Konzert: Scott Matthew (& Laura Barrett)
Ort: KulturKirche Köln
Datum: 30.05.2009
Zuschauer: fast alle Sitzplätze besetzt
Dauer: Scott Matthew gut 90 min, Laura Barrett 35 min
Erst in den vergangenen Tagen hatte ich mich zum ersten Mal mit dem in Australien geborenen New Yorker Musiker Scott Matthew beschäftigt. Zuvor war mir der Musiker vor allem wegen des großen Hypes suspekt - und wegen seines Barts. Beim Hören seines aktuellen Albums (mit dem oft zitierten Titel There Is An Ocean That Divides And With My Longing I Can Charge It With A Voltage Thats So Violent To Cross It Could Mean Death) wichen meine Zweifel aber schnell der üblichen Neugierde.
Der Beschluß in die KulturKirche zu fahren, war aber bereits vorher gefallen, denn auf Laura Barrett war ich sehr gespannt. Vor einiger Zeit wurde ich durch das wundervolle Robot ponies auf die Solokarriere der Kanadierin hingewiesen. Ich hatte Laura Barrett als Teil der Hidden Cameras vor einiger Zeit im Gloria gesehen. Damals spielte sie Keyboard.
In der KulturKirche sah allerdings nichts danach aus, daß Laura wirklich das Vorprogramm bestreiten sollte. Für vier Musiker war oben vor dem Altar "eingedeckt". Es stand zwar links ein Keyboard, aber auch das sah nicht aus, als wäre es für eine Vorgruppe aufgebaut. Merkwürdig war nur ein Kasten, der an Scott Matthews Platz stand. Ich hatte die stille Hoffnung, daß er vielleicht eine Art modernes Grammophon sein könnte, um Laura noch irgendwie in dem Abend unterzubekommen, rechnete aber nicht mehr damit, bis Gemeindepfarrer Thomas Diederichs uns in seiner Kirche begrüßte und viel Spaß bei Scott Matthew und Laura Barrett wünschte.
Die Kanadierin erschien, ging zu dem Kasten und entnahm ihm einen kleinen Holzklotz, schloß ein Kabel an und spielte darauf. Das Holzteil entpuppte sich als Kalimba, der Kasten als Gefäß für eine ganze Sammlung dieser Daumenklaviere. Kalimbas klingen ein wenig wie Spieluhren und sehr viel wie diese kleinen Kinderdingse, die Metallwalzen mit kleinen Erhöhungen haben und ein Lied spielen, wenn man den kleinen Arm dreht (den des Geräts natürlich!). Bedient werden die Instrumente wie ein Gameboy.
Laura begann mit einem Instrumentalstück, das bereits riesigen Applaus auslöste. Lachend und furchtbar sympathisch bedankte sie sich dafür. "Too kind, too kind. An der Art wie ich das Wort "out" ausspreche, merkt ihr, daß ich aus Kanada komme. Ich bin froh hier zu sein, und ihr seht alle sehr gut aus. Vielleicht bekomme ich so am Ende standing ovations."
Allerhöchste Anerkennung hatten die Soundleute verdient! Daß die KulturKirche auch schrecklichen Klang erzeugen kann, haben wir schon mehrfach erlebt (Interpol, Asobi Seksu), ganz selten aber habe ich außerhalb eines klassischen Konzertsaals solch brillanten Ton erlebt! Nicht nur die Kalimba-Klänge, auch Lauras Gesang füllten die Kirche glasklar aus. Nach jedem Lied wurde der Applaus noch etwas lauter; während Laura eine neue Kalimba aus dem Kistchen nahm. Die Instrumente sind wohl immer auf eine Tonart gestimmt.
Mein Liebling des halbstündigen Sets war Robot ponies, das "Werbejingle" über ein Produkt, das es noch nicht gab, als sie dieses Stück schrieb. Mittlerweile kann man für ein paar Tausend Dollar die niedlichen Tierchen kaufen.
Nach einer halben Stunde, sieben Liedern und vielen sehr charmanten Ansagen ("das ist mein erster Auftritt dieser Tour, ihr bekommt oft noch 'super smiley' Versionen der Lieder"...) war der Auftritt eigentlich beendet. Aber irrer Beifall erforderte eine Zugabe. Und die sollte interaktiv sein. "Wer von euch hat eine existentielle Krise? Das Lied ist für dich!" Leider weiß ich nicht, wie das Stück hieß, es war nämlich sehr schön. Laura sang verschiedene Zuschauer an: "Ich versuche Augenkontakt herzustellen und sage euch, was ihr aus Eurem Leben machen sollt", um das mit einem Lachen und "Who am I?" zu quittieren. Niedlich!
Setlist Laura Barrett, KulturKirche Köln:
01: Stop giving your children standardized tests, part one
02: Wood between worlds
03: Senior & the Blob
04: Robot ponies
05: Ferryland
06: Consumption
07: Deception Island Optimists Club
08: ? (People are people are animals, too) (Z)
Weil Laura Barrett so wenig Platz und Material benötigt hatte, ging der Umbau auch erfrischend schnell über die Bühne (haha!). Es blieb gerade mal Zeit, an einer der beiden Bars im Eingangsbereich der Kirche Getränke zu kaufen (Plastik-Kölschgläser sind sehr praktisch!), bevor Thomas Diederichs den Hauptact des Abends ankündigte.
Der vor 12 Jahren aus Australien ausgewanderte Scott hatte drei Musiker dabei. Rechts neben dem Zottelbartträger spielte der Brite Sam Taylor Cello und Gitarre, auf der anderen Seite Bassist Eugene Lemcio und Keyboarderin Marisol Limon Martinez. Scott sah nicht bloß durch seinen Bart rasputinesque aus. Auch das schwarze, hemdähnliche Gewand mit den vielen breiten Silberketten ließ ihn russisch oder griechisch aussehen. Seine Frisur paßte dazu perfekt. Damit wäre er auch beim gerade stattfindenden Wave & Gothic Treffen ganz weit vorne. A propos: vorne hatte Scott längere Haare, an denen er dauernd rumspielte; hinten und an der Seite waren sie ausrasiert.
Das Konzert begann mit Dog vom aktuellen Album (das mit dem kompakten Namen), im Anschluß folgten mit einer Unterbrechung alle weiteren Titel der Platte in gemischter Reihenfolge. "Scott Matthew präsentiert auf seiner Europatournee seine neue CD", war also durchaus wörtlich zu verstehen!
Wie schon im Vorprogramm war der Klang der Musik berauschend gut! Jede Nuance der Stimme des Sängers hörte man klar und deutlich, die Instrumente dazu perfekt abgemischt! Es war ein echtes Vergnügen!
Die Referenz Anthony And The Johnsons ist zwar nicht originell, aber eben auch nicht von der Hand zu weisen. Die Melodien sind artverwandt, die Arrangements ebenso. Auch Scotts Stimme hat etwas ähnlich Herzerweichendes wie die von Anthony, auch wenn der Gesang des englischen Amerikaners sicher deutlich besonderer ist.
Auch jenseits der Musik ähnelten sich die beiden Künstler auf der Bühne. Scott Matthew ist sicher viel nahbarer aber auch eine Ecke jenseits von allem Irdischen. Seine sehr sympathischen Ansagen klangen geschauspielert, obwohl sie spontan waren. Scotts Tonlage und Sprachmelodie, das häufige Lachen sind hochunterhaltsam. Ganz am Anfang zum Beispiel sprach er über die KulturKirche als Auftrittsort. "It's a little bit... scary!" Er habe ein wenig Angst, weil seine Texte nicht immer kirchentauglich seien (Laura hatte die gleichen Bedenken; wie einschüchternd doch Kirchen auch im 21. Jhd. noch sind!). "We'll see what happens! He he!"
Den Titelsong der Platte wollte er mit einer kurzen Geschichte erklären. "In New York City Miss Marisol Limon Martinez...", dann deutete er auf die Keyboarderin, und erwartungsgemäß brandete lauter Applaus auf. "... and I", worauf wieder laut geklatscht wurde, von Scott überhaupt nicht erwartet: "oh no! It wasn't meant to clap! He, he, he! Ich bin doch narzisstischer, als ich dachte!"
Leider fehlte mir bei There is an ocean that divides der Sprechpart von Marisol Limon Martinez, der auf der Albumversion einen gewissen Kick ausmacht. Vielleicht habe ich den nur überhört? Eher unwahrscheinlich, weil man alles hörte.
Entgegen meiner Erwartungen spielte Scott auch mehrfach Gitarre. Ich hatte die überall verbreitete Geschichte natürlich auch gelesen, daß der Musiker seit einer Verletzung der Hand nur noch Ukulele spiele. Die Gitarrenparts haben im Studio Kevin Divine und das ehemalige Bandmitglied von Morrissey Spencer Cobrin eingespielt. Aber Scott spielte eben auch einige Male eine große Gitarre, ohne irgendwelche für meine Laienaugen feststellbaren Einschränkungen.
Mir gefielen For Dick, There is an ocean..., Every traveled road und Ornament im regulären Teil des Konzerts am besten. Ornament kündigte der New Yorker übrigens mit seiner ganz speziellen Art an: "Vielen Dank, daß wir hier in dieser Kirche sein dürfen. Alle waren so nett zu uns! ... And now a song about taking drugs!"
Und dann gab es nach dem Schlußlied die standing ovations! Und natürlich waren Zugaben eingeplant. Die erste davon noch ein eigenes Lied - Abandoned vom ersten, selbstbetitelten Album. "Und jetzt spielen wir ein paar Coversongs."
Der erste davon war gleich ein Knüller! I won't share you, das letzte Lied vom letzten Smiths Studioalbum Strangeways, Here We Come war perfekt gewählt, denn es könnte ein Scott Matthews Stück sein, klang aber auch so sehr nach Morrissey. Toll!
Auch Cover zwei war ungewöhnlich (denke ich, es war mein erstes Scott Matthew Konzert): Help me make it through the night von Kris Kristofferson. Im Anschluß an diesen Klassiker - und nach erneutem Verlassen der Bühne - spielte die Band ein drittes und letztes geliehenes Lied, Harvest moon von Neil Young.
Aber dann wollte Scott auch noch ein eigenes Lied spielen und den Abend damit abschließen. Wie schon vorher rief jemand Abandoned als Wunsch rein. Jemand anderes wolle aber lieber Upside down. Der Sänger wollte das demokratisch entscheiden lassen, das Publikum nicht, es wollte beide. Nach großem Lachen entschied sich Scott, dem Wunsch nachzukommen.
Musikalisch war der Abend extrem wertvoll! Sowohl Scott Matthew als auch Laura Barrett beeindruckten mich durch ihre großes Talent und ihre tollen Lieder! Zurecht wurden beide lange gefeiert. Um den Abend genauso zu feiern, fehlte mir aber irgendetwas. Vielleicht kenne ich Scott Matthews Werke einfach zu wenig. Vielleicht ist aber trotz aller Güte auch das Künstliche, Abgehobene mir etwas zu weltfremd.
Setlist Scott Matthew, KulturKirche Köln:
01: Dog
02: Community
03: For Dick
04: Every traveled road
05: Wolverine
06: Thistle
07: Little bird
08: There is an ocean that divides
09: German
10: White horse
11: Ornament
12: Friends and foes
13: Abandoned (Z)
14: I won't share you (The Smiths Cover) (Z)
15: Help me make it through the night (Kris Kristofferson Cover) (Z)
16: Harvest moon (Neil Young Cover) (Z)
17: In the end (Z)
18: Upside down (Z)
Links:
- Scott Matthew beim letzten Haldern-Festival
- mehr Fotos aus der KulturKirche
Ort: KulturKirche Köln
Datum: 30.05.2009
Zuschauer: fast alle Sitzplätze besetzt
Dauer: Scott Matthew gut 90 min, Laura Barrett 35 min
Erst in den vergangenen Tagen hatte ich mich zum ersten Mal mit dem in Australien geborenen New Yorker Musiker Scott Matthew beschäftigt. Zuvor war mir der Musiker vor allem wegen des großen Hypes suspekt - und wegen seines Barts. Beim Hören seines aktuellen Albums (mit dem oft zitierten Titel There Is An Ocean That Divides And With My Longing I Can Charge It With A Voltage Thats So Violent To Cross It Could Mean Death) wichen meine Zweifel aber schnell der üblichen Neugierde.
Der Beschluß in die KulturKirche zu fahren, war aber bereits vorher gefallen, denn auf Laura Barrett war ich sehr gespannt. Vor einiger Zeit wurde ich durch das wundervolle Robot ponies auf die Solokarriere der Kanadierin hingewiesen. Ich hatte Laura Barrett als Teil der Hidden Cameras vor einiger Zeit im Gloria gesehen. Damals spielte sie Keyboard.
In der KulturKirche sah allerdings nichts danach aus, daß Laura wirklich das Vorprogramm bestreiten sollte. Für vier Musiker war oben vor dem Altar "eingedeckt". Es stand zwar links ein Keyboard, aber auch das sah nicht aus, als wäre es für eine Vorgruppe aufgebaut. Merkwürdig war nur ein Kasten, der an Scott Matthews Platz stand. Ich hatte die stille Hoffnung, daß er vielleicht eine Art modernes Grammophon sein könnte, um Laura noch irgendwie in dem Abend unterzubekommen, rechnete aber nicht mehr damit, bis Gemeindepfarrer Thomas Diederichs uns in seiner Kirche begrüßte und viel Spaß bei Scott Matthew und Laura Barrett wünschte.
Die Kanadierin erschien, ging zu dem Kasten und entnahm ihm einen kleinen Holzklotz, schloß ein Kabel an und spielte darauf. Das Holzteil entpuppte sich als Kalimba, der Kasten als Gefäß für eine ganze Sammlung dieser Daumenklaviere. Kalimbas klingen ein wenig wie Spieluhren und sehr viel wie diese kleinen Kinderdingse, die Metallwalzen mit kleinen Erhöhungen haben und ein Lied spielen, wenn man den kleinen Arm dreht (den des Geräts natürlich!). Bedient werden die Instrumente wie ein Gameboy.
Laura begann mit einem Instrumentalstück, das bereits riesigen Applaus auslöste. Lachend und furchtbar sympathisch bedankte sie sich dafür. "Too kind, too kind. An der Art wie ich das Wort "out" ausspreche, merkt ihr, daß ich aus Kanada komme. Ich bin froh hier zu sein, und ihr seht alle sehr gut aus. Vielleicht bekomme ich so am Ende standing ovations."
Allerhöchste Anerkennung hatten die Soundleute verdient! Daß die KulturKirche auch schrecklichen Klang erzeugen kann, haben wir schon mehrfach erlebt (Interpol, Asobi Seksu), ganz selten aber habe ich außerhalb eines klassischen Konzertsaals solch brillanten Ton erlebt! Nicht nur die Kalimba-Klänge, auch Lauras Gesang füllten die Kirche glasklar aus. Nach jedem Lied wurde der Applaus noch etwas lauter; während Laura eine neue Kalimba aus dem Kistchen nahm. Die Instrumente sind wohl immer auf eine Tonart gestimmt.
Mein Liebling des halbstündigen Sets war Robot ponies, das "Werbejingle" über ein Produkt, das es noch nicht gab, als sie dieses Stück schrieb. Mittlerweile kann man für ein paar Tausend Dollar die niedlichen Tierchen kaufen.
Nach einer halben Stunde, sieben Liedern und vielen sehr charmanten Ansagen ("das ist mein erster Auftritt dieser Tour, ihr bekommt oft noch 'super smiley' Versionen der Lieder"...) war der Auftritt eigentlich beendet. Aber irrer Beifall erforderte eine Zugabe. Und die sollte interaktiv sein. "Wer von euch hat eine existentielle Krise? Das Lied ist für dich!" Leider weiß ich nicht, wie das Stück hieß, es war nämlich sehr schön. Laura sang verschiedene Zuschauer an: "Ich versuche Augenkontakt herzustellen und sage euch, was ihr aus Eurem Leben machen sollt", um das mit einem Lachen und "Who am I?" zu quittieren. Niedlich!
Setlist Laura Barrett, KulturKirche Köln:
01: Stop giving your children standardized tests, part one
02: Wood between worlds
03: Senior & the Blob
04: Robot ponies
05: Ferryland
06: Consumption
07: Deception Island Optimists Club
08: ? (People are people are animals, too) (Z)
Weil Laura Barrett so wenig Platz und Material benötigt hatte, ging der Umbau auch erfrischend schnell über die Bühne (haha!). Es blieb gerade mal Zeit, an einer der beiden Bars im Eingangsbereich der Kirche Getränke zu kaufen (Plastik-Kölschgläser sind sehr praktisch!), bevor Thomas Diederichs den Hauptact des Abends ankündigte.
Der vor 12 Jahren aus Australien ausgewanderte Scott hatte drei Musiker dabei. Rechts neben dem Zottelbartträger spielte der Brite Sam Taylor Cello und Gitarre, auf der anderen Seite Bassist Eugene Lemcio und Keyboarderin Marisol Limon Martinez. Scott sah nicht bloß durch seinen Bart rasputinesque aus. Auch das schwarze, hemdähnliche Gewand mit den vielen breiten Silberketten ließ ihn russisch oder griechisch aussehen. Seine Frisur paßte dazu perfekt. Damit wäre er auch beim gerade stattfindenden Wave & Gothic Treffen ganz weit vorne. A propos: vorne hatte Scott längere Haare, an denen er dauernd rumspielte; hinten und an der Seite waren sie ausrasiert.
Das Konzert begann mit Dog vom aktuellen Album (das mit dem kompakten Namen), im Anschluß folgten mit einer Unterbrechung alle weiteren Titel der Platte in gemischter Reihenfolge. "Scott Matthew präsentiert auf seiner Europatournee seine neue CD", war also durchaus wörtlich zu verstehen!
Wie schon im Vorprogramm war der Klang der Musik berauschend gut! Jede Nuance der Stimme des Sängers hörte man klar und deutlich, die Instrumente dazu perfekt abgemischt! Es war ein echtes Vergnügen!
Die Referenz Anthony And The Johnsons ist zwar nicht originell, aber eben auch nicht von der Hand zu weisen. Die Melodien sind artverwandt, die Arrangements ebenso. Auch Scotts Stimme hat etwas ähnlich Herzerweichendes wie die von Anthony, auch wenn der Gesang des englischen Amerikaners sicher deutlich besonderer ist.
Auch jenseits der Musik ähnelten sich die beiden Künstler auf der Bühne. Scott Matthew ist sicher viel nahbarer aber auch eine Ecke jenseits von allem Irdischen. Seine sehr sympathischen Ansagen klangen geschauspielert, obwohl sie spontan waren. Scotts Tonlage und Sprachmelodie, das häufige Lachen sind hochunterhaltsam. Ganz am Anfang zum Beispiel sprach er über die KulturKirche als Auftrittsort. "It's a little bit... scary!" Er habe ein wenig Angst, weil seine Texte nicht immer kirchentauglich seien (Laura hatte die gleichen Bedenken; wie einschüchternd doch Kirchen auch im 21. Jhd. noch sind!). "We'll see what happens! He he!"
Den Titelsong der Platte wollte er mit einer kurzen Geschichte erklären. "In New York City Miss Marisol Limon Martinez...", dann deutete er auf die Keyboarderin, und erwartungsgemäß brandete lauter Applaus auf. "... and I", worauf wieder laut geklatscht wurde, von Scott überhaupt nicht erwartet: "oh no! It wasn't meant to clap! He, he, he! Ich bin doch narzisstischer, als ich dachte!"
Leider fehlte mir bei There is an ocean that divides der Sprechpart von Marisol Limon Martinez, der auf der Albumversion einen gewissen Kick ausmacht. Vielleicht habe ich den nur überhört? Eher unwahrscheinlich, weil man alles hörte.
Entgegen meiner Erwartungen spielte Scott auch mehrfach Gitarre. Ich hatte die überall verbreitete Geschichte natürlich auch gelesen, daß der Musiker seit einer Verletzung der Hand nur noch Ukulele spiele. Die Gitarrenparts haben im Studio Kevin Divine und das ehemalige Bandmitglied von Morrissey Spencer Cobrin eingespielt. Aber Scott spielte eben auch einige Male eine große Gitarre, ohne irgendwelche für meine Laienaugen feststellbaren Einschränkungen.
Mir gefielen For Dick, There is an ocean..., Every traveled road und Ornament im regulären Teil des Konzerts am besten. Ornament kündigte der New Yorker übrigens mit seiner ganz speziellen Art an: "Vielen Dank, daß wir hier in dieser Kirche sein dürfen. Alle waren so nett zu uns! ... And now a song about taking drugs!"
Und dann gab es nach dem Schlußlied die standing ovations! Und natürlich waren Zugaben eingeplant. Die erste davon noch ein eigenes Lied - Abandoned vom ersten, selbstbetitelten Album. "Und jetzt spielen wir ein paar Coversongs."
Der erste davon war gleich ein Knüller! I won't share you, das letzte Lied vom letzten Smiths Studioalbum Strangeways, Here We Come war perfekt gewählt, denn es könnte ein Scott Matthews Stück sein, klang aber auch so sehr nach Morrissey. Toll!
Auch Cover zwei war ungewöhnlich (denke ich, es war mein erstes Scott Matthew Konzert): Help me make it through the night von Kris Kristofferson. Im Anschluß an diesen Klassiker - und nach erneutem Verlassen der Bühne - spielte die Band ein drittes und letztes geliehenes Lied, Harvest moon von Neil Young.
Aber dann wollte Scott auch noch ein eigenes Lied spielen und den Abend damit abschließen. Wie schon vorher rief jemand Abandoned als Wunsch rein. Jemand anderes wolle aber lieber Upside down. Der Sänger wollte das demokratisch entscheiden lassen, das Publikum nicht, es wollte beide. Nach großem Lachen entschied sich Scott, dem Wunsch nachzukommen.
Musikalisch war der Abend extrem wertvoll! Sowohl Scott Matthew als auch Laura Barrett beeindruckten mich durch ihre großes Talent und ihre tollen Lieder! Zurecht wurden beide lange gefeiert. Um den Abend genauso zu feiern, fehlte mir aber irgendetwas. Vielleicht kenne ich Scott Matthews Werke einfach zu wenig. Vielleicht ist aber trotz aller Güte auch das Künstliche, Abgehobene mir etwas zu weltfremd.
Setlist Scott Matthew, KulturKirche Köln:
01: Dog
02: Community
03: For Dick
04: Every traveled road
05: Wolverine
06: Thistle
07: Little bird
08: There is an ocean that divides
09: German
10: White horse
11: Ornament
12: Friends and foes
13: Abandoned (Z)
14: I won't share you (The Smiths Cover) (Z)
15: Help me make it through the night (Kris Kristofferson Cover) (Z)
16: Harvest moon (Neil Young Cover) (Z)
17: In the end (Z)
18: Upside down (Z)
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