Konzert: Le Prince Miiaou
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 07.03.12
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft, etwa 400
Konzertdauer: 85 Minuten
Wir Musikfans wissen es ja nur allzu gut. Es gibt soviele Talente, die nie den Erfolg erzielen werden, den sie eigentlich verdienen. Manche haben kein Glück, bei den anderen kommt noch Pech hinzu.* Wichtig ist natürlich auch ein professionelles Umfeld. Um vor mehr als 20 Leuten zu spielen, braucht man in der Regel jemanden, der sich um die Pressearbeit kümmert, ein Label und einen Manager. Es gibt zwar ein paar Cracks der Selbstvermarktung, die das zumindest am Anfang selbst halbwegs hinkriegen, aber auf Dauer ist das sehr schwierig. Auch Maud-Elisa Mandeau aka Le Prince Miiaou fing zunächst auf eigene Faust an. Sie produzierte ihre Amateur-Videoclips selbst, verlegte ihre ersten beiden Alben mangels Label in Eigenregie und kümmerte sich auch um den Rest. Irgendwann sind aber glücklicherweise so viele Leute aus der Branche auf sie aufmerksam geworden, daß sie inzwischen ein Label hat, das das dritte Album Fill The Blank With Your Own Emptiness herausgebracht hat, zudem eine Pressefrau, die prima Arbeit leistet und sie in alle möglichen Zeitschriften bringt und auch einen Manager, der die Termine koordiniert. Seitdem spielt sie in deutlich größeren Clubs, war bereits Headlinerin im renommierten Café de la danse (Kapazität: 550), Co-Headlinerin im Olympia (2500) und nun heute Headlinerin in der Maroquinerie (500) in der sie auch schon einmal den Support für Troy von Balthazar gebildet hatte.
Die Maroquinerie war gut gefüllt, aber nicht ganz ausverkauft an diesem regnerischen 7. März 2012. Mesparrow, ebenfalls aus Frankreich, ebenfalls weiblich, hatte in meiner Abwesenheit in den Abend eingeleitet. Ich war so blöd, eine U-Bahnstation zu früh auszusteigen und musste weit latschen, was Zeit kostete (was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben, oder so!). Mit einer Viertelstunde Verspätung kam ich an und die Party unten im Keller des Clubs war schon voll im Gange. War aber nicht so schlimm, denn heute sollte Le Prince Miiaou gut 85 Minuten spielen und außerdem stand ich direkt neben der Sängerin Marie Flore. Es kann einem schlechter ergehen...
Le Prince Miiaou (inzwischen eine Band mit Bassist, Schlagzeuger, Cellist & Maud-Elisa Mandeau: Gitarre Gesang) performte Lieder aller drei Alben mit der Betonung auf dem letzten Output Fill The Blank. Ich hatte schon in vergangenen Konzertberichten ausführlich davon geschwärmt, wie wahnsinnig intensiv No Compassion Available, wie euphorisierend Football Team sind, aber heute fielen mir drei andere Stücke besonders auf: Turn Me Off, Fill The Blank und das Françoise Hardy Cover Tous les garcons et les filles.
Zu dem groovigen, basslastigen Turn Me Off gibt es auch ein sehr lustiges Musikvideo im Netz, in dem alte Menschen die Mitmusiker von Maud sind. Witzigerweise war heute abend auch die Oma von Maud im Publikum der Maroquinerie. Sie und die anderen Zuschauer sahen wie die Künstlerin zu Beginn als Intro in eine kleine Blockflöte blies und diesen Ton dann sampelte. Turn Me Off wurde wahnsinnig druckvoll gespielt und war deshalb ein klares Highlight.
Bei Fill The Blank konnte man dann auch wieder wunderbar feststellen, über welch schöne Stimme die (falsche) Blondine verfügt. Sie kann hauchen wie Cat Power zu ihren besten Zeiten und elektrisierte mich damit heute wieder einmal ungemein.
Und schließlich das Francoise Hardy Cover, über das so mancher Franzose bereits ziemlich gelästert hatte. Sie hätte den Song verhuntzt, das Cover tauge nichts. Von wegen! Es handelte sich um das letzte Lied des heutigen Abends und die solo spielende Musikerin bekam es so brillant hin, daß sich mir sämtliche Nackenhaare hochstellten! Am Ende wimmerte sie nur ins Mikro (zum Steineerweichen, Freunde!!!), erinnerte statt an Hardy (Françoise, nicht Oliver) vielmehr an Jane Birkin und erntete für diesen glänzenden Abschluss tosenden Applaus.
Aufrichtig gerührt und mit einem Tränchen im Augenwinkel bedankte sich Fräulein Mandeau dann bei ihrem Team, ihren Mitmusikern, ihrer Familie (ganz stolz: die Oma!) und nicht zuletzt beim Publikum, das sich mehr und mehr aus treuen Fans zusammensetzt.
Die lange Tour zu diesem dritten Album ist nun zu Ende, Maud zieht bald nach New York (das Publikum: "wow! nach New York!", worauf die Sängerin kess konterte: "nix Besonderes, man muss nur ein Flugticket kaufen") und wird dort an neuen Songs arbeiten. Man kann davon ausgehen, daß sie noch für so manche Überraschung gut ist.
Ein riesiges Talent! Wie für die Bühne geschaffen! Wahnsinnig berührend! Einfach sensationell, man muss es immer wieder sagen!
* wie bereits Andy Möller zu sagen pflegte.
Aus unserem Archiv:
Le Prince Miiaou, Paris, 03.05.11
Le Prince Miiaou, Paris, 10.03.10
Le Prince Miiaou, Paris, 30.01.10
Le Prince Miiaou, Paris, 03.10.09
Le Prince Miiaou, Paris, 28.03.09
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