Mittwoch, 12. September 2007

Malajube, Köln, 11.09.07


Konzert: Malajube

Ort: Studio 672 Köln
Datum: 11.09.2007
Zuschauer: unter 100


Daß Malajube aus Montreal zu den Lieblingsgruppen dieses Blogs gehören, können wir sicher nicht verbergen, schließlich haben wir die Kanadier seit März jetzt bereits fünfmal gesehen. Glänzende Festivalauftritte in diesem Sommer haben die Band in Deutschland sicher bekannter gemacht, leider aber nicht bekannt genug, um das Studio 672 an einem Dienstag auszuverkaufen. Das ist hoffentlich in Berlin am kommenden Donnerstag besser, denn da treten die Québecer im Rahmen der City Slang Nacht bei der PopKomm im Fritz Club am Postbahnhof auf (gemeinsam mit unseren anderen Lieblingen Los Campesinos! und Stars).

Voll war es also leider bei weitem nicht in dem kleinen Club, der im Keller des Stadtgartens untergebracht ist. Kurz nach nach halb zehn begannen die fünf Malajubes ihr Set - wie üblich mit einem Instrumental-Intro. Das nächste Lied
schon, "Etienne d'août", einer meiner Lieblinge", ist ganz typisch für die Musik der Band. Das Stück fängt langsam an, wird von einer Keyboard-Melodie beherrscht und dann im Verlauf immer lauter und rockiger, dazu die Gesangsparts von Sänger Julien und Keyboarder Thomas.

Julien hat in seiner Kindheit vermutlich nie Wollmützen tragen müssen. Anders ist es für mich nicht zu erklären, daß er auch in der Hitze des Studio 672 eine dicke Mütze trug, die so weit über die Augen gezogen war, daß er außer nach unten an der Nase vorbei wirklich nichts sehen konnte. Aber erkennen mußte er wohl auch nichts, denn all seine
Gitarrenparts saßen so präzise, die Gesangseinlagen paßten genau, überhaupt spielt die Band live so perfekt, obwohl einiges auch immer wieder improvisiert wirkt. Die meisten Lieder werden von zwei Keyboards getragen. Neben Thomas spielt Renaud das zweite Keyboard, bei einigen Liedern übernimmt er aber auch den Part der zweiten Gitarre. Bassist Mathieu wirkt auf mich eher zurückhaltend, während Schlagzeuger Francis wie von der Tarantel gestochen und mit fliegenden Haaren auf seine Trommeln einprügelt - zumindest in den späten, lauten Phasen der Lieder.

Obwohl die erste Platte der Kanadier ("Le compte complet") viele großartige Lieder enthält, spielten Malajube erst nur neuere Sachen. Fest im Programm scheint dabei
"Pirate d'Hochelaga" (Hochelaga war eine Siedlung der St. Lawrence Irokesen in der Nähe des heutigen Montreal). Ein weiteres nicht von "Trompe-l’œil" stammendes Lied war ein Instrumentalstück, daß ich nicht genau einordnen kann. Ich vermute, daß es "Contrôle" heißt und auch in Haldern gespielt wurde. Der Rest des regulären Sets bestand aus den Hits des zweiten Albums, z.B. "Pâte filo", das erst verspielt beginnt (als liefe eine Spieluhr), dann aber immer komplexer wird, "Le crab" mit donnernden (und vielen) Gitarren, "Montréal -40° C", der Überhit, wobei das unfair ist, denn die gespielten Lieder nehmen sich nichts in Brillanz und Komplexität.

Obwohl das Publikum am Anfang sehr verhalten war (es gab keine Reaktionen auf die ersten Versuche der Band, mit uns zu reden "you understand english?"), änderte sich das sehr schnell. Nach ganz kurzer Zeit waren die Zuhörer hin und weg (auch wenn ein paar mit dem Hinweis, mittwochs nicht ausschlafen zu können, nach wenigen Liedern wieder gingen... hmmm....).

"Pirate de Dingsbums" beendete das Set. Die Band verschwand durch die Bar in den Backstagebereich (das erinnerte mich ans Cooky's), kam aber ohne viel Verzögerung
zur Zugabe wieder. Sie spielten da die ersten Lieder ihres ersten Albums "Le métronome" und "Le robot sexy". Auch das war natürlich toll, obwohl mir das zweite Album besser gefällt. Julien saß übrigens dabei immer häufiger auf dem Bühnenboden und spielte sitzend weiter. Der sexy Roboter sollte wohl auch den Abend beenden. Die wenigen Zuschauer machten aber Lärm wie die erste Reihe eines Tokio Hotel Konzerts, so daß Malajube sichtbar überrascht noch einmal wiederkamen. Julien hatte sein verschwitztes T-Shirt schon backstage ausgezogen und kam nur mit Handtuch über den Schultern zurück. Naja, nicht ganz. Die Wollmütze hatte er natürlich aufbehalten. Seine Kollegen hatten ihre Shirts zwar noch an, legten die - vermutlich um ihren Sänger nicht alleine doof dastehen zu lassen - auch ihre Hemdchen ab und spielten das angeblich letzte Lied, das sie spielen könnten ("La Valérie"), das in "La conclusion", des Instrumentalende von "Le compte complet".

Malajube ist eine sensationelle Band, für mich die mit Abstand beste kanadische Band ohne weibliches Mitglied! Die komplex aufgebauten Lieder machen das Hören auch nicht langweilig, ganz im Gegenteil, ich freue mich irre auf kommenden Donnerstag in Berlin!

Setlist Malajube Köln:

01: Intro
02: Etienne d'août
03: Pâte filo
04: Montréal -40° C
05: Casse-cou
06: Le crabe
07: Contrôle (?) (instrumental)
08: La monogamie
09: Fille à plumes
10: Pirate d'Hochelaga

11: Le métronome (Z)
12: Le robot sexy (Z)

13: La Valérie (Z)
14: La conclusion (Z)

Links:

- Malajube in Paris im März 07
- bei den Inrocks in Paris
- Malajube auf dem Haldern-Festival
- und im August im Cooky's in Frankfurt
- mehr Fotos



2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ich werde sie ab heute nur noch Malanu nennen ;)

Oliver Peel hat gesagt…

Danke für die Aufklärung über den Irokesenstamm :-)

Auf Blogs kann mal viel lernen...

 

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