Montag, 23. April 2012

Old Seed & Garda, Karlsruhe, 20.04.2012


Konzert: Old Seed & Garda

Ort: Café Nun, Karlsruhe
Datum: 20.04.12
Zuschauer: etwa 60
Konzertdauer: 65 Minuten + 85 Minuten


Bericht von Gudrun aus Karlsruhe
Dieser Abend im Café Nun war magisch.

Ich bin mir mit mehr als einem Tag Abstand immer noch nicht sicher, den richtigen (angemessenen) Ton für einen Bericht treffen zu können. Aber wegen der noch ausstehenden Tourtermine (siehe unten) versuche hier mein bestes, die gute Nachricht in die Welt zu tragen.

Fein der Reihe nach:

Ich weiß nicht, was um Kanada ist, dass es diese eindrücklichen Barden
produziert. Der erste Mann an der Ukulele, den ich live erleben durfte war Mathias Kom von "The Burning Hell'' mit schwarzhumorigen und selbstironschen Texten voller Weisheit und Musik, die mir unmittelbarin die Beine geht. Ich fiebere der nächsten Gelegenheit entgegen, ihn live zuerleben (Möglichkeiten hierfür siehe unten!).

Dann erlebte ich Wax Mannequin, der allein mit Stimme und Gitarre sein Publikum in den Bann zieht und auch unverstärkt und ohne Distanz seine Musik unangefochten zelebriert. Nun war es Old Seed, der als support angekündigt war, aber wohl eher eine erste Konzerthälfte bestritt. Sicher mit sehr viel mehr Bühnenerfahrung als Garda. Ich zitiere hier die Einladung aus dem Café Nun :"Old Seed ist Craig Bjerring, der von

Winnipeg Canada in die Nähe von Kassel zog. Seine Musik wurde schon als gespenstisch, zerbrechlich und wunderschön bezeichnet. Seine Konzerte brachten mehr als ein paar Tränen hervor, und waren Anlass für große Flächen von Gänsehaut. Die unzähligen Konzerte, die Craig alleine bestritt, zahlen sich in seiner Gelassenheit auf der Bühne aus. Konzertbesucher können sich auf einen Künstler freuen, der gelernt hat zu unterscheiden wann es an der Zeit ist sich selbst ernst zu nehmen, und wann nicht.''

Und genauso war es. Obwohl als support
angekündigt, ließ ihn das euphorisch klatschende Publikum nicht ohne Zugabe von dannen ziehen. Fast unbegreiflich für mich war, dass er während der mehr als eine Stunde währenden Vorstellung kein einziges Mal seine Gitarre nachstimmen musste, obwohl die Saiten von ihm ordentlich rangenommen wurden. Die Gitarre durfte stets zum einen eine weitere Stimme spielen und die harmonische und rhythmische Grundlage der Lieder beisteuern (kurz gesagt: der Mann kann auch echt gut Gitarre spielen...). Man kann sich davon auch gern selbst ein Bild machen: Hauskonzert. 

Ich denke, ich wäre in jedem Fall der Einladung des Café Nuns für den Freitag Abend gefolgt. Aber im Vorfeld des Konzertes von Garda hier in Karlsruhe hatte ich lange mit dem Gedanken gespielt, zum Burning Eagle Festival nach Reutlingen zu fahren. Das musste ich mir leider aus mehreren Gründen aus dem Kopf schlagen. Jedoch glücklicherweise nicht ganz ungetröstet, denn Garda machten sozusagen auf dem Weg nach Reutlingen Station und damit ein Zipfelchen Festival doch für mich erreichbar (und Dan Mangan würde ich im Mai hoffentlich noch in Beverungen sehen). Im hören und rumklicken lieferte mir die Band noch mehr Gründe, auf diesen Abend sehr gespannt zu sein. Erstens: Meine Kaufentscheidung für die gerade neu erscheinende zweite CD "A heart of a pro'' war anhand des verfügbaren Materials schon vor dem Konzert getroffen und es war vom Label versprochen, dass die Band das neue Baby dabei haben würde. Die noch ungestillte Neugier galt natürlich den Menschen hinter dieser Musik, die zweitens aus der Heimat meiner Kinder anreisen würden, und drittens mit dem Label "Kumpels und Friends'' arbeiten, das mich letzten September mit dem SOB Festival komplett umgeblasen hat und auf meiner Sympathieskala ganz weit oben rangiert.

Garda sind (und waren auch auf der Bühne im Café Nun) sechs Personen. Ich musste spontan an Christophs Reaktion auf Dark Dark Dark denken: 6 Leute auf der Bühne und keine Gitarre (frei wiedergegeben). Obwohl es klar gewisse Parallelen gibt, die Musik beider Bands betreffend (rein äußerlich z.B. eine Klarinette und ein Akkordeon am Start, eine Frau am Keyboard mit fünf Jungs, der Schlagzeuger agierte sehr, sehr ähnlich) hier haben eindeutig Gitarren ein deutliches Wort mitzusprechen:


Kai Lehmann ~ Guitars, Vocals
Ronny Wunderwald ~ Drums, Percussions
Cornelia Mothes ~ Piano, Vocals
Frank Heim ~ Guitars, Pedal Steel
Lars Hiller ~ Guitars
Karsten Pretschner ~ Bass.


Sechs Leute auf der kleinen Bühne des Cafe Nuns ist wirklich keine einfache logistische Leistung (wahrscheinlich musste ich auch deshalb spontan durchzählen), aber die Bandaufstellung war sehr passend und wirkte schließlich logisch. Das Keyboard stand links vorn auf der Bühne mit der kurzen Seite zum Publikum, rechts vorn saß der Sänger mit akustischer Gitarre, dazwischen saßen (!) in etwa hintereinander die E-Gitarre und der Bass, das Schlagzeug hinter diesen vier im Winkel der Bühne und die Steelguitar war etwas versteckt hinter dem Keyboard (fast so wie sie - wenn überhaupt eingesetzt - auch im Sound nie sehr hervortrat). Warum ich diese Aufstellung als passend empfand liegt an der Musik. Sie ist einerseits durch die Stimme von Kai Lehmann getragen, der dem Publikum zugewandt und am nächsten saß. Hinzu trat die weibliche Stimme und das Piano als Spiegel, doch ohne die Leitstimme zu übernehmen. Und dann passierte es immer wieder, dass alle Instrumente einen wahren Klangteppich zu den zwischen diesen Polen verhandelten musikalischen Themen webten und in der Summe viel mehr waren als die Teile für sich genommen. Und dieses Fäden werfen und wirken war mit der Aufstellung fast genial umgesetzt.


Die Stimme und Musizierhaltung von Kai Lehmann erinnerten mich in vielem an den jungen Bright Eyes (live noch deutlicher als ich es auf der CD wahrnehme). Die Musik hat auch viel von der Melancholie und dem tief forschenden und etwas verwunderten Blick auf die Welt und das Leben. Doch wenn sich dann immer wieder spontan alle anderen Stimmen dazu erheben und die Musik laut und expressiv ausbricht, dann wird fast körperlich erfahrbar, dass hier keiner allein und auf sich gestellt ist im Sinne von "einsam'' sondern im Sinne von die Begabung haben für uns Dinge auszusprechen, die jeder mit etwas Lebenserfahrung schon selbst erspürt hat, aber nicht so hätte ausdrücken können.

Differenzierter und pointierter ausgedrückt wird dies in der Besprechung im Klienicum. Bemerkenswert und vieldeutig ist meiner Meinung nach auch das Cover-Artwork.


Was mir während des Konzerts viel Freude machte (über den Ohrenschmaus hinaus), war die Kommunikation der Bandmitglieder. Immer wieder fanden sich die Blicke und es gab ein Lächeln zu- und miteinander, das fast zu greifendes Glück war, zusammen hier zu sein und diese Musik zu erschaffen. Fast schauten sich die Musiker selbst noch verwundert die Augen reibend dabei zu, wie ihr Baby in der Welt steht und lebt und wunderschön ist.

Die Ansagen zur Überbrückung der Gitarrenstimmpausen waren unprätentiös und von freundlicher Offenheit für Karlsruhe gezeichnet. Die Band flaxte mehrfach locker
miteinander und mit dem Publikum. Lustig für mich ganz privat war der Moment, wo aus der Verlegenheit ein Thema zum reden zu finden, Fußball ins Spiel gebracht wurde, aber aus dem Publikum KEINER darauf einstieg... *inDeckunggeh*


Die Band spielte ein Set von etwa 70 min, in dem vorwiegend die Stücke aus dem neuen Album zu hören waren und ließ sich dann noch zu drei Zugaben überreden, die der Ansage nach vom ersten Album waren. Anschließend konnte man die Musik erwerben, ein Schwätzchen machen und ein Bierchen zusammen trinken. Im Gespräch waren alle sechs Leute von Garda ganz besonders nette Zeitgenossen und noch ein bisschen high davon, jetzt zusammen auf Tour zu sein. Karlsruhe war gerade der erste Konzertabend fern der Heimat (dort war erst am Samstag ein rauschende Releasekonzert gefeiert worden).


Als ich mit dem Fahrrad heimfuhr, schlug die Kirchtumruhr feierlich 16 mal zur Mitternacht.


Tourtermine Garda

04.5. Hamburg - Molotow
05.5. Rostock - Peter Weiss Haus
06.5. Berlin - Privatclub
12.5. Dresden - Festspielhaus Hellerau
28.5. Dresden - Scheune – Discorporate Festival
23.6. Dresden - Elbhangfest


Tour The burning hell

May 3 - Baron, Mainz DE (w/ Nick Ferrio and Ben Hermanski)
May 4 - Kesselhaus, Hanover DE (w/ Nick Ferrio)
May 5 - Marie Antoinette, Berlin DE (w/ Royalchord)
May 6 - Woodstock, Erfurt, DE (w/ Nick Ferrio)
May 7 - Franzis, Wetzlar DE (w/ Nick Ferrio)
May 8 - BarCelona, Siegen DE (w/ Nick Ferrio)
May 9 - Bahía de Cochinos, Castrop Rauxel, DE (w/ Nick Ferrio)
May 10 - King Georg, Köln DE
May 11 - Salon Noir, Frankfurt, DE (w/ Nick Ferrio)
May 12 - Wohnzimmerkonzert, Top-Secret (message for details)
May 13 - Nürtingen @ Provisorium (w/ Nick Ferrio)
May 14 - Portier, Winterthur CH (w/ MoreEats)
May 15 - Henrici, Zürich CH (w/ MoreEats)
May 16 - Brasserie du Chateau, Lausanne, CH (w/ MoreEats)
May 17 - Pantographe, Moutier, CH (w/ MoreEats)
May 18 - Trou Noir, Vaduz, LI (w/ Nick Ferrio)
May 19 - Viertel, Trogen CH (w/ MoreEats)
May 20 - Hotel Post, Schaan, LI (w/ Pilot to Bombardier)
May 21 - Crailsheimer Jugendzentrum, Crailsheim, DE (w/ Pilot to Bombardier)
May 22 - Zwölfzehn, Stuttgart DE (w/ Nick Ferrio)
May 23 - Wilhelma, Tübingen DE (w/ Nick Ferrio and Pilot to Bombardier)
May 24 - Hemdendienst, Nürnberg DE (w/ Nick Ferrio and Pilot to Bombardier)
May 25 - Hempels, Augsburg DE (w/ Nick Ferrio)
May 26 - Das Veilchen, Graz AU
May 27 - Rhiz, Vienna AU
May 29 - Hlava 22, Bratislava, SK (w/ Nick Ferrio)
May 30 - Troika, Brno, CZ (w/ Nick Ferrio, Urband and Chris Barickman)
May 31 - 007, Prague, CZ
June 1 - Stille Post, Görlitz, DE (w/ Nick Ferrio)
June 2 - Ostpol, Dresden DE (w/ Nick Ferrio)
June 3 - Hotel Wien, Bernburg, DE (w/ Nick Ferrio)
June 4 - Apex, Göttingen DE (w/ Nick Ferrio)
June 5 - BarCelona, Wuppertal DE (w/ Nick Ferrio)
June 6 - BarCelona, Oldenburg DE (w/ Nick Ferrio)
June 7 - Astra Stube, Hamburg DE (w/ Nick Ferrio)
June 8 - Des Geigers Rätsel, Leipzig, DE (w/ Nick Ferrio)
June 28/29/30 - Fusion Festival, Lärz DE


 

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