Datum: 13. August 2015
Dauer: 105 min
Zuschauer: 17
Alle diese stimmungsvollen Bilder sind von Frank - vielen Dank!
Ich bin immer noch dabei, mir dieses "Wohnzimmerkonzert-Dingens" anzueignen. Das eine ist ja, die Konzerte bzw. den Besuch der Künstler zu erleben - das andere, zu verstehen, was mir daran gut tut und mir wichtig ist. Man könnte ja meinen, Hauptsache es macht Spaß, warum ist doch egal. Ich bemerke aber, dass es mich sehr stört, dass ich nur rumstottere, wenn ich die - für andere - offensichtlichen Fragen gefragt werde. Besonders, wenn ich Leute einladen will und dann nicht recht fassbar machen kann, zu was eigentlich und warum sie unbedingt kommen sollten.
Ein wichtiger Teil davon wäre z.B auch kurz und griffig sagen zu können, was für Musik ich für die Konzerte aussuche. Die kurze und präzise Antwort ist: Musik, die mir selbst gut gefällt. Dann aber hört es auch schon auf, einfach zu sein. Schildchen und Schubladen habe ich nicht parat und die wenigen Kategorien, in denen ich vielleicht sortieren würde, sind für andere komplett ohne Inhalt und Bedeutung. Ein bisschen rettet mich dann, dass ich Musikbeispiele für konkrete Abende beilegen kann und sich jede und jeder vorher selbst überlegen kann, ob sich dafür der Weg in die Waldstadt lohnen würde (was ja ohnehin die einzige Kategorie ist, die zählt).
Weit verbreitet finde ich auch die Idee, dass Wohnzimmerkonzerte für Nachwuchskünstler oder Freizeitmusiker sind. Das Gespräch führt mich echt auf Glatteis. Implizit schwingt da mit, dass diese Leute noch nicht reif für "richtige" Bühnen sind, oder? Don't get me started... Dafür hätte ich nämlich echt keine Geduld! Und das ist noch eine sehr beschönigende Beschreibung. Nee, das sind schon sagen wir mal reife Künstler, die mir was geben und denen IHRE Musik wichtig genug ist. Wie lange sie das schon machen und wovon und wofür sie leben finde ich auf einer persönlichen Ebene interessant, sagt mir aber in der Regel nichts über die Musik. Und wenn toll eingespielte Coverbands jahrein jahraus Hochzeiten und andere Feiern mit einem Musikteppich unterlegen, dann sind die ja wohl zweifelsfrei professionell aber überhaupt nichts für mich.
Warum diese lange Präambel? Wenn man so will, sind Deep River sowohl Nachwuchkünstler als auch Freizeitmusiker. Was aber so eigentlich recht Banane ist. In Wirklichkeit sind sie nämlich ein Phänomen. Da haben sich drei gefunden, von denen man denkt: das Dorf muss schon ganz schön klein sein, damit die sich überhaupt mal über den Weg laufen - geschweige denn so ins Gespräch kommen, dass sie herausfinden könnten, dass das mit der Musik ein gemeinsames Ding sein könnte. Da ist Stefan Kletetzka, der schon seit vierzig Jahren Gitarre spielt und auch daneben so einiges erlebt hat. Ingo Henkel ist ein Lebenskünstler und Svenja Metje hat gerade ihr erstes eigenes Auto versichert. Aber wenn sie auf der Bühne zusammen musizieren, sich ihre drei Stimmen und die zwei akustischen Gitarren mischen, dann erzählen sie in jedem Lied wieder neu von dem, was Leben ausmacht und berühren mich tief.
Sie bedienen sich dabei durchaus gängiger und auch eingängiger Melodien und erfinden kein von Grund auf neues Genre. Die Musik wäre wohl als Folk benennbar - bevorzugt auf der etwas dunkleren und melancholischen Seite. Aber zwischendurch konnten unsere zwei jüngsten Konzertbesucher auch richtig ordentlich abzappeln und fanden das wohl heimlich auch am besten. Dass zweimal eine Saite gerissen sind, hat Ingo zwar sicher ins Schwitzen gebracht, aber da wir ohnehin alle dieses Schicksal teilten, war das nur halbes (weil geteiltes...) Leid. Wir haben uns an diesem Sommerabend alle ganz und gar bezaubern lassen, haben mitgeschnipst und waren hinterher alle ein bisschen besoffen von der Musik und vielleicht auch benommen vom gemeinsam vergossenen Schweiß.
Vielen Dank für diesen ganz besonderen Abend.
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