Konzert: Curbside Prophets & Pohlmann
Ort: Schloßgarten in Karlsruhe
Datum: 7. August 2015
Zuschauer: einige Tausend
In gewisser Weise ist Karlsruhe das Nesthäkchen unter den deutschen Großstädten. Vor ziemlich genau 300 Jahren erst entsprang es der Grille eines lokalen Herrschers. Und wie das mit den jüngsten so ist, lässt man sich beim Geburtstag nicht lumpen. In Karlsruhe werden die 300 Jahre zum Anlass genommen ein etwa drei Monate dauerndes Fest der Stadt für Bewohner und Gäste zu feiern. Ich hatte die Vorbereitungen mit etwas Achselzucken begleitet und fand die Idee, in den Schloßgarten einen Pavillion zu setzen, der ein Ort für Open Air Bühne und Veranstaltungen in seinem Innern sein konnte eher doof.
Man muss dazu wissen, dass der Schloßgarten sowieso der Treffpunkt der Karlsruher ist. An den vielen schönen Tagen ist es dort wie am Strand. Familien und Studenten auf Picknickdecken und spielende Kinder allen Alters beherrschen das Bild. Und am Abend wird gegrillt und es findet sich häufiger eine Gruppe junger Leute zum feiern mit Musik. Vor dem Schloss fand man eigentlich immer eine Boulerunde und häufig Radhockeypartien. Seit der Bereich umgestaltet wurde, war er dafür noch nicht wieder so recht in Besitz genommen worden.
Ich konnte mir nicht recht vorstellen, dass diese sympatische informelle Mitte Karlsruhes dadurch gewinnen würde, dass man Fressbuden, Toiletten und mitten hinein dieses Bauwerk stellte. Die Befürchtungen wurden mir bestätigt als in Vorbereitung der Eröffnungsveranstaltung für immerhin 40.000 Leute dann auch noch Zäune augestellt wurden und schwere Technik fast 2 Wochen lang den Park fast unbenutzbar machte.
Seitdem waren inzwischen fast 6 Wochen vergangen und ich hatte mich Ende Juli schon einmal überreden lassen, mir fix eine der Projektionen (300 Fragemente) auf die Schloßfassade anzusehen. Es war also Zeit, mir auch einmal das Treiben um die Bühne hinter dem Schloss im Garten anzusehen. Wir hatten uns dafür schon unter der Woche den Freitag fest vorgenommen und das Konzert der Curbside Prophets mit Pohlmann. Ich bin ja immer geneigt, mich über späte Anfangszeiten zu ärgern und auch wenn man ja am Samstag ausschlafen kann, hängt mir am Freitag normalerweise die Woche so an, dass ich nach 23 Uhr nicht mehr sehr enthusiastisch sein kann.
Aber an diesem Freitag war ich ausnahmsweise heilfroh, dass wir erst gegen 21 Uhr losfahren mussten, um die Show um 21:15 Uhr zu erreichen. Wir hatten an unserem Schattenthermometer die 40°C geknackt und näherten uns um 21 Uhr gerade erst erträglichen Temperaturen von 32°C. Im Schloßgarten erwartete uns dann tatsächlich fast halb Karlsruhe, das sich nicht lumpen ließ und die warme Nacht zum feiern nutzte - sowohl vor dem Schloß als auch an der Bühne war eine sommerlich entspannte und fröhliche Stimmung zu spüren.
Man hätte sich als Band wohl kaum einen besseren Abend wünschen können. Auch wenn es nicht an die 50.000 Zuschauer vom Fest heranreichte, in deren Aufmerksamkeit die Gossenpropheten sich 2012 und 2013 sonnen durften, waren es doch locker einige Tausend Leute. Und das ganz ohne Gedrängel (zumal man den Garten in alle Himmelsrichtungen verlassen kann).
Einerseits bin ich ja nicht so Fan von Coverbands, andererseits muss ich zugeben, dass die Stimmung im Park dafür sprach, dass die Organisatoren bei der Stadt hier schon im Sinne der Besucher gehandelt hatten. Es wurde durch alle Generationen hindurch getanzt, geklatscht und mitgefeiert, was auch bei der vierköpfigen Band die Spielfreude anfeuerte. Der Slot mit Pohlmann war in meinen Augen unerwartet kurz, aber eigentlich konnte die Band an diesem Abend hier gar nichts falsch machen. Und natürlich wurde geboten, was Tanzgaranten sind: Disco Partizani, Raggae á la Bob Marley und Me gustas tu von Manu Chao und auch einige Eigenkompositionen in ähnlichem Stil.
Als Fazit muss ich wohl zugeben, dass dieser Pavillion vielleicht doch eine gute Idee der Stadt gewesen ist, um mit den Bewohnern einen besonderen Sommer zu gestalten, der das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt und auch über die Baustellensituation in unserer Innenstadt ein wenig hinwegtrösten kann.
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