Konzert: Courtney Barnett
Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 31.05.2014
Dauer: knapp 45 min
Zuschauer: recht viele für die frühe Stunde
Am Samstag fanden allein auf dem Festivalgelände 73 Konzerte statt. 73! Da ich es hasse, hier und da nur mal reinzuschnuppern und Auftritte nur genieße, wenn ich sie ganz sehe, erfordert solch eine riesige Auswahl eine gewisse Vorbereitung. Vor allem dann, wenn das Lineup und der eigene Musikgeschmack so große Überschneidungen haben. Bei Rock am Ring 2014 würde ich - wenn ich teilnehmen müsste - genau vier Konzerte ansehen (u.a. Maximo Park und Gogol Bordello, die ich beim Primavera nicht angeguckt hätte, hätten sie da gespielt). 73:4. Auch deshalb ist mir die Eifel so viel fremder als Katalonien.
Die Zeit für musikalische Vorbereitungen fehlte mir fast vollständig. Das ist im Fall eines Festivals von der Güte des Primavera hochgradig fahrlässig, weil man Gefahr läuft, erst hinterher zu erfahren, welche kommenden Lieblingsbands man verpasst hat. Meine Fein-Planung fand vormittags statt. Als ich Samstagmorgen nachguckte, wie ich die noch vorhandenen Lücken füllen würde, waren Islands ganz klar gesetzt. Ich war recht sicher, sie 2007 schon einmal bei einem Festival gesehen und gemocht zu haben. Daß Teil eins faslch war, merkte ich erst einige Tage später, den Rest innerhalb der ersten drei Lieder. Islands empfand ich als langweilig, wenigstens aber nicht als spannend genug, vor der Ray Ban Bühne länger zu verweilen. Drei Gehminuten weg sollte gleich Courtney Barnett anfangen, mit der ich mich nicht beschäftigt hatte (auch so ein Schutzmechanismus für Festivals: möglichst nie mit den Bands beschäftigen, die parallel zu denen spielen, die man unbedingt sehen will!). Ich ging also vollkommen unbedarft zur Pitchfork Stage und sah eine Frau in flaschengrünem Hemd mit wilder Mähne und Gitarre, einen Bassisten mit lustigem Gesicht und einen Schlagzeuger auf die Bühne kommen.
Ich hatte irgendwie ein ruhiges Folk-Konzert erwartet, wurde aber auch da auf dem vollkommen falschen Fuß erwischt. Der Auftritt der jungen Australierin, die bisher ein Album als Doppel-EP veröffentlicht hat, war sehr viel lauter und wilder als gedacht. Besonders gut gefiel mir das Zusammenspiel der drei Stimmen. Meist, so habe ich es jedenfalls wahrgenommen, sang Bassist Bones Sloane mit aber auch Schlagzeuger Dave Mudie war immer wieder zu hören.
Ich kann gar nicht genau sagen, warum mich das Konzert so in seinen Bann gezogen hat - ich kann überhaupt gar nicht viel über den Auftritt schreiben. Aber immer, wenn ich über die besten Auftritte des Wochenendes nachdenke, kommt mir dieser in den Sinn. Die Lieder sind beeindruckend, die raue Art, sie wiederzugeben (ich bin nicht sicher, ob sie mich auf Platte in gleicher Form begeistern werden), die wundervolle Harmonie zwischen den Stimmen... das war schon alles vorzüglich!
Wie schön, daß mich die Islands so gelangweilt haben, denn sonst wäre ich im Leben nicht über Courtney Barnett gestolpert.
Setlist Courtney Barnett, Primavera Sound Festival, Barcelona:
01: Lance jr
02: Canned tomatoes (whole)
03: Scotty says
04: Don't apply compression gently
05: Are you looking after yourself?
06: Blah (neu)
07: Avant gardener
08: David
09: History eraser
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