Mittwoch, 18. Juni 2014

Feral and Stray, Paris, 17.06.14


Oliver Peel Session #78 mit Olèna und Feral & Stray
Ort: Break'Art Mix Residency in Paris
Datum: 17. Juni 2014
Dauer: 40 min + 60 min
Zuschauer: etwa 65



Es war eine schöne Überraschung, als sich herausstellte, dass die Oliver Peel Session #78 in der Woche stattfinden wird, wo ich ohnehin in Paris sein würde und ausgerechnet mit Feral & Stray. Meine bisher einzige live Begegnung mit Erin Lang (solo) in Stuttgart (im Vorprogramm von Agnes Obel) hatte unter keinem besonders guten Stern gestanden, denn die zarte Person nur mit einer E-Gitarre ausgestattet stand vor einem riesigen Auditorium und konnte für mich an diesem Abend ihre Rohdiamanten nicht zum funkeln bringen, obwohl ich ihre Platte zu dem Zeitpunkt schon heiß und innig liebte.


An diesem Abend in Paris wurde sie nun unterstützt von Daniel Bleikolm an Gitarre/Keyboard und Basedrum und es war so intim - sie konnte alle Personen in der ersten Reihe berühren. Viel bessere Chancen für eine bewegende Begegnung mit ihrer so einzigartigen Musik.


Mein privater Bonus war, dass ich in etwa 20 min zum Konzertort laufen konnte. Ich war sogar etwas schneller vor Ort als geplant - weil ich fast nicht suchen  musste -  und überlegte noch, wie ich 15-20 min überbrücken könnte (um nicht zu unhöflich früh zu kommen), als ich Oliver und 2 weitere Personen an der Haustür sah mit schweren Taschen. Da konnte ich auf der Zielgeraden noch mit anpacken und war vor Ort während noch die letzten Vorbereitungen getroffen wurden. 


Oliver hatte mir erzählt dass David und Anna in ihrer Wohnung in Wurfweite von Notre Dame öfter Künstler beherbergen. Hinterher habe ich festgestellt, dass man über ihre Erfahrungen und die ihrer Gäste auch einiges nachlesen kann.

In jedem Fall war dies ein gastliches und gut vorbereitetes Haus für das Konzert. In der Wartezeit auf den Beginn des Konzertes wurde mir die Zeit nicht lang - so viel zu sehen und im Stillen zu belächeln:

Es gab Garderobe zu bewundern und Schuhe (ich fand das zum Teil sehr sportlich für einen Abend von 3 Stunden im Stehen). Ich geriet in das Familientreffen von Olèna und wurde von ihrer Mutter ein bisschen unter die Fittiche genommen. Leider ist mein Französisch mehr passiv als aktiv und wir kommunizierten sehr häufig nur mit Blicken... 


Außerdem fand ich es sehr unterhaltsam, dass es offensichtlich ein Pariser Volkssport ist, Plastikbecher mit Getränk im Mund festzuhalten um die Hände für die Bedienung des Smartphones auch während des ganzen Konzertes frei zu haben. Schließlich war der Raum fast bis an die Kapazitätsgrenze gefüllt und es konnte losgehen.  


Oléna hatte einige Zeit in Island verbracht und sich auch von dort Unterstützung and den Drehknöpfen mitgebracht: M-Band. Die Musik hatte für mich zwei wichtige Komponenten: der Beatuntergrund - weshalb es auch eher unter elektronisches Gefrickel einzuordnen ist und die Stimme von Oléna, die für mich eine reichliche Prise Björk hatte. Durch die Stimme war es für mich ein sehr unterhaltsames Set, aber nach etwa 30 min hatte es sich für mich ein bisschen erschöpft und ich war ganz zufrieden damit, dass nach 40 min das Set unter großem (und verdientem) Applaus beendet wurde. 



Mit den vielen Menschen war es sehr warm geworden. Die Fenster wurden weit geöffnet, es wurde am offenen Fenster geraucht und gedankenlos wurde die Asche in die Strasse getippt, wo genau unter uns eine Gruppe junger Mädchen einen Geburtstagskuchen anschnitten. 


Der Umbau für Feral and Stray war erstaunlich fix dafür, wie viele Kabel und Geräte ab- und wieder herbeigeräumt werden mussten. Und mit dem ersten Akkord des Sets war ich tief glücklich, schloss die Augen und ließ mich treiben. Wie rund, wie schön hier die vertrauten Lieder waren! Es gab sehr wenige Ansagen - die wenigen aber in ihrem herben kanadischen Französisch und mit sehr viel lachen.


Ein Bonus war weiterhin, dass David Simard - einer der Gastgeber - für zwei Songs seine Stimme lieh. Was für eine Entdeckung für mich! So eine warme und weiche Männerstimme! Für das zweite Set hatten wir eines der zwei Fenster weit geöffnet gelassen, was zwei lustige Zwischenfälle zur Folge hatte: Gesangsbeteiligung von der Strasse und ein Lied wurde dem Nachbarn gewidmet, der nur 5 m entfernt auf der anderen Strassenseite an seinen offenen französischen Fenstern stand. 




Schöne Aspekte für mich war der Einsatz des Omnichords und einer Kalimba. Den größten Schatz hatte Erin aber bis ganz zum Schluss aufgehoben für die Zugabe: Quiet Soul war (wie schon in Stuttgart) DAS Lied für mich. Wunderbar und ein so schöner Abschluss eines herrlichen Abends.


Erin Lang wird am 31. Juli in Würzburg (Alter Hafen) auftreten. Le Cargo hat vor dem Konzert einige Aufnahmen gemacht:


Aus unserem Archiv:
Erin Lang, Stuttgart, 07.11.13
Erin Lang, Paris, 17.03.12
Erin Lang, Paris, 19.10.11
Erin Lang, Paris, 17.10.11
Erin Lang, Paris, 18.09.11






Mehr Bilder:




 

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