Konzert: Vincent Vincent & The Villains
Ort: Le Baron, Paris
Datum: 07.05.2008
Zuschauer: am Ende wohl circa. 150
Konzertdauer: kurze 32 Minuten
Paris im Mai 2008. Es ist warm geworden, Einheimische und Touristen bevölkern die Parks auf der Suche nach Ruhe und Erholung. Verliebte Pärchen liegen unter riesigen Kastanien und hauchen sich ewige Treueschwüre ins Ohr. Paris die Stadt der Liebe...
Was die vier jungen Kerle von Vincent Vincent & The Villains wohl tagsüber so getrieben haben. Ob sie die Zeit einfach totgeschlagen haben, wie es eines ihrer Lieder "Killing Time" nahelegt? Oder sind sie wie ordentliche Touris den Eiffelturm hochgefahren, nachdem sie eine halbe Stunde in der brütenden Sonne Schlange gestanden haben?
Nun, eines scheint klar, sehr viel Zeit für ein sättigendes Essen haben sie wohl nicht gehabt, als ich gegen 23 Uhr mit ein paar anderen Zufrühgekommenen vor der Tür des kleinen, elitären Privatclubs Baron rumlungere, kommen uns der schlaksige Bassist und der zweite Gitarrist der Band entgegen. Das Einzige was sie rausbringen ist: "Wir haben einen Schweinehunger!", we need to eat something before the gig!" Es wird also noch ein Weilchen dauern bis es in dem plüschigen, puffigen Club losgehen wird. So ist das immer im Baron, der Laden will angesagt und trendy sein, da darf nichts vor 24 Uhr abgehen, alles andere wäre mega uncool. Um mächtig Eindruck zu schinden, haben sie gleich mehrere bullige und riesengroße Türsteher engagiert, der Obergorilla hält eine wichtige Liste in seinen Händen. Er sieht ein wenig aus wie der Schwarze vom A-Team. Mit dem möchte man sich nicht anlegen, also gibt man sich handzahm. "Stehe auf der Liste, habe mich über die MySpace Seite der Band eintragen lassen", stammelt man dann schüchtern wie ein Schuljunge, wenn man endlich dran ist. Der Andrang hält sich sehr in Grenzen, aber dennoch läßt man hier nicht jeden so leicht rein. "Kann Eure Namen nicht finden" raunzt uns der fleischgewordenen Kleiderschrank entgegen. Wir sind ein wenig ratlos, aber Philippe diskutiert mit dem jungen Tourmanager der Band, der auch noch vor der Türe lümmelt. "Ich will, daß die beiden Typen auch reinkommen, das sind Fans", legt er spontan ein gutes Wort bei dem Koloß ein. Der Fleischberg ist einverstanden: "o.k. ihr da, kommt rein!" Wir sind drin , wieder einmal. Im Inneren diskutieren wir mit dem sehr höflichen Tourmanager. "Warum machen die hier so ein Theater, es ist doch vollkommen leer, ärgerlich so etwas?!" Wir geben ihm recht und damit ist zu diesem Thema alles gesagt. Wir sprechen über die Band, Vincent Vincent & The Villains, die gestern einen kurzen Auftritt als Vorgruppe der Kooks in den Studios ihres Plattenlabels EMI hatten. Ein sogenannter Secret Gig, auch ganz wichtig so etwas. Ich hoffe für die Villains, daß sie ein paar hysterische Kreischer der Kooks- Girlies abbekommen haben. "Ja, die Platte "Gospel Bombs" ist jetzt offiziell draußen, berichtet der Betreuer, verkauft sich in Frankreich einigermaßen gut. "Und in Deutschland?", möchte ich wissen? - "Sehr schlecht" ist die frustrierte Antwort. Ob sie denn schon in Germany gespielt hätten, möchte ich wissen und erfahre über Gigs in Berlin und Hamburg, vielleicht auch Frankfurt (da läßt ihn sein Gedächntnis ein wenig im Stich), aber auf keinen Fall Köln. Aber das bisherige Konzert Highlight der jungen Band wird im Sommer stattfinden, sie sind für das Benicassim Festival gemeldet. "Warum ist das ein Highlight?" - "Weil da auch Leonard Cohen spielt, eine Legende". Geschmack haben sie ja, diese Jungspunde...
Allerdings sind sie von den soundtechnischen Bedingungen im Baron nicht so begeistert, sie beklagten die mangelnde Lautstärke beim Soundcheck, würden gerne viel mehr aufdrehen. Ich kann das nicht so recht nachvollziehen, Konzerte in diesem kleinen Laden empfand ich immer als besonders lärmend. Die heutige Show macht da keine Ausnahme, im Gegenteil.
Mit Wucht und Schmackes und keineswegs leise legen nämlich die vier Heißsporne los und die Nummer "Cinema" läßt mein Trommelfell erschüttern. Man kann sich den Song auf ihrer MySpace Seite anhören, er erinnert hinsichtlich der Instrumentierung ein wenig an The Coral, mit dieser leicht psychedelischen Note. Gesanglich hat das aber nichts mit den Kollegen aus Liverpool zu tun. Der kurzhaarige Sänger erinnert eher an Jonathan Richmann (der alte Knochen, der kurioserweise zur gleichen Zeit im Pariser Nouveau Casino spielte), oder auch auch an Howlin Pelle von den Hives. Er hat eine soulig versoffene Stimme und schreit oft aus voller Hooligankehle. Wenn er stimmlich explodiert, ist Pete Doherty auch nicht so weit. Ansonsten kann man der Musik auch das Etikett "Rockabilly" anheften, irgendwie hat das was von den ollen Stray Cats, oder heutzutage vom Penate Jack. Scheint wieder in Mode zu kommen, diese Mischung aus englischer Pub-Musik und souligen Tönen à la Roy Orbison. In England läuft dieser Stilmix auch schon recht gut, Vincent Vincent durften schon für Richard Hawley eröffnen, nicht schlecht. Und auch Singelauskoppelungen gab es schon und zwar das beschwingte "On My Own" zu dem man einen Hüftschwung im Stile von Elvis hätte machen können und "Pretty Girl" zu dem es auch ein Video gibt.
Der Rest des Sets ist ähnlich gehalten, alles ist tanzbar, flott und ziemlich passend zur Jahreszeit. Lieder, die in England bestimmt aus geöffneten Pubtüren auf die Straße dringen, oder aus einem pinkfarbenen Cadillac eines Schmalztolle tragenden Fahrers.
Insgesamt eine kurzweilige Angelegenheit, die uns das Quartett, zu dem auch ein hütchentragender Schlagzeuger gehört, da bietet. Nicht weltbewegend, aber allemal gut genug, um sich so etwas auf einem Festival oder wie heute, in einem kleinen Privatclub anzusehen. Die Band hat auf jeden Fall Biß und man muß sehen ob dies in Verbindung mit ein paar einprägsamen Gassenhauern reicht, auch außerhalb England bekannter zu werden.
Setlist Vincent Vincent & The Villains, Le Baron, Paris:
01: Cinema
02: Blue Boy
03: Beast
04: On My Own
05: Sins of Love (Wah Do)
06: Pretty Girl
07: Killing Time
08: Telephone
09: End Of The Night
Links:
- Video zu Pretty Girl
- Mehr Fotos von Vincent Vincent & The Villains
Datum: 07.05.2008
Zuschauer: am Ende wohl circa. 150
Konzertdauer: kurze 32 Minuten
Paris im Mai 2008. Es ist warm geworden, Einheimische und Touristen bevölkern die Parks auf der Suche nach Ruhe und Erholung. Verliebte Pärchen liegen unter riesigen Kastanien und hauchen sich ewige Treueschwüre ins Ohr. Paris die Stadt der Liebe...
Was die vier jungen Kerle von Vincent Vincent & The Villains wohl tagsüber so getrieben haben. Ob sie die Zeit einfach totgeschlagen haben, wie es eines ihrer Lieder "Killing Time" nahelegt? Oder sind sie wie ordentliche Touris den Eiffelturm hochgefahren, nachdem sie eine halbe Stunde in der brütenden Sonne Schlange gestanden haben?
Nun, eines scheint klar, sehr viel Zeit für ein sättigendes Essen haben sie wohl nicht gehabt, als ich gegen 23 Uhr mit ein paar anderen Zufrühgekommenen vor der Tür des kleinen, elitären Privatclubs Baron rumlungere, kommen uns der schlaksige Bassist und der zweite Gitarrist der Band entgegen. Das Einzige was sie rausbringen ist: "Wir haben einen Schweinehunger!", we need to eat something before the gig!" Es wird also noch ein Weilchen dauern bis es in dem plüschigen, puffigen Club losgehen wird. So ist das immer im Baron, der Laden will angesagt und trendy sein, da darf nichts vor 24 Uhr abgehen, alles andere wäre mega uncool. Um mächtig Eindruck zu schinden, haben sie gleich mehrere bullige und riesengroße Türsteher engagiert, der Obergorilla hält eine wichtige Liste in seinen Händen. Er sieht ein wenig aus wie der Schwarze vom A-Team. Mit dem möchte man sich nicht anlegen, also gibt man sich handzahm. "Stehe auf der Liste, habe mich über die MySpace Seite der Band eintragen lassen", stammelt man dann schüchtern wie ein Schuljunge, wenn man endlich dran ist. Der Andrang hält sich sehr in Grenzen, aber dennoch läßt man hier nicht jeden so leicht rein. "Kann Eure Namen nicht finden" raunzt uns der fleischgewordenen Kleiderschrank entgegen. Wir sind ein wenig ratlos, aber Philippe diskutiert mit dem jungen Tourmanager der Band, der auch noch vor der Türe lümmelt. "Ich will, daß die beiden Typen auch reinkommen, das sind Fans", legt er spontan ein gutes Wort bei dem Koloß ein. Der Fleischberg ist einverstanden: "o.k. ihr da, kommt rein!" Wir sind drin , wieder einmal. Im Inneren diskutieren wir mit dem sehr höflichen Tourmanager. "Warum machen die hier so ein Theater, es ist doch vollkommen leer, ärgerlich so etwas?!" Wir geben ihm recht und damit ist zu diesem Thema alles gesagt. Wir sprechen über die Band, Vincent Vincent & The Villains, die gestern einen kurzen Auftritt als Vorgruppe der Kooks in den Studios ihres Plattenlabels EMI hatten. Ein sogenannter Secret Gig, auch ganz wichtig so etwas. Ich hoffe für die Villains, daß sie ein paar hysterische Kreischer der Kooks- Girlies abbekommen haben. "Ja, die Platte "Gospel Bombs" ist jetzt offiziell draußen, berichtet der Betreuer, verkauft sich in Frankreich einigermaßen gut. "Und in Deutschland?", möchte ich wissen? - "Sehr schlecht" ist die frustrierte Antwort. Ob sie denn schon in Germany gespielt hätten, möchte ich wissen und erfahre über Gigs in Berlin und Hamburg, vielleicht auch Frankfurt (da läßt ihn sein Gedächntnis ein wenig im Stich), aber auf keinen Fall Köln. Aber das bisherige Konzert Highlight der jungen Band wird im Sommer stattfinden, sie sind für das Benicassim Festival gemeldet. "Warum ist das ein Highlight?" - "Weil da auch Leonard Cohen spielt, eine Legende". Geschmack haben sie ja, diese Jungspunde...
Allerdings sind sie von den soundtechnischen Bedingungen im Baron nicht so begeistert, sie beklagten die mangelnde Lautstärke beim Soundcheck, würden gerne viel mehr aufdrehen. Ich kann das nicht so recht nachvollziehen, Konzerte in diesem kleinen Laden empfand ich immer als besonders lärmend. Die heutige Show macht da keine Ausnahme, im Gegenteil.
Mit Wucht und Schmackes und keineswegs leise legen nämlich die vier Heißsporne los und die Nummer "Cinema" läßt mein Trommelfell erschüttern. Man kann sich den Song auf ihrer MySpace Seite anhören, er erinnert hinsichtlich der Instrumentierung ein wenig an The Coral, mit dieser leicht psychedelischen Note. Gesanglich hat das aber nichts mit den Kollegen aus Liverpool zu tun. Der kurzhaarige Sänger erinnert eher an Jonathan Richmann (der alte Knochen, der kurioserweise zur gleichen Zeit im Pariser Nouveau Casino spielte), oder auch auch an Howlin Pelle von den Hives. Er hat eine soulig versoffene Stimme und schreit oft aus voller Hooligankehle. Wenn er stimmlich explodiert, ist Pete Doherty auch nicht so weit. Ansonsten kann man der Musik auch das Etikett "Rockabilly" anheften, irgendwie hat das was von den ollen Stray Cats, oder heutzutage vom Penate Jack. Scheint wieder in Mode zu kommen, diese Mischung aus englischer Pub-Musik und souligen Tönen à la Roy Orbison. In England läuft dieser Stilmix auch schon recht gut, Vincent Vincent durften schon für Richard Hawley eröffnen, nicht schlecht. Und auch Singelauskoppelungen gab es schon und zwar das beschwingte "On My Own" zu dem man einen Hüftschwung im Stile von Elvis hätte machen können und "Pretty Girl" zu dem es auch ein Video gibt.
Der Rest des Sets ist ähnlich gehalten, alles ist tanzbar, flott und ziemlich passend zur Jahreszeit. Lieder, die in England bestimmt aus geöffneten Pubtüren auf die Straße dringen, oder aus einem pinkfarbenen Cadillac eines Schmalztolle tragenden Fahrers.
Insgesamt eine kurzweilige Angelegenheit, die uns das Quartett, zu dem auch ein hütchentragender Schlagzeuger gehört, da bietet. Nicht weltbewegend, aber allemal gut genug, um sich so etwas auf einem Festival oder wie heute, in einem kleinen Privatclub anzusehen. Die Band hat auf jeden Fall Biß und man muß sehen ob dies in Verbindung mit ein paar einprägsamen Gassenhauern reicht, auch außerhalb England bekannter zu werden.
Setlist Vincent Vincent & The Villains, Le Baron, Paris:
01: Cinema
02: Blue Boy
03: Beast
04: On My Own
05: Sins of Love (Wah Do)
06: Pretty Girl
07: Killing Time
08: Telephone
09: End Of The Night
Links:
- Video zu Pretty Girl
- Mehr Fotos von Vincent Vincent & The Villains
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