Donnerstag, 17. April 2008

Alaska In Winter, Paris, 16.04.08

Konzert: Alaska In Winter (The Delanoe Orchestra)
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 16.04.2008
Zuschauer: ein paar hundert



Nach Get Cape Wear Cape Fly ging meine Reise in die Flèche d'or. Ich verpasste somit den Rest des Auftritts von Jamie Lidell, einem exzentrischen Typen, nachdem sich andere Leute die Finger schlecken würden und außerdem auch die letzte Band Midnight Juggernaughts.


Ich war einfach zu neugierig auf die Show von Alaska In Winter , der um 22 Uhr in der Flèche d'or angesetzt war. Die Anfahrt dorthin war eigentlich recht kurz, von der Station Rue Saint - Maur, die in der Nähe des Nouveau Casino liegt, sind es nur zwei Stops bis Gambetta, wo man aussteigen muß, um zur Flèche d'or zu kommen. Wenn doch bloß der Fußmarsch von der Metro zu dem angesagten Laden nicht so weit wäre!

Am Orte des Geschehens eingetroffen,
bekam ich noch den Rest der Performance der Franzosen The Delanoe Orchestra mit. Die Jungs aus der landschaftlich schönen Auvergne bekommen in letzter Zeit eine sehr gute Presse, vor allem durch die Zeitschrift "Les Inrockuptibles", die euphorisch von der französischen Antwort auf Sparklehorse geschwärmt hat. Die neue Sensation also aus der Auvergne, nach Cocoon, die in Frankreich schon sehr bekannt sind. Ich kann mir schon gut vorstellen, daß die Motivation groß sein muß, dieser kaffigen Gegend Frankreichs zu entfliehen und da ist es bestimmt keine schlechte Idee, eine Band zu gründen und zu touren. So landet man dann auch irgendwann in Paris. Was kann es Schöneres geben? Außer vielleicht mit Carla Bruni verheiratet zu sein?

Nein, mal im Ernst, das Delanoe Orchestra macht wundervolle Musik, mit Trompeten, Cello und ähnlich wohlklingenden Instrumenten. Schade, daß ich nur noch zwei Lieder ihres Sets mitbekam, die zwischen Getragenheit und manischem Ausbrechen aus der Melancholie schwankten. Über das Debütalbum der Franzosen verfüge ich bereits, ich denke es wird bei wiederholtem Hören immer besser werden.

Danach war die Zeit für Brandon Bethancourt aka Alaska In Winter gekommen. Auf seiner ersten CD, die ich mir kürzlich besorgt habe, verrät schon ein kleiner runder Aufkleber, wohin die Reise in musikalischer Hinsicht geht: "Featuring Zach Condon (Beirut) und Heather Trost (A Hawk And A Hacksaw)", kann man da lesen.

Die Hoffnung, heute Zach "Beirut" Condon zu sehen, hatte ich allerdinsg sofort begraben, weil bekannt wurde, daß der arme Trompeter erkrankt ist. Auch eine Heather Trost an der Violine suchte man vergeblich. Brandon kam ganz alleine.
Das hinderte den versponnenen jungen Mann aber nicht daran, desöfteren seine Band vorzustellen. Ein Anflug von Schizophrenie, oder bloß ein Gag?

Seine "Band" bestand aus Videoanimationen, die mittels eines Laptops auf eine Leinwand geworfen wurden.
Die Hauptperson der Filmchen war jeweils Brandon selbst, bloß in unterschiedlichen Verkleidungen und mit jeweils anderen Instrumenten (Klavier, Banjo, Trompete, alles mögliche...). Ein selbstverliebter Kerl! Und sehr affektiert und exzentrisch, er redete zwischen den Liedern mit einer wenig männlichen Stimme, aber das war wohl Absicht. Sein Gesang während der Stücke kam so gut wie nie natürlich rüber, er benutzte nämlich einen Stimmverzerrer, der den Liedern eine stark elektronische Klangfarbe verlieh. Kennt ihr den Song "One More Time" von Daft Punk? In etwa so, muß man sich den Gesang von Alaska in Winter live vorstellen. Auf CD klingt das weniger synthetisch, obwohl auch dort die Stimme künstlich verändert wurde. Letzlich hatte das ganze Spektakel etwas von einer japanischen Karaoke - Show, ich fühlte mich an die kleine Kumisolo erinnert, die vor ein paar Wochen an gleicher Stelle auftrat.

Zu den Äußerlichkeiten: Brandon trug eine graue Pelzkappe, die er nie absetzte. Seine Kleidung wechselte er aber mehrfach. Irgendwann zog er sogar seine Hose aus ud man hatte zunächst den Eindruck, eine lange weiße Unterhose würde zum Vorschein kommen. Es war aber nur eine enganliegende Jogginghose, die er zu einem weißen T-Shirt trug. Manchmal streifte er darüber eine schicke blaue Weste,
die er sich auch einmal über den Kopf hängte. Ein verrückter Kerl also, der dem Pariser Publikum auch durch seinen Stimmverzerrer "I love you" zuhauchte und am Ende rote Blumen ins Publikum warf und dazu wie ein Hampelmann tanzte.

Seine Musik hat aber durchaus Charme, Eletroklänge treffen hierbei auf Banjos, Trompeten und Balkansound, wie man ihn von Beirut kennt. Und der hat sogar auf der CD bei einem Lied mitgesungen,
kam aber natürlich nicht persönlich vorbei. Dafür hatte ja Brandon seine Band...

Ein verrückter Kerl, aber der Name deutet es ja auch schon an. Wenn ich ehrlich bin, war das Konzert scheußlich, aber seine CD "Dance Party In The Balkans", die ist wirklich nicht übel, eher recht hübsch sogar. Der trashige Aspekt tritt dort in den Hintergrund und man kann sich dazu herrlich Tagträumen hingeben...

Mehr Bilder von dem durchgeknallten Alaska In Winter hier



5 Kommentare :

E. hat gesagt…

fand alaska in winter auf scheibe gar nicht so schlecht, aber die besseren beirut wohnen woanders.

Oliver Peel hat gesagt…

Du sagst es, lieber Eike: " Auf Scheibe gar nicht so schlecht". Aber live war das...nun ja, sehr seltsam. Aber das erzähle ich später.

Hach, ich hätte zu den Brunettes gehen sollen!

Und jetzt sag' schon , wer die besseren Beirut sind. "Neue Töne" Nummer ???

E. hat gesagt…

das ist nicht mein metier, um aufgepeppte pusztabands kann ich mich nicht auch noch kümmern!
*** wortspiel, obacht ***

@oliver: post angekommen?

Oliver Peel hat gesagt…

Ja! Danke!!! Mail folgt!

Oliver Peel hat gesagt…

@ Eike:

Du tust dem armen Beirut unrecht! Der Kerl ist großartig, seine Konzerte ergreifend. Ein Riesentalent! Schade, daß er wohl wieder Probleme mit der Psyche hat. Ich mag ihn so gerne, ich hoffe, er kommt bald zurück und verzaubert mich wieder.

Get Weel Soon Zach!

 

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