Konzert: Dillon & Mirel Wagner
Ort: Théatre de la Cité Internationle, Paris
Datum: 24.03.12
Zuschauer: 400, ausverkauft!
Kann so viel zu Show getragene Seelenpein echt sein, oder hat uns die Dillon da etwas vorgespielt?
Die hübsche junge Dame war gegen 22 Uhr zusammen mit einem zweiten Keyboarder auf der Bühne erschienen und hatte knapp 80 Minuten lang das Publikum mit ihrem herzerweichenden brüchigen, manchmal aber auch sehr festen Kleinmädchengesang und bollernden Diskobeats windelweich gehauen. Ein paar der Zuschauer klatschten noch mintenlang nach der letzten Zugabe frenetisch weiter, freilich ohne die in eine schwarze Kutte gehüllte Muskerin noch einmal auf die Bühne zu kriegen. Waren diese Leute bekifft, oder war das wirklich so toll?
Andererseits gab es auch Phasen, in den die Kühle der Synthies überhand nahm, der Sound (wahrscheinlich bewußt) steril und monoton klang. Aber da war ja immer diese Stimme. Dieses leicht soulige Kelchen, das nicht so recht zu dieser fragilen Künstlerin zu passen schien. Das schwebte und vibrierte. Das aber viele Emotionen transportierte, bis zu einem Punkt, wo man vom Kitsch nicht mehr zu weit entfernt war.
Und ob die Emotionen echt oder gespielt waren, werde ich wohl nie erfahren. Zur Performance auf einer Bühne gehört fast immer auch ein gewisses schauspielerisches Talent, eine Inszenierung. Man ist da nicht wirklich der Gleiche, der man im normalen Leben ist.
Bei der aus Ätiophien stammenden Finnin Mirel Wager war die eingangs aufgeworfene Frage (zumindest auf den ersten Blick) viel leichter zu beantworten.
Und wem der Vortrag etwas zu monoton und gleichförmig erschien, der war wohl zu sehr Opfer der Pariser Hektik und konnte sich schwerlich in die langsam voranschreitende Welt der Mirel Wagner hineinversetzen. Ich jedenfalls hatte einen prima Abend. Mit beiden Künstlerinnen. Trotz oder gerade wegen iher Unterschiedlichkeit!
2 Kommentare :
zu mirel wagner hätte ich mir schon ein paar anmerkungen gewünscht. und dass offenbar dillon der hauptact war, zeigt die krude ausrichtung, die die kunstindustrie manchmal einnimmt.
Zu Mirel Wagner hatte ich im letzten Dezember ausfürhlicher geschrieben. Ich mag sie sehr, aber mir fehlte ein wenig die Zeit, um diesmal weiter auszuholen.
Die Tatsache, daß Dillon Headlinerin war, ist weniger der Industrie als dem Publikumsgeschmack geschuldet. Eine Mehrheit von Konzertgängern bevorzugt fetzige Rythmen und vernachlässigt stille Singer/Songwriter. Schade, aber so ist es. Deshalb habe ich ja die Oliver Peel Session ins Leben gerufen, um auch Leisetreter mal ins Rampenlicht zu befördern!
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