Samstag, 5. April 2008

Jonquil, Paris, 04.04.08


Konzert: Jonquil
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 04.04.2008
Zuschauer: ca. 150



Achtung: Heißer Tip aus England: Jonquil


So heißen die sechs Kerle und sie spielen einen begeisternden und innovativen Folk-Pop. Blogger-Freund Eike hatte schon vor Monaten von dieser hochinteressanten Band geschwärmt. "Oliver, Du mußt unbedingt auf das Konzert von Jonquil gehen, die spielen in der Pariser flèche d'or! Könntest Du mir bei dieser Gelegenheit einen Tonträger besorgen?"

Selbstverständlich wäre ich da gerne hingegangen und ich hätte auch die gewünschte CD besorgt, aber an jenem 28. Oktober 2007 spielten bereits andernorts die wiederauferstandenenen Waliser Young Marble Giants und da sich an deren Konzert auch noch ein längeres öffentliches Interview anschloß, mußte ich den Auftritt von Jonquil sausen lassen.

Aber heute gab es eine zweite Chance, die noch recht jungen Briten live zu erleben. Und wieder war die schöne Flèche d'or Austragunsort. Diesmal klappte alles wunderbar. Ich kam äußerst pünktlich in dem Laden an und auch die zwei Türsteher, die einem immer den Weg zum Eingang versperren, ließen mich problemlos passieren (warum die da stehen weiß ich nicht; sie kontrollieren weder die Tasche, noch sonst irgendetwas). Im Inneren war es noch sehr leer, vielleicht 20 Leute standen an der Bar, oder in der Gegend rum und verfolgten aus der Distanz die Performance der Schwedin Julie Venus. Was man zu Hören bekam, war ziemlich scheußlich. Zusammen mit einem Keyboarder, der passenderweise ein T-Shirt mit der Aufschrift "1985" anhatte, trug die hübsche Julie ein kitschiges und stark 80er Jahre angehauchtes Lied nach dem anderen vor. Zum Glück war wenigstens der Anblick der jungen Dame mit dem schönen Zopf erfreulich.

Im Anschluß füllte sich die Flèche d'or immer mehr und die Engländer von Jonquil hatten somit die Möglichkeit, ihre wunderbar arrangierten Folkpop-Kompositionen einem größeren Publikum vorzustellen. Die Band aus Oxford war zu sechst erschienen. Im Mittelpunkt stand ein recht fülliger blonder Sänger mit einem Zöpfchen, der es sich hinter der Orgel bequem gemacht hatte, später aber auch Gitarre und das Schifferklavier spielte. Seine Kollegen bedienten unter anderem solch wundervolle Instrumente wie Geige, Melodika und Querflöte und sorgten somit für einen herrlich warm und festlich klingenden Sound. Der typische Aufbau der Lieder beinhaltete einen verhaltenen und recht schleppenden Beginn und ein dramatisches und zackiges Finale, Chorgesänge und Handclaps inbegriffen. Natürlich kamen einem stilistische Assoziationen zu Arcade Fire in den Sinn, aber dieser Vergleich greift eindeutig zu kurz, um die Musik der Oxforder zu beschreiben. Stattdessen könnte man etliche andere gute Bands nennen, die gewisse Ähnlichkeiten zu Jonquil aufweisen: Bon Iver (auch hierüber hat Blogger-Freund Eike schon oft geschrieben), für die warmen Chöre, Beirut für den festlichen und geselligen Aspekt, Kissaway Trail für die himmelhochjauchzenden Passagen und Tunng (oder auch Grizzly Bear) für die knisternden und experimentellen Töne und Geräusche. Aber das Schöne war: Jonquil klangen insgesamt sehr eigenständig und neuartig! Besonders hervorzuheben ist das Lied "Lions", das auch auf dem gleichnamigen Album von 2007 vertreten ist. Sänger Hugo Manuel spielte hierzu auf famose Weise das Akkordeon und die anderen sangen inbrünstig mit, um einen herrlichen Chor zu bilden.. "And All The Towns we built, we built..., the lions could escape. So they could... in houses of their own." Schade nur, das das Lied so kurz war...

Und natürlich war auch der heutige Auftritt nicht von langer Dauer, wie so oft in der Flèche d'or, wo einer Gruppe selten über 40 Minuten Spielzeit eingeräumt wird.

Ein weiterer Höhepunkt des kurzen Sets: Das treibende "Whistle Low", das natürlich auch auf dem Album "Lions" drauf ist. Allerdings handelt es sich bei diesem Werk nicht um das Debütalbum der Gruppe, sondern um den zweiten Output. Diese Info hatte ich übrigens von dem sehr netten Geiger der Gruppe, der mir nach dem Konzert auch noch erzählte, daß sie im Moment im Tourbus "The Trials Of Van Occupanther" von Midlake rauf und runter hören, in den beiden letzten Jahren bereits bei dem stimmungsvollen Latitude-Festival neben solchen Größen wie Arcade Fire aufgetreten sind, im Sommer gerne nach Deutschland kommen würden und mit den aufstrebenden Youth Movies sehr gut befreundet sind (darüber hinaus auch mit Foals, die ja auch aus Oxford stammen).

Also: Nicht vergessen, sich die Lieder von Jonquil bei Myspace anzuhören!

Setlist Jonquil, La Flèche d'or, Paris (Reihenfolge unbekannt):

- Sudden Sun
- Baby, So Now Why No?
- Lions
- Here's To The Little Man
- Subtle Strains
- Magdalen Bridge
- Whistle Low

Konzertbesucher von Jonquil könnten auch mögen:

- Tunng in Haldern 2007
- Grizzly Bear in Paris
- Midlake in Paris
- Get Well Soon in Haldern 2007



2 Kommentare :

E. hat gesagt…

yeah, hier: http://dasklienicum.blogspot.com/2007/09/neue-tne-152-jonquil.html
das freut mich ja, dass du es zu den jungs geschafft hast und es dir offensichtlich auch gefallen hat!

Anonym hat gesagt…

Hallo,
falls du immer noch in der Nähe von Köln bist, hier sind jonquil am Freitag: http://www.lastfm.de/event/721198

Grüße!
Micha

 

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