Konzert:The Long Blondes
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 26.04.2008
Zuschauer: wahrscheinlich ausverkauft
"Als wir das letzte Mal in Paris gespielt haben, ging es mir soo fürchterlich schlecht, daß ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, aber zum Glück ist das heute anders: "I feel well".
Kate Jackson, die charismatische Frontfrau der Long Blondes strahlte über das ganze Gesicht, als sie das sagte und man merkte ihr an, daß sie es aufrichtig meinte. Beim "letzten Mal in Paris" war ich übrigens auch dabei und ich hielt es nach dem enttäuschenden Auftritt (Krankheit hin oder her) im Pariser Trabendo (März 2007) nicht für augeschlossen, daß es sich ausgelongblondet hatte. Tatsache war nämlich, daß Kate trotz ihres Handicaps die mit Abstand agilste Person in der ansonsten saulahmen Truppe war. Die Bassistin schien hinter ihrem Instrument zu dösen und die Keyboarderin und Gitarristin machte den Eindruck, als könne sie nicht spielen. Ganz schön mau das Ganze also. Der damals herrschende massive Medienhype um die Band war letzlich nicht zu rechtfertigen.
Der Trubel hat sich allerdings in den letzten Monaten deutlich gelegt, die Kids hatten in der Zwischenzeit einfach andere Lieblinge bei meinzuhausemeinblog (demnächst konzerttagebuch.de) oder MySpace entdeckt.
Eine dieser neuen Lieblingsbands der Blogosphäre wollte ich vor dem Auftritt der Long Blondes unter die Lupe nehmen. Ich spreche von der Londoner Girlgroup Ipso Facto, von denen ich schon anderswo gelesen hatte (seltsamerweise nicht auf unserer eigenen Seite, aber die waren halt noch nicht in Paris oder Köln). Ihre dunklen, mysteriösen Songs auf ihrer MySpace Seite hatten mich neugierig gemacht und die Bilder von den attraktiven jungen Damen mit ihren schwarzen Pagenköpfen, die im Netz zirkulieren, sind einfach entzückend. Extrem stylish diese Girls, genau mein Geschmack! Das Problem war bloß, daß...sie nicht kamen! Angeblich im Stau steckengeblieben, oder was auch immer! Ein Jammer! Über eine Stunde wartete man in der Maroquinerie gespannt (ein Herr vor mir spielte auf seinem Blackberry), ob sie vielleicht doch noch aufkreuzen würden. Einige Besucher sprachen aus, was alle dachten: Lasst sie doch einfach nach den Long Blondes spielen! Aber alle Hoffnungen wurden enttäuscht, Ipso Facto ersatzlos gestrichen! Mist!
Das Publikum mußte mit den längst uncool gewordenen Long Blondes vorlieb nehmen. Deren Drummer hatte sich schon früh blicken lassen und überprüfte ein paar Einstellungen. Soundingenieure testeten ein wenig hin und her und man hörte ein paar elektronische Samples, die unschwer zu erraten zu den neuen Liedern vom zweiten Album "Couples" gehören würden. Ich fragte mich, was von den Neuheiten live zu erwarten war, hatte aber im Grunde genommen keine Vergleichsmöglichkeiten, da ich die neue CD noch gar nicht gehört hatte.
Kostproben sollte ich kurze Zeit später bekommen. Nach einem Intro ging es nämlich gleich mit "Century" los. Dies klang überraschend organisch und wavig, von einem allzu starken elektronischen Sound war nicht viel zu merken. Gut so! Auch "Here Comes The Serious Bit" war o.k., zum ersten Mal richtige Stimmung kam allerdings erst bei dem alten Hit "Weekend Without Make Up" auf. Ich fragte mich allerdings schon, wie es damals zu dem Text kommen konnte. Ein Wochendende ohne Make Up gibt es oder gab so etwas bei den Long Blondes wirklich einmal? Kaum vorstellbar, wenn man sich die drei Weiber der Truppe so ansieht. Kate Jackson sieht immer so aus, als sei sie mit den Augen in den Tuschkasten gefallen und ihre Lippen sind stets feuerrot. Diesmals allerdings auch ihr Nagellack, eine Neuheit für mich. Bei früheren Konzerten trug sie immer blaue Nägel, wirklich nicht mein Fall. Für die roten Krallen gab es also Pluspunkte bei mir, genauso für die (neuen?) Tattoos auf ihren beiden Oberarmen, die von gewaltigen Schiffen geziert wurden. Geil, ey!
Aber was machten eigentlich die anderen Mädels der Band, sind sie inzwischen dynamischer geworden? Nun, nur sehr bedingt, die Bassistin gibt sich nach wie vor die allergrößte Mühe teilnahmslos und gelangweilt zu gucken (irgendwann mußte sie allerdings einmal heimlich lachen) und die Gitarristin und Keyboarderin hatte auch keine besonders ausgeprägte Mimik. Aber ich glaube sie hat inzwischen ein wenig gelernt, wie man Gitarre gespielt, zumindest versuchte sie konzentriert diesen Eindruck zu erwecken. Die Herren in der Runde, Songwriter und Gitarrist (auch er spielt zudem Keyboard) Dorian Cox und Drummer Screech Louder waren im Gegensatz dazu Aktivposten der Band. Vielleicht sollte man aus den Long Blondes ein Trio machen, das wäre vielleicht dynamischer? Gerade der gute Drummer könnte so mehr in den Vordergrund gestellt werden und die Live-Performances wären nicht mehr so einseitig auf Leaderin Kate Jackson ausgerichtet.
Mit der bisherigen Besetzung blieb allerdings alles beim Alten, Kate tanzt nach wie vor lasziv und erotisch, führt sich das Mikro von oben in den Mund und wackelt mit den Hüften, daß es eine wahre Freunde für die Männer im Publikum ist. So konnte dann auch der ein oder ander mittelmäßige Song kompensiert werden. Gerade auf dem neuen Album ist nämlich nicht alles so glänzend wie die Wimperntusche von Frau Jackson. Das gab es definitiv ein paar Hänger und vor allem der Langweiler "Too Clever By Half" verpuffte völlig. Auch die Samples zu Beginn der Lieder, auf denen man oft eine Männerstimme reden hört, stellten sich als überflüssiges Beiwerk heraus. Lobend hervorheben möchte ich allerdings das tanzbare Stück "I Liked The Boys", das durchaus zu gefallen wußte. Die Kracher entfielen allerdings fast einhellig auf die alten Live-Klassiker und so hatte das Konzert mit "Once And Never Again" und dem 60ies angehauchten "Separated By Motorways" eine seiner stärksten Phasen, zu denen man auch das Ende mit dem Hit "Giddy Stratospheres" und der Zugabe "Lust In The Movies" zählen konnte.
Insgesamt sahen die Besucher ein anprechendes und kurzweiliges Konzert, allerdings ohne in Extase zu verfallen. Dazu sind die Long Blondes einfach eine Spur zu belanglos, trotz der nach wie vor guten Hits des ersten Albums.
Setlist The Long Blondes, Maroquinerie, Paris:
01: Century
02: Here Comes The Serious Bit
03: Weekend Without Make - Up
04: Autonomy Boy
05: The Couples
06: You Could Have Both
07: Round The Hairpin
08: Once And Never Again
09: Separated By Motorways
10: I Liked The Boys
11: Too Clever By Half
12: Guilt
13: Erin O'Connor
14: I'm Going To Hell
15: Giddy Stratospheres
16: Lust In The Movies (Z)
Links:
- aus dem Archiv:
- The Long Blondes, Paris, 29.03.07
- The Long Blondes, Dresden, 23.03.07
- The Long Blondes, Paris, 15.12.06
- mehr Fotos von Kate Jackson und den Long Blondes
- Video von "Weekend Without Make Up" in der Pariser Maroquinerie von 2006
- Century (Promo Video)
Konzerttermine der Long Blondes:
28.04.2008: Evreux, Frankreich
29.04.2008: Strasbourg, Frankreich
01.05.2008: Groningen (Vera), Niederlande
02.05.2008: Osnabrück (Glanz & Gloria)
04.05.2008: Hamburg (Knust)
05.05.2008: Berlin (Lido)
06.05.2008: Köln (Luxor)
07.05.2008: München (Atomic Café)
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 26.04.2008
Zuschauer: wahrscheinlich ausverkauft
"Als wir das letzte Mal in Paris gespielt haben, ging es mir soo fürchterlich schlecht, daß ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, aber zum Glück ist das heute anders: "I feel well".
Kate Jackson, die charismatische Frontfrau der Long Blondes strahlte über das ganze Gesicht, als sie das sagte und man merkte ihr an, daß sie es aufrichtig meinte. Beim "letzten Mal in Paris" war ich übrigens auch dabei und ich hielt es nach dem enttäuschenden Auftritt (Krankheit hin oder her) im Pariser Trabendo (März 2007) nicht für augeschlossen, daß es sich ausgelongblondet hatte. Tatsache war nämlich, daß Kate trotz ihres Handicaps die mit Abstand agilste Person in der ansonsten saulahmen Truppe war. Die Bassistin schien hinter ihrem Instrument zu dösen und die Keyboarderin und Gitarristin machte den Eindruck, als könne sie nicht spielen. Ganz schön mau das Ganze also. Der damals herrschende massive Medienhype um die Band war letzlich nicht zu rechtfertigen.
Der Trubel hat sich allerdings in den letzten Monaten deutlich gelegt, die Kids hatten in der Zwischenzeit einfach andere Lieblinge bei meinzuhausemeinblog (demnächst konzerttagebuch.de) oder MySpace entdeckt.
Eine dieser neuen Lieblingsbands der Blogosphäre wollte ich vor dem Auftritt der Long Blondes unter die Lupe nehmen. Ich spreche von der Londoner Girlgroup Ipso Facto, von denen ich schon anderswo gelesen hatte (seltsamerweise nicht auf unserer eigenen Seite, aber die waren halt noch nicht in Paris oder Köln). Ihre dunklen, mysteriösen Songs auf ihrer MySpace Seite hatten mich neugierig gemacht und die Bilder von den attraktiven jungen Damen mit ihren schwarzen Pagenköpfen, die im Netz zirkulieren, sind einfach entzückend. Extrem stylish diese Girls, genau mein Geschmack! Das Problem war bloß, daß...sie nicht kamen! Angeblich im Stau steckengeblieben, oder was auch immer! Ein Jammer! Über eine Stunde wartete man in der Maroquinerie gespannt (ein Herr vor mir spielte auf seinem Blackberry), ob sie vielleicht doch noch aufkreuzen würden. Einige Besucher sprachen aus, was alle dachten: Lasst sie doch einfach nach den Long Blondes spielen! Aber alle Hoffnungen wurden enttäuscht, Ipso Facto ersatzlos gestrichen! Mist!
Das Publikum mußte mit den längst uncool gewordenen Long Blondes vorlieb nehmen. Deren Drummer hatte sich schon früh blicken lassen und überprüfte ein paar Einstellungen. Soundingenieure testeten ein wenig hin und her und man hörte ein paar elektronische Samples, die unschwer zu erraten zu den neuen Liedern vom zweiten Album "Couples" gehören würden. Ich fragte mich, was von den Neuheiten live zu erwarten war, hatte aber im Grunde genommen keine Vergleichsmöglichkeiten, da ich die neue CD noch gar nicht gehört hatte.
Kostproben sollte ich kurze Zeit später bekommen. Nach einem Intro ging es nämlich gleich mit "Century" los. Dies klang überraschend organisch und wavig, von einem allzu starken elektronischen Sound war nicht viel zu merken. Gut so! Auch "Here Comes The Serious Bit" war o.k., zum ersten Mal richtige Stimmung kam allerdings erst bei dem alten Hit "Weekend Without Make Up" auf. Ich fragte mich allerdings schon, wie es damals zu dem Text kommen konnte. Ein Wochendende ohne Make Up gibt es oder gab so etwas bei den Long Blondes wirklich einmal? Kaum vorstellbar, wenn man sich die drei Weiber der Truppe so ansieht. Kate Jackson sieht immer so aus, als sei sie mit den Augen in den Tuschkasten gefallen und ihre Lippen sind stets feuerrot. Diesmals allerdings auch ihr Nagellack, eine Neuheit für mich. Bei früheren Konzerten trug sie immer blaue Nägel, wirklich nicht mein Fall. Für die roten Krallen gab es also Pluspunkte bei mir, genauso für die (neuen?) Tattoos auf ihren beiden Oberarmen, die von gewaltigen Schiffen geziert wurden. Geil, ey!
Aber was machten eigentlich die anderen Mädels der Band, sind sie inzwischen dynamischer geworden? Nun, nur sehr bedingt, die Bassistin gibt sich nach wie vor die allergrößte Mühe teilnahmslos und gelangweilt zu gucken (irgendwann mußte sie allerdings einmal heimlich lachen) und die Gitarristin und Keyboarderin hatte auch keine besonders ausgeprägte Mimik. Aber ich glaube sie hat inzwischen ein wenig gelernt, wie man Gitarre gespielt, zumindest versuchte sie konzentriert diesen Eindruck zu erwecken. Die Herren in der Runde, Songwriter und Gitarrist (auch er spielt zudem Keyboard) Dorian Cox und Drummer Screech Louder waren im Gegensatz dazu Aktivposten der Band. Vielleicht sollte man aus den Long Blondes ein Trio machen, das wäre vielleicht dynamischer? Gerade der gute Drummer könnte so mehr in den Vordergrund gestellt werden und die Live-Performances wären nicht mehr so einseitig auf Leaderin Kate Jackson ausgerichtet.
Mit der bisherigen Besetzung blieb allerdings alles beim Alten, Kate tanzt nach wie vor lasziv und erotisch, führt sich das Mikro von oben in den Mund und wackelt mit den Hüften, daß es eine wahre Freunde für die Männer im Publikum ist. So konnte dann auch der ein oder ander mittelmäßige Song kompensiert werden. Gerade auf dem neuen Album ist nämlich nicht alles so glänzend wie die Wimperntusche von Frau Jackson. Das gab es definitiv ein paar Hänger und vor allem der Langweiler "Too Clever By Half" verpuffte völlig. Auch die Samples zu Beginn der Lieder, auf denen man oft eine Männerstimme reden hört, stellten sich als überflüssiges Beiwerk heraus. Lobend hervorheben möchte ich allerdings das tanzbare Stück "I Liked The Boys", das durchaus zu gefallen wußte. Die Kracher entfielen allerdings fast einhellig auf die alten Live-Klassiker und so hatte das Konzert mit "Once And Never Again" und dem 60ies angehauchten "Separated By Motorways" eine seiner stärksten Phasen, zu denen man auch das Ende mit dem Hit "Giddy Stratospheres" und der Zugabe "Lust In The Movies" zählen konnte.
Insgesamt sahen die Besucher ein anprechendes und kurzweiliges Konzert, allerdings ohne in Extase zu verfallen. Dazu sind die Long Blondes einfach eine Spur zu belanglos, trotz der nach wie vor guten Hits des ersten Albums.
Setlist The Long Blondes, Maroquinerie, Paris:
01: Century
02: Here Comes The Serious Bit
03: Weekend Without Make - Up
04: Autonomy Boy
05: The Couples
06: You Could Have Both
07: Round The Hairpin
08: Once And Never Again
09: Separated By Motorways
10: I Liked The Boys
11: Too Clever By Half
12: Guilt
13: Erin O'Connor
14: I'm Going To Hell
15: Giddy Stratospheres
16: Lust In The Movies (Z)
Links:
- aus dem Archiv:
- The Long Blondes, Paris, 29.03.07
- The Long Blondes, Dresden, 23.03.07
- The Long Blondes, Paris, 15.12.06
- mehr Fotos von Kate Jackson und den Long Blondes
- Video von "Weekend Without Make Up" in der Pariser Maroquinerie von 2006
- Century (Promo Video)
Konzerttermine der Long Blondes:
28.04.2008: Evreux, Frankreich
29.04.2008: Strasbourg, Frankreich
01.05.2008: Groningen (Vera), Niederlande
02.05.2008: Osnabrück (Glanz & Gloria)
04.05.2008: Hamburg (Knust)
05.05.2008: Berlin (Lido)
06.05.2008: Köln (Luxor)
07.05.2008: München (Atomic Café)
1 Kommentare :
Viele alte Lieder. Viel mehr als bei dem Konzert, über das der NME berichtet hatte. Ist das Realismus?
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