Konzert: Get Well Soon (& Abby)
Ort: Mousonturm, Frankfurt
Datum: 02.03.2010
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft
Dauer: Get Well Soon 90 min, Abby 45 min
Temperatur: 31° C
Ich versuche gar nicht erst, objektiv zu bleiben:
Eigentlich hatte ich nichts über das Kölner Konzert von Get Well Soon hören wollen, weil ich selbst gerne Konstantin Gropper und Band im Gloria gesehen hätte aber wehmütig verzichten musste. Auch wollte ich mir die Vorfreude auf mein nächstes Konzert nicht durch eine mögliche uneuphorische Kritik verderben lassen. Da mir eine schlechte Beurteilung nach den bisherigen Abenden mit Get Well Soon aber vollkommen unsinnig vorgekommen wäre, wollte ich dann doch wissen, was mich erwarten würde. "GWS waren sehr toll. Ich befürchte, das ist nicht steigerungsfähig und unwiederholbar." Ok, nur zum Teil das, was ich hören wollte.
Zuletzt hatte ich das hochgelobte Projekt von Konstantin Gropper im August in Wiesbaden gesehen, beim letzten Clubkonzert mit dem ersten Album. Er kündigte an, daß Get Well Soon im Frühling anders aussehen würden. Eigentlich ein guter Grund, nervös zu werden. "Wir machen jetzt mal was anderes", ist bei einer Lieblingsband keiner der Sätze, die ich besonders gerne höre.
Vor ein paar Wochen erschien Vexations, das zweite Album, von dem es ein wunderschönes Doppel-CD Buch gibt. Bei den ersten Hördurchgängen* erschien es mir komplizierter bzw. anspruchsvoller als das Debüt, ohne aber Gefahr zu laufen, schnell unhörbar zu werden, wie das etwa bei auf Teufel komm raus auf Kunst getrimmten Platten zwangsläufig passiert. Je mehr ich Vexations höre, desto weniger weiß ich, welches der beiden Alben mir besser gefällt.
Es haben sich also vielleicht der Stil, die Instrumentierung ein wenig geändert, nicht aber die große Faszination, die von der Get Well Soonschen Musik ausgeht.
Aber das Bühnenlayout sah etwas anders aus. Besonders auffällig waren die beiden beeindruckenden Schlaginstrumente: eine Marimba und ein großes Glockenspiel mit Pedalen (ein Vibraphon? Ich weiß es nicht genau - Konstantin offenbar auch nicht: "an der Trompete, der Gitarre, dem Gesang und dem ... Dings, Maxxi"). Ansonsten fehlte der dritte Gitarrist, Get Well Soon waren also zu sechst auf der Bühne, aber größtensteils bekannt. Neben Konstantin spielte Verena Gropper Geige, Glöckchen und Marimba, Timo Kumpf Bass, Maxxi Schenkel Gitarre, Trompete und eben Dings, Paul Kenny Schlagzeug (und eine Minute Glockenspiel...). Neu war für mich Marcus Wuest an Keyboard, Akkordeon und Glockenspiel.
Das Konzert begann mit einem Film auf einer riesigen Leinwand hinter der Bühne und mit einer Instrumental-Version von Nausea, die Seneca's silence. Dazu sah man die Gesichter der Musiker auf der Leinwand, die schließlich mit Torten beworfen wurden. Das wäre schön und sicher sehenswert, wenn nicht am Ende das letzte Tortenopfer die Buttercreme im Gesicht so verschmiert hätte, daß das Schlußbild wie das Plattencover aussah. Nicht mehr "schön und sehenswert", einfach grandios und hochgradig liebevoll!
Parallel dazu passierte dann aber noch etwas, was eben auch Get Well Soon typisch ist, und Kunsthochschulen-Streberbands vermutlich komplett aus dem Konzept brächte: irgendwas an Konstantins Gitarrenkabel funktionierte nicht. Also kam ein Helfer eilig auf die Bühne und behob das Problem. Konstantin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, er spielte seine Parts bei Seneca's silence durch, als sei nichts ungewöhnlich. Ein schöner Zufall an genau der richtigen Stelle, als wäre das Teil der Inszenierung!
Es folgten Stücke der neuen Platte, mit ein paar eingestreuten Liedern vom Debüt. Bei den Neulingen, die alle toll waren, stach für mich We are free heraus, ein riesiger Hit! Das größte Gesamterlebnis bot allerdings in dieser Phase A voice in the Louvre, an dessen Anfang die Stimmeninhaberin sagt, nicht sie betrachte die Bilder, es sei umgekehrt. Die erste Besonderheit war die Instrumentierung des Stücks. Keyboarder Marcus spielte dazu ein auf dem Tisch liegendes Akkordeon, während Verena mit drei bunten Glöckchen ein quasi besonders analoges Glockenspiel bediente.
Dazu - die Szene mit dem kleinen Mädchen im Louvre noch vor Augen - sah man verschwommene Bilder von röhrenden Hirschen. Das geht doch nicht besser, oder?
Es ging schon noch... Bei einem gemeinsamen Konzert mit I Like Trains hatte Konstantin Gropper mal gesagt, nach dem düsteren Auftritt komme ihm seine eigene Gruppe wie eine Mallorca Band vor. We are ghosts war für mich (dieser Logik folgend) bisher das Mallorca Lied von Get Well Soon, weil seine Melodie auffallend fröhlich ist. Sehr schön, aber sicher kein Liebling auf der Platte. Heute war das vollkommen anders. Get Well Soon spielten nur die Instrumentalteile des Lieds, dazu sangen auf der Leinwand schwarz-weiße und vor allem blasse Bilder der Musiker den Text. "Unsere Geister", stellte sie Konstantin uns vor. Ganz eindeutig der wundervollste Moment dieses Abends, obwohl es so viele andere gab!
Dagegen war selbst das leise Singen des Publikums beim letzten Refrain von Ticktack! Goes my automatic heart chancenlos.
Diese anderthalb Stunden waren ein einzigartiger Genuß - aber glücklicherweise nur im übertragenen Sinne. Denn treffender als ein Freund neulich könnte man es nicht formulieren: "Die werden immer besser!"
Setlist Get Well Soon, Mousonturm, Frankfurt:
01: Nausea (instr.)
02: Seneca's silence
03: People Magazine front cover
04: We are free
05: 5 steps / 7 swords
06: A voice in the Louvre
07: Listen! Those lost at sea sing a song on christmas day
08: Werner Herzog gets shot
09: That love
10: If thist hat is missing I've gone hunting
11: We are ghosts
12: A burial at sea
13: Ticktack! Goes my automatic heart
14: Angry young man
15: We are the Roman Empire
16: Christmas in adventure parks (Z)
17: Help to prevent forest-fires (Z)
18: I sold my hands for food so please feed me (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Get Well Soon, Paris, 26.01.10
- Get Well Soon, Wiesbaden, 22.08.09
- Get Well Soon, Bonn, 04.07.09
- Get Well Soon, Paris, 06.05.09
- Get Well Soon, Nijmegen, 25.04.09
- Get Well Soon, Paris, 14.10.08
- Get Well Soon, Wiesbaden, 30.08.08
- Get Well Soon, Melt!, 20.07.08
- Get Well Soon, Evreux, 28.06.08
- Get Well Soon, Frankfurt, 15.04.08
- Get Well Soon, Köln, 09.04.08
- Get Well Soon, Berlin, 21.09.07
- Get Well Soon, Haldern, 02.08.07
* ekliges Wort. Gibt es da nichts Besseres?
Ort: Mousonturm, Frankfurt
Datum: 02.03.2010
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft
Dauer: Get Well Soon 90 min, Abby 45 min
Temperatur: 31° C
Ich versuche gar nicht erst, objektiv zu bleiben:
Eigentlich hatte ich nichts über das Kölner Konzert von Get Well Soon hören wollen, weil ich selbst gerne Konstantin Gropper und Band im Gloria gesehen hätte aber wehmütig verzichten musste. Auch wollte ich mir die Vorfreude auf mein nächstes Konzert nicht durch eine mögliche uneuphorische Kritik verderben lassen. Da mir eine schlechte Beurteilung nach den bisherigen Abenden mit Get Well Soon aber vollkommen unsinnig vorgekommen wäre, wollte ich dann doch wissen, was mich erwarten würde. "GWS waren sehr toll. Ich befürchte, das ist nicht steigerungsfähig und unwiederholbar." Ok, nur zum Teil das, was ich hören wollte.
Zuletzt hatte ich das hochgelobte Projekt von Konstantin Gropper im August in Wiesbaden gesehen, beim letzten Clubkonzert mit dem ersten Album. Er kündigte an, daß Get Well Soon im Frühling anders aussehen würden. Eigentlich ein guter Grund, nervös zu werden. "Wir machen jetzt mal was anderes", ist bei einer Lieblingsband keiner der Sätze, die ich besonders gerne höre.
Vor ein paar Wochen erschien Vexations, das zweite Album, von dem es ein wunderschönes Doppel-CD Buch gibt. Bei den ersten Hördurchgängen* erschien es mir komplizierter bzw. anspruchsvoller als das Debüt, ohne aber Gefahr zu laufen, schnell unhörbar zu werden, wie das etwa bei auf Teufel komm raus auf Kunst getrimmten Platten zwangsläufig passiert. Je mehr ich Vexations höre, desto weniger weiß ich, welches der beiden Alben mir besser gefällt.
Es haben sich also vielleicht der Stil, die Instrumentierung ein wenig geändert, nicht aber die große Faszination, die von der Get Well Soonschen Musik ausgeht.
Aber das Bühnenlayout sah etwas anders aus. Besonders auffällig waren die beiden beeindruckenden Schlaginstrumente: eine Marimba und ein großes Glockenspiel mit Pedalen (ein Vibraphon? Ich weiß es nicht genau - Konstantin offenbar auch nicht: "an der Trompete, der Gitarre, dem Gesang und dem ... Dings, Maxxi"). Ansonsten fehlte der dritte Gitarrist, Get Well Soon waren also zu sechst auf der Bühne, aber größtensteils bekannt. Neben Konstantin spielte Verena Gropper Geige, Glöckchen und Marimba, Timo Kumpf Bass, Maxxi Schenkel Gitarre, Trompete und eben Dings, Paul Kenny Schlagzeug (und eine Minute Glockenspiel...). Neu war für mich Marcus Wuest an Keyboard, Akkordeon und Glockenspiel.
Das Konzert begann mit einem Film auf einer riesigen Leinwand hinter der Bühne und mit einer Instrumental-Version von Nausea, die Seneca's silence. Dazu sah man die Gesichter der Musiker auf der Leinwand, die schließlich mit Torten beworfen wurden. Das wäre schön und sicher sehenswert, wenn nicht am Ende das letzte Tortenopfer die Buttercreme im Gesicht so verschmiert hätte, daß das Schlußbild wie das Plattencover aussah. Nicht mehr "schön und sehenswert", einfach grandios und hochgradig liebevoll!
Parallel dazu passierte dann aber noch etwas, was eben auch Get Well Soon typisch ist, und Kunsthochschulen-Streberbands vermutlich komplett aus dem Konzept brächte: irgendwas an Konstantins Gitarrenkabel funktionierte nicht. Also kam ein Helfer eilig auf die Bühne und behob das Problem. Konstantin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, er spielte seine Parts bei Seneca's silence durch, als sei nichts ungewöhnlich. Ein schöner Zufall an genau der richtigen Stelle, als wäre das Teil der Inszenierung!
Es folgten Stücke der neuen Platte, mit ein paar eingestreuten Liedern vom Debüt. Bei den Neulingen, die alle toll waren, stach für mich We are free heraus, ein riesiger Hit! Das größte Gesamterlebnis bot allerdings in dieser Phase A voice in the Louvre, an dessen Anfang die Stimmeninhaberin sagt, nicht sie betrachte die Bilder, es sei umgekehrt. Die erste Besonderheit war die Instrumentierung des Stücks. Keyboarder Marcus spielte dazu ein auf dem Tisch liegendes Akkordeon, während Verena mit drei bunten Glöckchen ein quasi besonders analoges Glockenspiel bediente.
Dazu - die Szene mit dem kleinen Mädchen im Louvre noch vor Augen - sah man verschwommene Bilder von röhrenden Hirschen. Das geht doch nicht besser, oder?
Es ging schon noch... Bei einem gemeinsamen Konzert mit I Like Trains hatte Konstantin Gropper mal gesagt, nach dem düsteren Auftritt komme ihm seine eigene Gruppe wie eine Mallorca Band vor. We are ghosts war für mich (dieser Logik folgend) bisher das Mallorca Lied von Get Well Soon, weil seine Melodie auffallend fröhlich ist. Sehr schön, aber sicher kein Liebling auf der Platte. Heute war das vollkommen anders. Get Well Soon spielten nur die Instrumentalteile des Lieds, dazu sangen auf der Leinwand schwarz-weiße und vor allem blasse Bilder der Musiker den Text. "Unsere Geister", stellte sie Konstantin uns vor. Ganz eindeutig der wundervollste Moment dieses Abends, obwohl es so viele andere gab!
Dagegen war selbst das leise Singen des Publikums beim letzten Refrain von Ticktack! Goes my automatic heart chancenlos.
Diese anderthalb Stunden waren ein einzigartiger Genuß - aber glücklicherweise nur im übertragenen Sinne. Denn treffender als ein Freund neulich könnte man es nicht formulieren: "Die werden immer besser!"
Setlist Get Well Soon, Mousonturm, Frankfurt:
01: Nausea (instr.)
02: Seneca's silence
03: People Magazine front cover
04: We are free
05: 5 steps / 7 swords
06: A voice in the Louvre
07: Listen! Those lost at sea sing a song on christmas day
08: Werner Herzog gets shot
09: That love
10: If thist hat is missing I've gone hunting
11: We are ghosts
12: A burial at sea
13: Ticktack! Goes my automatic heart
14: Angry young man
15: We are the Roman Empire
16: Christmas in adventure parks (Z)
17: Help to prevent forest-fires (Z)
18: I sold my hands for food so please feed me (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Get Well Soon, Paris, 26.01.10
- Get Well Soon, Wiesbaden, 22.08.09
- Get Well Soon, Bonn, 04.07.09
- Get Well Soon, Paris, 06.05.09
- Get Well Soon, Nijmegen, 25.04.09
- Get Well Soon, Paris, 14.10.08
- Get Well Soon, Wiesbaden, 30.08.08
- Get Well Soon, Melt!, 20.07.08
- Get Well Soon, Evreux, 28.06.08
- Get Well Soon, Frankfurt, 15.04.08
- Get Well Soon, Köln, 09.04.08
- Get Well Soon, Berlin, 21.09.07
- Get Well Soon, Haldern, 02.08.07
* ekliges Wort. Gibt es da nichts Besseres?
3 Kommentare :
Und wer ist Konrad...?
Ein Zwillingsbruder, der mir im Halbschlaf erschien.
Danke!
Für mich eines der besten Konzerte der letzten Zeit. Diese Band hat großes Potential und man kann sich auf die Zukunft freuen.
jottenn
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