Konzert: PINS
Ort: Best Kept Secret Festival, Hilvarenbeek
Datum: 21.06.2014
Dauer: 35 min
Zuschauer: 400 vielleicht
Samstags um 13.30 Uhr mäht man den Rasen oder wäscht sein Auto. Oder man kauft die Nackensteaks für den Grillabend. Aber man steht ganz sicher nicht in einem kleinen Zelt in einem Safari-Park und guckt vier Frauen zu, die Bierdosen in der Hand halten und krachige Musik spielen. Irgendetwas scheint da bei mir erheblich schiefgegangen zu sein, und auch wenn das nicht überall leicht vermittelbar ist: mein Nachmittag war natürlich tausendfach besser! Eine kluge Band beschrieb mich vor einigen Jahren. "Jeder ist in seiner eigenen Welt, aber meine ist die Richtige!"
Die vier Musikerinnen mit den Bierdosen sind PINS und kommen aus Manchester. Sie klängen wie eine Mischung aus den Dum Dum Girls und Savages, behauptete das Programmheft und obwohl ich die Referenzen in Festival-Apps nie nachvollziehen kann, traf es das recht gut, Sängerin Faith Holgate hört ich wirklich ein wenig nach Jehnny Beth an. PINS klingen aber weniger wütend als Savages. Von Bands wie den Dum Dum Girls, La Sera, Best Coast und wie diese tollen Gruppen alle heißen, unterscheiden sich PINS durch eine deutlich rockigere Instrumentierung. Und wenn man zwischen zwei tollen Dingen gelagert ist, ist es wenig überraschend, daß man auch toll ist - PINS machten mir trotz der fiesen Anfangszeit großen Spaß!
Die Engländerinnen haben im vergangenen Jahr ihr Debütalbum Girls like us bei Bella Union veröffentlicht und spielten einige Stücke der Platte. Allerdings war das Set deutlich abwechslungsreicher. Bands mit einem Album spielen ja normalerweise nur Stücke davon - und vielleicht eine alte Single oder ein Cover, um das Programm zu füllen. PINS hatten nur vier Lieder der LP im Programm, ein paar B-Seiten, Singles, einen neuen Song (Curse the dreams) und ein Misfits Cover. Ob sie die anderen Lieder nicht gerne oder nicht gut spielen oder die Singles und B-Seiten lieber mögen? Ich weiß es nicht, es ist aber auch vollkommen egal, weil mich das Set von A bis Z überzeugt hat. Dabei war gerade das Misfits-Cover der scheinbar fröhlichste Song des kurzen Programms (hörte man nicht dem Text zu).
PINS sind neben Sängerin Faith Schlagzeugerin Sophie, Bassistin Anna Donigan und Gitarristin Lois Donald, mit gelbblonden Haaren und breitestem Grinsen die auffälligste der Musikerinnen. Lois sang und brüllte das ganze Konzert über mit. Meist aber vollkommen lautlos, fern von jedem Mikro. Einmal, als sie wieder (scheinbar) laut wie der Chor der Schwarzmeerflotte mitschmetterte, hielt Faith ihr ein Mikro hin, was zu einem großen Lachanfall der Gitarristin führte. Ich fühlte mich als großer Freund der Kunst des lautlosen Mitsingens so bestätigt - und ertappt.
PINS werde ich wiedersehen. Wofür doch so ein Samstagnachmittag gut ist! Und wieder einmal ist es vollkommen irrelevant, ob die Band nach irgendetwas klingt, was es schon einmal gab. Sie klingt gut, das reicht mir. Einzig eines stört mich. Das beste Lied (House of love) scheint auf keiner Veröffentlichung zu sein. Das ebenso tolle Say to me ist immerhin auf einer der EPs der Band zu finden.
Setlist PINS, Best Kept Secret Festival, Hilvarenbeek:
01: Lost lost lost
02: Curse these dreams (?) (neu)
03: House of love
04: Get with me
05: Say to me
06: Luv U 4 Lyf
07: O Lord
08: Girls like us
09: Hybrid moments (Misfits Cover)
10: Shoot you
11: Waiting for the end
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