Donnerstag, 1. März 2012

Diego Zavatarelli, Paris, 25.02.2012



Konzert: Diego Zavatarelli (als Support von Dry The River)

Ort: L'Espace B, Paris

Datum: 25.02.2012

Zuschauer: volle Hütte, etwa 250

Konzertdauer: etwa 30 Minuten



"Nimm Diego, der spielt viel besser Gitarre als ich!"


Die amerikanische Folksängerin Erica Buettner sagte diesen Satz im Urton der Überzeugung, als sie mit meiner Frau über Gitarrenunterricht verhandelte. Das war vor mindestens einem Jahr (oder ist es schon wieder länger her?) und seitdem ist Diego Zavatarelli der Gitarrenlehrer meiner Süßen. Und Erica hatte den Mund nicht zu voll genommen, der in Paris lebende Argentinier ist wirklich ein famoser Gitarrist, 9 Jahre Erfahrung als Schüler und Lehrer am Konservatorium in Buenos Aires sprechen für ihn. Sein Fingerpicking und seine grazile Technik gehen weit über das hinaus, was man üblicherweise zu sehen und zu hören bekommt. Er steht damit ganz in der Tradition virtuoser Techniker wie Nick Drake oder Bert Jansch, erinnert mit seiner lateinamerikanischen Note aber auch an Mia Doi Todd.


Sein Talent an der Akustischen ist nicht unbemerkt geblieben, José Gonzales, Schwede argentinischer Herkunft, arbeitete schon mit ihm zusammen und bescheinigte ihm eine Menge Potential. Leider hat es in Paris aber noch nicht zu allzuvielen Liveauftritten gerriecht. Dabei ist es gerade das, was der Fußballfan (sein Idol: Mario Kempes) möchte: auf der Bühne stehen. Umso erfreulicher, daß der Konzertveranstalter Alias ihn kurzfristig ins Vorgprogramm der aufstebenden Engländer Dry The River hievte. Endlich mal wieder vor Leuten spielen, das war es was Diego so sehnlich herbeiwünschte.


Und er machte seine Sache ausgezeichnet. Vor etwa 100 Leuten spielte er seine erste EP Shadows nahezu komplett durch und weil es hierzu zwei schöne Videos gibt, möchte ich zwei Perlen davon herausgreifen. Zum einen The Beginning Of The End, ein sehr melodisches und auf anziehende Weise melancholisches Stück. Sein dicht gewebtes, fluides Gitarrenspiel bettete aufs Beste seinen luftigen Gesang, der auf CD auch noch von Chören aufgemöbelt wird. Und zum anderen In Between, ein düsterer, fast gothisch anmutender Titel voller Schwermut und Nick Drakescher Poesie. "We are all looking for freedom, we are all searching for love", sang Diego hochkonzentriert und ließ sich auch nicht davon aus dem Tritt bringen, daß ein höchstens 16 jähriges Mädchen im Publikum regemäßig spitze Schreie losließ, aus welchem Grund auch immer. Dermaßen unreife Leute gehören eigentlich nicht auf ein solches Konzert und ich frage mich, ob sie sich nur annähernd in die Situation des Künstlers hereinversetzten konnte, oder ob es ihr egal war, wie es Diego erging.





Der Argentinier aber verzog keine Miene, sondern brachte sein Set souverän zu Ende. Zum Abschluß spielte er noch zwei Titel in seiner Muttersprache spanisch und wenn zumindest ein paar Leute auf ihn aufmerksam geworden sind, hatte die Sache sich für ihn eigentlich schon gelohnt.

Leute, die wie Erica Buettner oder Jose Gonzales etwas vom Fach verstehen, wissen ja schon lange, daß Diego ein Guter ist!

Setlist Diego Zavatarelli, Espce B, Paris:

01: Asturias (classical piece by Albeniz) /Oceans Of Time
02: Donde Mueren Los Amores Olvidados
03: The Beinning Of The End
04: In Between
05: Shadows
06: Invisible Prison
07: Espiral
08: Disoluble







 

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