Konzert: Scout Niblett (Beach House)
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 24.05.2008Zuschauer: nicht ausverkauft
Konzertdauer: Beach House: ca. 30 Minuten, Scout Niblett, ca. 80 Minuten
Als Abknipser von Konzerten gucke ich mir bei Flickr natürlich auch immer mal wieder an, wen die "Kollegen" so abschiessen. Und da sah ich in den letzten Tagen zu meiner grossen Verwunderung Bilder von Scout Niblett vom Festival "Les nuits botaniques" in Brüssel, auf denen die ansonsten so rebellische Frau ganz brav und hübsch gekleidet war. Man hätte sie für eine fleissige englische Studentin an einer renommierten Universität halten können.
Feine flache Ballerinas, ein weisses Röckchen und dazu ein blauer Cardigan und ein nach Pfadfinderart gebundenes Tuch. So kannte ich sie bisher nicht. Bei dem Konzert, das ich in Paris im Dezember 2007 gesehen hatte (hier nachzulesen!), trug Scout eine im Dunkeln leuchtende orangefarbene Bauarbeiterweste über einem karierten Holzfällerhemd und ihre Haare sahen recht fettig und ungepflegt aus.
Ich war gespannt, wie sie heute in der Maroquinerie erscheinen würde, im Gegensatz zu dem Fotografen Robert Gil, der damals im Dezember auch dabei gewesen war, allerdings weniger erstaunt, als ich sie dann schliesslich im Röckchen vor mir stehen sah. Ihr Look ähnelte demjenigen von Brüssel, bloss das heute ihre Schuhe etwas höher, aber ähnlich manierlich und geschmackvoll waren. Man hätte Scout in diesem Aufzug ohne weiteres konservativen Eltern als die perfekte Schwiegertochter vorstellen können.
Dies galt aber nur so lange, bis sie ihren Mund zum ersten mal so richtig aufgerissen hatte. Dann schrie, keifte, flehte und tobte sie nämlich wie man sie kennt. Das Punk-oder Grungegirlie, das in ihr steckt, hatte sie keineswegs beerdigt. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, dass sie heute noch viel mehr Biss und Feuer hatte, als vor ein paar Monaten. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie fletschte regelrecht ihre Zähne und zog die Lippen nach oben. Aber Scout wäre nicht Scout, wenn sie nicht in Sekundenbruchteilen vom lodernden Vulkan zum zuneigungsbedürftigen Kätzchen wechseln könnte. Manchmal kam sie butterweich und sanft daher, nur um den dahindämmernden Zuschauern kurze Zeit später ein brutales Gitarrenriff in die Fresse zu schmettern. Kongenial unterstüzt wurde sie hierbei von ihrem Drummer Kristian Goddard, der sich oft zunächst langsam heranpirschte, bevor er explodierte wie ein Derwisch. Manchmal spielte er schneller als ein Drummer einer Death-Metalband, ein anderes Mal wiederum tippte er sein Becken nur zart an. Vollkommen verblüffend! Und das wunderbare am heutigen Konzertabend war, dass das Zusammenspiel mit Scout's Gitarre und Gesang perfekt harmonierte. Sah ich noch im Dezember ein Duo, dessen grösster Charme das chaotische Element war, so wirkten beide heute höchst professionell und präzise in ihrem Stil. Es war mit Sicherheit kein Zufall, dass die Engländerin nach einem längeren Stimmen ihrer Gitarre schmunzelt ausrief: "just trying to be professionell." Ihr Lächeln war hierbei so zuckersüss und unschuldig wie das eines braven und guterzogenen 14 jährigen Mädchens. Natürlich verzog sie dann kurze Zeit später ihren Mund wieder zu einer Schnute, aber insgesamt war sie heute gleichzeitig entspannt, konzentriert und erstaunlich konstant. Hänger, längere Pausen, Leerlauf, oder Rumgealber gab es heute so gut wie gar nicht. Lediglich einmal griff sie zu einer (Schein)-frage, die zu ihrem Standard-Repertoire gehört: "Do you have any questions?", frug sie scheinbar spontan, aber den Gag kannte ich im Gegensatz zu Neulingen unter den Besuchern schon. Mit solchen Mätzchen hielt sie sich aber nicht lange auf, sondern ging zum nächsten Stück über, schloss ihre Augen und versuchte ihren Gesang den Stimmungen der Lieder möglichst perfekt anzupassen, was ihr hervorragend gelang. Vielleicht lag es an dem guten französischen Rotwein, dass alles so ungewohnt reibungslos flutschte. Den trank sie nämlich aus einem Becher, allerdings immer im Wechsel mit stillem Mineralwasser. Einen betrunkenen Eindruck machte sie nicht, obwohl es etwas komisch aussah, als sie am Ende des regulären Sets mit der Rotweinpulle in der Hand die Bühne verliess...
Zuvor hatte sie so einige Knüller aus ihrem inzischen schon recht stattlichen Repertoire an Liedern auf die Pariser losgelassen. Sie startete zunächst alleine ins Programm und performte "Do You Want To Be Buried With My People" ohne ihren Drummer, bevor dieser zu "Good To Me" mit einstieg. Durch sein druckvolles Spiel gewann das Set deutlich an Dynamik und besonders bei "Hot To Death" vom Album "Kidnapped By Neptune" trommelte er gegen Ende mit 200 Sachen. Vom Aufbau her ein typisches Scout Niblett Stück dieses "Hot To Death". Langsam, schleppend und depressiv startend, befreit sich die Engländerin mit amerikanischem Wohnsitz aus dem Würgegriff der Depression und macht ihrem ganzen Wut und Ärger musikalisch Luft, dass die Fetzen fliegen. Auch "Let Thine Heart Be Warmed" ist ähnlich aufgebaut. Es pirscht sich mit marschähnlichen Drums langsam heran, verharrt zuweilen in der Lethargie und mündet in ein orgastisches Finale. Im Grunde genommen gibt es so gut wie kein einziges "rundes" Lied im Set. Es strotzt nur so vor Brüchen und dramatischen Wendungen und zwar in beide Richtungen. Manchmal wird auch nach einer Sturm- und Drangphase die Rolle rückwärts geübt und ein Stück gleitet wieder in sanftere Fahrwasser. Insofern bleibt es immer spannend und wird nie zu glatt. Dadurch versaut sich die Künstlerin natürlich die Chancen, im kommerziellen Radio gespielt zu werden, bleibt ihrem chaotischen und launischen Naturell aber immer treu.
Vielleicht ist "Kiss" schon das zugänglichste Lied, das Scout je geschrieben hat. Überhaupt ist ihr letztes Album "This Fool Can Die Now", das sie teilweise mit Bonnie "Prince" Billy eingesungen hat, erstaunlich "angenehm" zu hören. Ist die Raubkatze in ihr etwa gezähmt worden? Wohl kaum, denn bei "Nevada" schnauzt sie einen textlich und gesanglich schon wieder an, dass man fast vor Schreck zusammenfährt: "Put on that suit and let me that costume" bellte sie auch heute wieder und stampfte dazu energisch mit einem Fuss auf den Boden.
Andere Momente, bei denen die Besucher genauer hinschauten war das Interpretieren von "Pom Poms" zu dem Scout hinter den Drums ihres männlichen Kollegen Gitarre spielte und das zynisch-bittere "Your Beat Kicks Back Like Death",wozu die Grunge-Lady wie eine Verrückte trommelte und allen Optimisten die Laune verdarb: "We all gonna die, woho, we all gonna die"...
À propos Grunge-Lady. Auf ihrer Frage "any requests?"( die auch zu ihrem Standard-Repertoire gehört), antwortete ein Franzose mit dem Wunsch nach einem Nirvana Cover-Song. Die Sängerin überlegte kurz, wie sie kontern sollte und brachte den besten Spruch des Abends: "I thought all my songs sound Nirvana Covers!"
Aber so stimmt das natürlich nicht, die Schublade Grunge-Revival ist zu eng für ein Ausnahmetalent wie Scout Niblett. Sie schwankt zwischen Folk-Sängerin, Singer/Songwriterin und Rockerin wild hin und her und ist auch mit ihrem momentanen, braven Look keineswegs als liebes, schönes Mädchen zu verstehen.
Auch bei der Vorgruppe Beach House wäre die Einordung Dream-Pop, die man durchaus vornehmen könnte, viel zu oberflächlich. Hinter der Sängerin und Keyboarderin mit der etwas eigentümlichen roten Weste und der weissen Hose offenbarte sich mir ziemlich schnell eine Folksängerin mit viel Herz und Seele, die mich stimmlich manchmal an Cat Power, ein anderes Mal sogar an Alela Diane (dann wenn sie forsch und bestimmt rüberkam) erinnerte. Mit jedem Lied glitt ich tiefer hinab in die melancholischen Landschaften, die die drei Leute auf der Bühne (es gab noch einen zusätzlichen Drummer, der eigentlich nicht wirklich zur Band gehört) gestalteten. Vor allem die lockenköpfige Sängerin Victoria Legrand, die ausgezeichnet französisch sprach, jagte mir ein Messer ins Herz. Die Frau, deren Alter ich überhaupt nicht einschätzen konnte, wirkte so traurig und zerbrechlich und schaute mich oft aus ihren tristen, aber gütig wirkenden Augen an. Als sie bei dem Stück "Gila" die Songzeile "Don't you waist your time" sang, kullerte mir spontan eine Träne aus dem Auge. Dazu spielte der Gitarrist in seinem weissen Anzug und auch noch unglaublich schöne Melodien, dass ich dahinschmolz. Das Duo, das mit "Devotion" gerade ihr zweites Album vorgelegt hat, wird definitiv meine Vorgruppe des Jahres werden! Freunde von Au Revoir Simone, Mazzy Star und Blonde Redhead sollten bei den Amerikanern beherzt zugreifen und sich auf den deutschen Konzerten verzaubern lassen!
Konzertermine von Beach House im Juni 2008:
2. Juni: Flèche d'or, Paris (mit Fleet Foxes)
3. Juni: Botanique, Brüssel (mit Fleet Foxes)
4. Juni: Knust, Hamburg (mit Fleet Foxes)
5. Juni: Café Zapata (mit Fleet Foxes)
6. Juni: Ekko, Utrecht
7. Juni: Merleyn, Nijmwegen
8. Juni: Hammersmith Apollo, London (mit Cat Power!!)
anschliessend etliche weitere Termine in UK
Setlist Scout Niblett, La Maroquinerie, Paris:
01: Do You Want Be Buried With my People
02: Good To Me
03: ?
04: Kindnapped By Neptune
05: ?
06: Hot To Death
07: Kiss
08: Pom Poms
09: Your Beat Kicks Back Like Death10: Wet Road
11: Nevada
12: Let Thine Heart Be Warmed
13: Your Last Chariot
14: Miss My Lion
15: Wolfie (Z)
Fotos von Scout Niblett
Fotos von Beach House
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 24.05.2008Zuschauer: nicht ausverkauft
Konzertdauer: Beach House: ca. 30 Minuten, Scout Niblett, ca. 80 Minuten
Als Abknipser von Konzerten gucke ich mir bei Flickr natürlich auch immer mal wieder an, wen die "Kollegen" so abschiessen. Und da sah ich in den letzten Tagen zu meiner grossen Verwunderung Bilder von Scout Niblett vom Festival "Les nuits botaniques" in Brüssel, auf denen die ansonsten so rebellische Frau ganz brav und hübsch gekleidet war. Man hätte sie für eine fleissige englische Studentin an einer renommierten Universität halten können.
Feine flache Ballerinas, ein weisses Röckchen und dazu ein blauer Cardigan und ein nach Pfadfinderart gebundenes Tuch. So kannte ich sie bisher nicht. Bei dem Konzert, das ich in Paris im Dezember 2007 gesehen hatte (hier nachzulesen!), trug Scout eine im Dunkeln leuchtende orangefarbene Bauarbeiterweste über einem karierten Holzfällerhemd und ihre Haare sahen recht fettig und ungepflegt aus.
Ich war gespannt, wie sie heute in der Maroquinerie erscheinen würde, im Gegensatz zu dem Fotografen Robert Gil, der damals im Dezember auch dabei gewesen war, allerdings weniger erstaunt, als ich sie dann schliesslich im Röckchen vor mir stehen sah. Ihr Look ähnelte demjenigen von Brüssel, bloss das heute ihre Schuhe etwas höher, aber ähnlich manierlich und geschmackvoll waren. Man hätte Scout in diesem Aufzug ohne weiteres konservativen Eltern als die perfekte Schwiegertochter vorstellen können.
Dies galt aber nur so lange, bis sie ihren Mund zum ersten mal so richtig aufgerissen hatte. Dann schrie, keifte, flehte und tobte sie nämlich wie man sie kennt. Das Punk-oder Grungegirlie, das in ihr steckt, hatte sie keineswegs beerdigt. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, dass sie heute noch viel mehr Biss und Feuer hatte, als vor ein paar Monaten. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie fletschte regelrecht ihre Zähne und zog die Lippen nach oben. Aber Scout wäre nicht Scout, wenn sie nicht in Sekundenbruchteilen vom lodernden Vulkan zum zuneigungsbedürftigen Kätzchen wechseln könnte. Manchmal kam sie butterweich und sanft daher, nur um den dahindämmernden Zuschauern kurze Zeit später ein brutales Gitarrenriff in die Fresse zu schmettern. Kongenial unterstüzt wurde sie hierbei von ihrem Drummer Kristian Goddard, der sich oft zunächst langsam heranpirschte, bevor er explodierte wie ein Derwisch. Manchmal spielte er schneller als ein Drummer einer Death-Metalband, ein anderes Mal wiederum tippte er sein Becken nur zart an. Vollkommen verblüffend! Und das wunderbare am heutigen Konzertabend war, dass das Zusammenspiel mit Scout's Gitarre und Gesang perfekt harmonierte. Sah ich noch im Dezember ein Duo, dessen grösster Charme das chaotische Element war, so wirkten beide heute höchst professionell und präzise in ihrem Stil. Es war mit Sicherheit kein Zufall, dass die Engländerin nach einem längeren Stimmen ihrer Gitarre schmunzelt ausrief: "just trying to be professionell." Ihr Lächeln war hierbei so zuckersüss und unschuldig wie das eines braven und guterzogenen 14 jährigen Mädchens. Natürlich verzog sie dann kurze Zeit später ihren Mund wieder zu einer Schnute, aber insgesamt war sie heute gleichzeitig entspannt, konzentriert und erstaunlich konstant. Hänger, längere Pausen, Leerlauf, oder Rumgealber gab es heute so gut wie gar nicht. Lediglich einmal griff sie zu einer (Schein)-frage, die zu ihrem Standard-Repertoire gehört: "Do you have any questions?", frug sie scheinbar spontan, aber den Gag kannte ich im Gegensatz zu Neulingen unter den Besuchern schon. Mit solchen Mätzchen hielt sie sich aber nicht lange auf, sondern ging zum nächsten Stück über, schloss ihre Augen und versuchte ihren Gesang den Stimmungen der Lieder möglichst perfekt anzupassen, was ihr hervorragend gelang. Vielleicht lag es an dem guten französischen Rotwein, dass alles so ungewohnt reibungslos flutschte. Den trank sie nämlich aus einem Becher, allerdings immer im Wechsel mit stillem Mineralwasser. Einen betrunkenen Eindruck machte sie nicht, obwohl es etwas komisch aussah, als sie am Ende des regulären Sets mit der Rotweinpulle in der Hand die Bühne verliess...
Zuvor hatte sie so einige Knüller aus ihrem inzischen schon recht stattlichen Repertoire an Liedern auf die Pariser losgelassen. Sie startete zunächst alleine ins Programm und performte "Do You Want To Be Buried With My People" ohne ihren Drummer, bevor dieser zu "Good To Me" mit einstieg. Durch sein druckvolles Spiel gewann das Set deutlich an Dynamik und besonders bei "Hot To Death" vom Album "Kidnapped By Neptune" trommelte er gegen Ende mit 200 Sachen. Vom Aufbau her ein typisches Scout Niblett Stück dieses "Hot To Death". Langsam, schleppend und depressiv startend, befreit sich die Engländerin mit amerikanischem Wohnsitz aus dem Würgegriff der Depression und macht ihrem ganzen Wut und Ärger musikalisch Luft, dass die Fetzen fliegen. Auch "Let Thine Heart Be Warmed" ist ähnlich aufgebaut. Es pirscht sich mit marschähnlichen Drums langsam heran, verharrt zuweilen in der Lethargie und mündet in ein orgastisches Finale. Im Grunde genommen gibt es so gut wie kein einziges "rundes" Lied im Set. Es strotzt nur so vor Brüchen und dramatischen Wendungen und zwar in beide Richtungen. Manchmal wird auch nach einer Sturm- und Drangphase die Rolle rückwärts geübt und ein Stück gleitet wieder in sanftere Fahrwasser. Insofern bleibt es immer spannend und wird nie zu glatt. Dadurch versaut sich die Künstlerin natürlich die Chancen, im kommerziellen Radio gespielt zu werden, bleibt ihrem chaotischen und launischen Naturell aber immer treu.
Vielleicht ist "Kiss" schon das zugänglichste Lied, das Scout je geschrieben hat. Überhaupt ist ihr letztes Album "This Fool Can Die Now", das sie teilweise mit Bonnie "Prince" Billy eingesungen hat, erstaunlich "angenehm" zu hören. Ist die Raubkatze in ihr etwa gezähmt worden? Wohl kaum, denn bei "Nevada" schnauzt sie einen textlich und gesanglich schon wieder an, dass man fast vor Schreck zusammenfährt: "Put on that suit and let me that costume" bellte sie auch heute wieder und stampfte dazu energisch mit einem Fuss auf den Boden.
Andere Momente, bei denen die Besucher genauer hinschauten war das Interpretieren von "Pom Poms" zu dem Scout hinter den Drums ihres männlichen Kollegen Gitarre spielte und das zynisch-bittere "Your Beat Kicks Back Like Death",wozu die Grunge-Lady wie eine Verrückte trommelte und allen Optimisten die Laune verdarb: "We all gonna die, woho, we all gonna die"...
À propos Grunge-Lady. Auf ihrer Frage "any requests?"( die auch zu ihrem Standard-Repertoire gehört), antwortete ein Franzose mit dem Wunsch nach einem Nirvana Cover-Song. Die Sängerin überlegte kurz, wie sie kontern sollte und brachte den besten Spruch des Abends: "I thought all my songs sound Nirvana Covers!"
Aber so stimmt das natürlich nicht, die Schublade Grunge-Revival ist zu eng für ein Ausnahmetalent wie Scout Niblett. Sie schwankt zwischen Folk-Sängerin, Singer/Songwriterin und Rockerin wild hin und her und ist auch mit ihrem momentanen, braven Look keineswegs als liebes, schönes Mädchen zu verstehen.
Auch bei der Vorgruppe Beach House wäre die Einordung Dream-Pop, die man durchaus vornehmen könnte, viel zu oberflächlich. Hinter der Sängerin und Keyboarderin mit der etwas eigentümlichen roten Weste und der weissen Hose offenbarte sich mir ziemlich schnell eine Folksängerin mit viel Herz und Seele, die mich stimmlich manchmal an Cat Power, ein anderes Mal sogar an Alela Diane (dann wenn sie forsch und bestimmt rüberkam) erinnerte. Mit jedem Lied glitt ich tiefer hinab in die melancholischen Landschaften, die die drei Leute auf der Bühne (es gab noch einen zusätzlichen Drummer, der eigentlich nicht wirklich zur Band gehört) gestalteten. Vor allem die lockenköpfige Sängerin Victoria Legrand, die ausgezeichnet französisch sprach, jagte mir ein Messer ins Herz. Die Frau, deren Alter ich überhaupt nicht einschätzen konnte, wirkte so traurig und zerbrechlich und schaute mich oft aus ihren tristen, aber gütig wirkenden Augen an. Als sie bei dem Stück "Gila" die Songzeile "Don't you waist your time" sang, kullerte mir spontan eine Träne aus dem Auge. Dazu spielte der Gitarrist in seinem weissen Anzug und auch noch unglaublich schöne Melodien, dass ich dahinschmolz. Das Duo, das mit "Devotion" gerade ihr zweites Album vorgelegt hat, wird definitiv meine Vorgruppe des Jahres werden! Freunde von Au Revoir Simone, Mazzy Star und Blonde Redhead sollten bei den Amerikanern beherzt zugreifen und sich auf den deutschen Konzerten verzaubern lassen!
Konzertermine von Beach House im Juni 2008:
2. Juni: Flèche d'or, Paris (mit Fleet Foxes)
3. Juni: Botanique, Brüssel (mit Fleet Foxes)
4. Juni: Knust, Hamburg (mit Fleet Foxes)
5. Juni: Café Zapata (mit Fleet Foxes)
6. Juni: Ekko, Utrecht
7. Juni: Merleyn, Nijmwegen
8. Juni: Hammersmith Apollo, London (mit Cat Power!!)
anschliessend etliche weitere Termine in UK
Setlist Scout Niblett, La Maroquinerie, Paris:
01: Do You Want Be Buried With my People
02: Good To Me
03: ?
04: Kindnapped By Neptune
05: ?
06: Hot To Death
07: Kiss
08: Pom Poms
09: Your Beat Kicks Back Like Death10: Wet Road
11: Nevada
12: Let Thine Heart Be Warmed
13: Your Last Chariot
14: Miss My Lion
15: Wolfie (Z)
Fotos von Scout Niblett
Fotos von Beach House
4 Kommentare :
Beach House als Suport ist ja gemein ... die sind so toll!
emma in ordentlich, ich flippe aus! der gesichtsausdruck, die gitarre, die haltung, einfach alles steht in krassem gegensatz zur kleiderordnung. zum piepen!
@ Tja, sie liebt halt eben die Gegensätze.
Bei Robert Gil:
http://www.photoconcerts.com gibt es neben den gewohnt ausgezeichneten Konzertfotos auch Portraitaufnahmen, die er mit Scout gemacht hat
http://www.photosconcerts.com/index.php?action_index=affichage_concert_groupe&action_index_menu_left=affichage_concert_groupe&concertid=2530&alpha=S&photo_nom=2008-05-24-0031&photo_encours=2008-05-24-0031&stat=1
@ Eike sollte das vorhin heissen. Der Link klappt auch nicht, grummel, grummel.
Also noch einmal, Robert Gil,
http://www.photosconcerts.com
Scout Niblett findet man bei ihm unter dem Buchstaben S. Und dort gibt es auch die Portraitaufnahmen von Emma.
@ Magali: stimmt!
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