Mittwoch, 23. April 2008

Girls In Hawaii, Heidelberg, 22.04.08


Konzert: Girls In Hawaii
Ort: Karlstorbahnhof, Heidelberg
Datum: 22.04.2008
Zuschauer: etwa 90
Konzertdauer: 80 min.


Daß auf dem Cover der neuen CD der belgischen Band Girls in Hawaii ein toter (nicht besonders kapitaler) Hirsch abgebildet ist, schien inspirierend zu sein, denn unterwegs Richtung Heidelberg zum Konzert der Belgier hörte ich im Radio: "Achtung Autofahrer, auf der A3 zwischen Idstein und Niedernhausen Gefahr durch Wildschweine" - als ich gerade zwischen Idstein und Niedernhausen fuhr. Von Wildschweinen nichts zu sehen, also auch keine Fotomotive für ein Cover einer dritten Platte.

Die recht hohe Anzahl an "Ich gehe hin" Klicks bei lastfm hatte mich ein wenig nervös gemacht (paranoid ist sicher das bessere Wort), denn ich hatte keine Karte, weil meine Entscheidung, das Konzert zu sehen, sehr spontan war. Also war ich abgehetzt und pünktlich und bekam ohne Probleme ein Ticket. Das hätte allerdings auch noch um halb zehn funktioniert, der Karlstorbahnhof war nämlich leider weit entfernt von ausverkauft. Umgebaut war er allerdings. Früher gab es zwei Ebenen im Saal, von hinten mußte man ein paar Stufen runtergehen, um zur Bühne zu kommen. Jetzt ist alles eine Ebene, es sieht luftiger und moderner aus - aber auch kleiner. Diese Verkleinerung ändert aber nichts daran, daß der Karlstorbahnhof einer meiner Lieblingsclubs ist.

Der Bühnenaufbau war spektakulär. Wären da nicht Unmengen an Instrumenten (Klavier, Glockenspiel, viele Gitarren, Ukulele, Akkordeon, Bass, Schlagzeug) gewesen, hätte es ausgesehen wie in einem Wohnzimmer Modell Gelsenkirchener Barock. Auf dem Boden lag ein farblos gewordener Teppich, überall, wo Platz war, standen kleine Stehlampen. Der Hingucker waren jedoch Türme aus Fernsehern (je zwei) rechts und links der Bühne, sowie im Hintergrund der Guten Stube. Ganz hinten komplettierte eine Leinwand die mediale Deko.

Es ging dann um halb zehn los. Ich war nicht ganz sicher, wie viele Musiker nun zu Girls In Hawaii gehören. Erst einmal nahmen fünf ihren Platz ein, ein Bassist, ein singender Gitarrist, ein sitzender Gitarrist, ein Schlagzeuger und ein weiterer Gitarrist. Das wechselte aber häufiger, einen festen Sänger gibt es beispielsweise nicht, gesungen haben ohnehin die meisten Mitglieder der Band. Aber auch den Leadgesang teilten sich die Belgier.

A propos Belgier: Die englischen Konzerttouristen in Paris und Köln haben wir schon häufiger thematisiert. In Heidelberg sprachen viele Besucher französisch, ich bin ganz sicher, das waren alles Belgier. Naja, die meisten zumindest!

Erstes Lied war das Eröffnungsstück der neuen Platte "This
farm will end up in fire". Die Stimmung im Saal war sofort ausgezeichnet, auch wenn ich nicht den Eindruck hatte, daß viele schon die neue CD kannten, bei jedem alten Stück wurde deutlich mehr mitgesungen.

Die Fernsehmonitore und die Leinwand hatten dann ihren großen Auftritt. Auf ihnen liefen Filme, Szenen aus Großstädten, Strandvideos, manche in Super8-Optik. Natürlich kamen diese Filme nicht an die Visualisierungen von iLiKETRAiNS heran, sie waren aber wirklich gelungene Unterstützungen der Musik.

Tja, die Musik. Selbstverständlich habe ich gedanklich nach ähnlichen Bands gekramt. Sofort kamen mir meine heißgeliebten Galaxie 500 in den Sinn, oft aber auch die Shins, manchmal Built To Spill. Spätestens bei Lied vier, dem grandiosen "Fields of gold" kam mir aber eine andere, wie ich finde, sehr treffende Referenz in den Sinn, die Wrens aus New Jersey.

"Fields of Gold" war eines der Highlights des Abends. Dabei schlug ein sechstes Bandmitglied auf ein an einem Drumstick befestigtes Becken ein. Das Lied ist eigentlich recht monoton - aber auf eine aufregende Weise. Das wird vermutlich niemand verstehen, ich halte die Beschreibung aber für sehr treffend...

Nach diesem ersten Knüller begrüßte uns der (Haupt-) Sänger Antoine (vermute ich). Heidelberg sei der Beginn einer zehntägigen Deutschland-Tour. Deutschland liebten sie sehr, weil man da nette Leute treffe und viel Whiskey trinken könne und sei überhaupt viel besser als Frankreich. Da keine Buhrufe folgten, schloß ich daraus, daß die Französisch sprechenden Gäste Belgier waren.

Die nächste Ansage machte der Bassist. "Ich spreche ganz gut Deutsch," erklärte Daniel (der ganz offensichtlich Deutscher ist), um dann zu erzählen, daß er die anderen Jungs mittags mit Saumagen und Bier abgefüllt habe. Später fragte er, wie wir sein (rosanes) Hemd fänden, das habe seine Freundin ausgesucht. Natürlich kamen sofort Nachfragen nach der Farbe seine Unterhose. Daniel zeigte das hellblaue Stück, das er am gleichen Tag gekauft hatte.

Musikalisch war der Abend noch geschmackvoller. Das Set bestand etwa zu gleichen Teilen aus Liedern beider Alben. Am besten gefallen haben mir die Stücke, bei denen ich das am wenigsten erwartet hätte, zum einen eben "
Fields of Gold", dann aber auch "Birthday call", das live fabelhaft war.

Der schönste Moment des Abends war für mich der Einsatz von vier Gitarren! Trotz all der anderen schönen Instrumente, war das der Höhepunkt des Konzerts!

Nach einer Stunde endete mit "Flavor" der erste Teil. Allerdings kamen die Belgier noch zweimal zu insgesamt fünf Zugaben zurück. Ganz am Ende stand "Plan your escape" nur von der halben Band gespielt.

Ein schönes Konzert voller schöner Melodien, also ein Ausflug, der sich sehr gelohnt hat!

Setlist Girls In Hawaii, Karlstorbahnhof, Heidelberg:

01: This farm will end up in fire
02: Bees & butterflies
03: Sun of the sons
04: Fields of gold
05: The fog
06: Road to luna
07: Time to forgive the winter
08: Coral
09: Couples on TV
10: Colors
11: Found in the ground
12: Birthday call
13: Flavor

14: Bored (Z)
15: Casper (Z)
16: Grashopper (Z)

17: 9.00 am (Z)
18: Short song for a short mind (Z)
19: Taxman (Z)
20: Plan your escape (Z)



 

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