Konzert: Courtney Barnett
Ort: Haldern-Pop Festival
Datum: 15.08.2015
Zuschauer: volles Spiegelzelt
von Dirk aus Mönchengladbach
Es ist genau 0:00 Uhr als Courtney Barnett pünktlich die alte Holzbühne im Spiegelzelt betritt. Eigentlich ein guter Zeitpunkt für was Neues, denke ich. Doch die Musik, die jetzt gleich aus den Boxen dröhnt, ist eigentlich alles andere als neu.
Courtney Barnett hat ein tolles Album gemacht. Sie stammt aus Australien, ist 27 Jahre alt und hätte sie dieses Album in einer Zeit veröffentlicht, in der Indierock nicht völlig am Boden liegt, wäre sie vermutlich ein Star. So aber ist sie zur Zeit ziemlich alleine mit dem, was sie tut. Auf dem Haldern-Pop dieses Jahr könnte man höchstens noch die US-Amerikaner von The Districts dem Indierock zurechnen. Gerade deshalb ist das Zelt aber voll froher Erwartung. Erstens hat Courtney bisher nur sehr wenige Konzerte in Europa gespielt und zweitens: Gitarrenmusik live, das geht immer.
Der Look beim ersten Eindruck ist schon mal klasse. Stilsicher in Doc`s, Röhrenjeans und Schlabberhemd. Dazu wuselige, schwarze Haare bis über die Schultern. Immer hat sie ein Lachen fürs Publikum und ihre kleine Band, bestehend aus Bass und Schlagzeug. Der Chef im Ring aber ist ganz klar Courtney selber. Immer wieder schauen die Musiker zu ihr, schon die ersten Songs bringen heftige Gitarrenriffs und unbändiges Spiel hervor.
Courtney folgt im Aufbau ihrer Stücke einer kleinen Minderheit von Musikern. Sie hat meistens kein klassisches "Strophe, Refrain, Strophe" Konzept, sondern die Worte werden eher wie eine Erzählung verwendet, schwer das zu erklären. Manchmal gleicht es, obwohl es sich um eine völlig andere Art von Musik handelt, den Streets oder Sun Kill Moon. Beschrieben werden nämlich wie auch bei diesen beiden Musikern eher Alltagssituationen als ausgefeilte Storys oder Liebesgeschichten.
Courtney schwankt also in den Texten zwischen diesen Alltäglichkeiten und bissiger Ironie, besonders wenn es um Trennungen oder Ex-Freunde geht.
"My internal monologue is saturated analogue. It´s scratched and drifting, I`ve become attached to the idea it`s all a shifting dream bitter sweet philosophy. - Underworked and oversexed I must express my disintrest, the rats are back inside my head what would Freud have said ?"
Sie spielt mit der Sprache und den Melodien. Wer würde Texte wie diesen in Songs vermuten, die daherkommen wie einfacher Rock. Aber selbst der ist toll, etwas staubiger und texanischer als auf Platte, aber wie sie die Gitarre und ihren Körper windet, für mich als Neil Young Fan ein großer Spass. Endlich jemand, der nicht jede Note seiner 10 Monate Arbeit im Studio genauso live reproduzieren möchte.
Letzter großer Pluspunkt, Courtney hat Charme und Ausstrahlung. Alles in allem ein kurzer, aber perfekter Mitternachtssnack, den ich mir gerne im November in Köln nochmal in ganzer Länge ansehen werde.
Setlist Courtney Barnett, Haldern-Pop Festival:
01: Elevator Operator
02: Lance Jr
03: An Illustration of Loneliness (Sleepless in New York)
04: Small Poppies
05: Dead Fox
06: Depreston
07: Nobody Really Cares If You Don't Go to the Party
08: Avant Gardener
09: History Eraser
10: Pedestrian at Best
Links:
- aus unserem Archiv:
- Courtney Barnett, Köln, 17.11.14
- Courtney Barnett, Barcelona, 31.05.14
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