anscheinend einem ATP-Urgestein. Sie spielten im Andrews Theater das eindeutig Charme hatte (innen mehr als von außen). Ein Auditorium mit Kinositzen für knapp 400 Leute. Leider mussten wir bis fast zum Beginn des Konzertes warten bis wir eingelassen wurden, was dank des Regens, der inzwischen tatsächlich eingesetzt hatte, nicht sehr nett war. Wir flaxten noch mit dem abfahrenden Barmann, dass wir aus der Stadt kommen, wo sein Auto gebaut wurde, aber das half uns leider auch nichts. Mein Eindruck von Tall Firs war etwas gemischt. Die beiden schienen auf der Bühne schon irgendwie Spaß zu haben, aber bei mir kam das nicht so recht an. Es klang auch irgendwie alles zu ähnlich.
Public enemy würden da jedenfalls mehr Energie rüberbringen. Tatsächlich war das dann schließlich auch mein Haupteindruck: Was für eine Energie diese Riege an Überlebenden von der Bühne pumpte, war ein unvergessliches Erlebnis. Der Gesamteindruck blieb dabei jedoch etwas gemischt. In den 80ern war das ja wirklich revolutionär. Umso trauriger ist es eigentlich, dass die Themen der Texte noch immer so aktuell wirken als hätte sich in den letzten dreißig Jahren nicht viel verbessert.
Und es war für mich einfach zu arg einem ganz bestimmten Männerbild verpflichtet, an dessen dicken Eiern ich mich die ganze Zeit gerieben habe. Auf der Bühne posten z.B. die "Sicherheitsleute" abweisend und als Dance-moves wurde auch schon mal marschiert in den Uniformen der US-Wüstentruppen. Und wenn auch von Flavor Flav große Reden geschwungen wurden, wie alle friedliche Brüder sein sollen und wie stolz er auf seine Enkelkinder sei, so war doch in meine ehrliche Bewunderung für diese Kraft auch ein ordentlicher Schuß - was für eine ärmlich eingeschränkte Welt-Gedanken gemischt. Ringsum freilich wurde absolut vorbildlich mitgesungen, gepogt und gefeiert und auch das war ein Erlebnis für mich.
Iggy Pop im Anschluss hatten wir uns vorgenommen, weil man ja nie weiß, ob man noch einmal die Chance bekommt, ihn live zu erleben. Auf der Fahrt von Reykjavík hatten wir noch den Song The Passenger gefeiert, der allein eigentlich ewige Ehrerbietung für den Schöpfer nach sich ziehen sollte. Trotzdem war ich dann nicht in der Lage, mir die Show in voller Länge zu geben. Zum Glück für mich kam der tolle Song schon ziemlich bald. Es war sehr, sehr laut und der Fremdschämfaktor war irgendwann einfach zu hoch für mich. Außerdem war der Alkoholpegel inzwischen schon recht hoch und die eng um mich herumstehenden abgehenden Briten irgendwann einfach zu viel für mich.
Setlist:
01: No Fun
02: I Wanna Be Your Dog
03: The Passenger
04: Lust for Life
05: Skull Ring
06: Sixteen
07: Five Foot One
08: 1969
09: Sister Midnight
10: Real Wild Child (Wild One) (cover)
11: Nightclubbing
12: Some Weird Sin
13: Mass Production
14: I'm Bored (Z)
15: Funtime (Z)
16: Neighborhood Threat (Z)
Anschließend war ich tatsächlich schon ein bisschen müde, aber natürlich musste ich mir mein erstes Belle & Sebastian Konzert einigermaßen in Bühnennähe ansehen - einige von uns waren gar am Bühnenrand, das war mir aber ein wenig zu drängelich. Nach Iggy Pop hatte es sich tatsächlich etwas geleert und etwas weiter hinten konnte ich mich gut bewegen und die gute Laune von der Bühne bis hinter schwappen lassen, was sie ohne weiteres hervorragend schaffte.
Es war es toll und mitreißend, aber die eigentliche Lobeshymne kann hier nur der Kenner singen, was er zum Glück ausführlich getan hat. Ich war hinterher ganz schön froh, dass ich die 45 min in die Landeshauptstadt zurück nur mitfahren musste...
Aus unserem Archiv:
Iggy Pop, Ásbrú, 02.07.2015 (von Christoph)
Belle and Sebastian, Ásbrú, 02.07.2015 (von Christoph mit links zu allen bisherigen Berichten zu Belle and Sebastian)
ATP Island Festival 2. Tag, Ásbrú, 03.07.2015
Alle Fotos von Claudia vom ATP:
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