Ort: Sudhaus in Tübingen
Datum: 10.05.2013
Zuschauer: etwa 300
Dauer: etwa 95 min
Und Du weißt, dass das Leben so bleibt, wie es ist, doch der Einkauf, der Einkauf macht's weniger trist.
Dein Leben ist trist? Ich empfehle als Gegenmittel einen Konzertabend mit der Band Prag. Seit Freitag Abend frage ich mich, was das eigentlich war, was sie mit uns, ihrem Publikum, gemacht haben. Ich mag keine Schlager, ich bin bei deutschen Texten urst kritisch und bei ausschweifenden Arrangements erst recht. Trotzdem wusste ich schon nach Christophs Bericht vom Oktober, dass ich mir diese Band unbedingt auch einmal live ansehen wollte. Und das war noch bevor der Groschen fiel, dass die Frau in der Band Nora Tschirner ist!
Meine Zeitleiste und der lang im Voraus bekannte Tourplan ließen sich am besten am Termin in Tübingen in Einklang bringen. Das war frühzeitig klar und es war mir gelungen, den Tag mit verschiedenen Belangen in dieser Stadt zu füllen und den Abend für das Sudhaus zu reservieren.
Das liegt etwas außerhalb und ich hatte mich (sozusagen im Finish meines so vorbildlich organisierten Tagespensums) mit der Entfernung etwas verschätzt. Statt der eingeplanten 20 min dauerte der Weg 40 min und so kam ich schließlich ziemlich abgekämpft nur 10 min vor dem geplanten Beginn an.
Leider war das für ein Happy End noch nicht ganz ausreichend. Es gab Probleme mit meinem Ticket und endlose Zeit (es waren am Ende 15 min) versuchte ich mit meinem Smartphone ins Netz zu kommen und zu beweisen, dass ich hier richtig bin. Als ich die Hoffnung fast aufgegeben hatte, gelang es mir endlich: Ich durfte hinein und fand einen Platz ganz vorn, obwohl der Saal wirklich gut gefüllt war. Hier wurde anscheinend ein respektvoller Abstand zur Bühne gewahrt. Das kam mir sehr gelegen, wo ich nur noch deshalb rechtzeitig im Saal war, weil es nicht ganz pünktlich losging!
Auf der Bühne waren sehr viele Instrumente aufgebaut. Ein Schlagzeug, ein Keyboard und noch mehr Mikros in der zweiten Reihe. Vorn waren Gitarren bereit gestellt, diverse Glockenspiele und verwandte Instrumente. Außerdem die Mikros für die Sänger. Die Band würde wohl ähnlich groß sein wie bei den Konzerten im Herbst.
Gerade als ich mein Handy ausgemacht hatte, der Saal dunkel wurde und ich von der Aufregung runtergekommen war, wurde ich links gezupft. Ich sollte noch einmal vor die Tür kommen, die Beweise auf meinem Smartphone einer weiteren Person vorzeigen. Ich konnte es wirklich nicht fassen. Natürlich hatte sich die Qualität des mobilen Netzes in der Zwischenzeit nicht verbessert und quälende 5 min dauerte es, bis ich ein zweites Mal hinein durfte und wenigstens zum zweiten Song zurecht kam.
Dort waren inzwischen alle Mikrophone besetzt und 10 Musiker auf der Bühne: Trompete, E-Bass und Cello rahmten Schlagzeuger und E-Piano ein. Rechts davor standen zwei Streicherinnen an Bratsche und Violine und direkt vor mir war Nora, rechts von ihr Erik und für mich ganz weit rechts Tom.
Im Moment, wo ich meine Tasche zwischen meinen Füßen abstellte, sprach Nora erst das Publikum an und tändelte mit dem Fotographen kurz links neben mir. Beides in so einer überzeugenden und ehrlichen Warmherzigkeit, dass ich ihr gern glaubte dieser Abend hier zusammen ist wirklich wichtig für sie.
Was ja vielleicht auch ein Stück weit das Geheimnis um den Zauber der Musik von Prag für mich lüftet: Ich nehme es den dreien auf das letzte Prozent ab, was sie singen und worum es geht. An dem Konzertabend trat dazu noch deutlicher als auf den mir bis dahin bekannten Videos in den Vordergrund, dass sie einfach begnadete Entertainer sind. Noch während der ersten 10 Minuten hatte ich all meinen Ärger und die fassungslose Enttäuschung darüber, dass Leute Macht in Musik Venues haben dürfen, denen es anscheinend gar nicht um Musik geht, ganz und gar vergessen!
Auch wenn Nora Tschirner einfach ein Hingucker ist und in der Kommunikation mit dem Publikum ein Trumpf der immer sticht, letztlich war die Balance auf der Bühne eine zwischen allen dreien und Erik ist die Person, auf die sich die Lieder als Erzähler beziehen. Trotzdem bleibt wohl als lustigste Erinnerung des Abends wie Nora ein "Keira Nightly Duckface" mimte als Vorbereitung darauf, einen Gitarrenlauf nicht zu verkacken, der bei den anderen beiden Konzerten nicht gesessen hatte...
Was hat mich nun musikalisch am meisten gepackt? Das ist gar nicht so einfach, weil alles gut und vieles sehr gut war. Spontan als Text ist mir die oben zitierte Zeile besonders im Herzen geblieben. Musikalisch wohl das Stück Ende, das im ersten Teil so gar nicht schlagermäßig ist, sondern ganz Indie-melancholisch und damit an dem doch sehr unterhaltsamen Abend eher eine Ausnahme bildete um sich dann in der zweiten Hälfte in ekstatischen Rhythmen zu versteigen. Und - auch wenn es ja das totale sich selbst auf die Schippe nehmen ist - die zweite Zugabe mit Schicht im Schacht.
Ein Ohrwurm, wie er im Buche steht und der mir im Erinnerungsflash gleich wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Wie gesagt - Tristesse hat keine Chance gegen die Musik und erst recht nicht ein Konzert mit Prag. Das ist schon eine ganz ordentliche Leistung, würd ich jetzt mal so sagen. Bitte hingehen, und eine eigene Meinung bilden!
Setlist:
Leisetreter
Nutzt aus die Zeit
Sie hams ja so gewollt
Sophie Marceau
Zweiter
Einfach
Ende
Wieder gut
Warten
Vögel
Und jeder hält die Luft an
Drehbuch
Bis einer geht
Einfach ist gar nicht
Argumente 1000fach
(Z) Einkauf
(Z) Kein Abschied
(Z) Wenn schon sterben
(Z2) Schicht im Schacht
Tourdaten:
11.05. Schwäbisch Hall Kantine 26
12.05. Aschaffenburg The Sedgwick
13.05. Frankfurt Das Bett
14.05. Uhingen Uditorium
15.05. Heidelberg halle02
20.05. Kiel Die Pumpe
21.05. Lübeck Kolosseum
23.05. Dresden Scheune
24.05. Leipzig Werk2
25.05. Cottbus Gladhouse
27.05. Hamburg Knust
28.05. Köln Die Werkstatt
29.05. Wuppertal Live Club Barmen
30.05. Osnabrück Rosenhof
31.05. Krefeld Kulturfabrik
01.06. Erfurt Dasdie Live
02.06. Berlin Heimathafen Neukoelln
06.06. Schweinfurt tba
Aus unserem Archiv:
Prag in Köln, 17. 10. 2012
Aus anderen Archiven:
Der Beitrag der Kollegin neben mir mit tollen Fotos.
Die wohl gewählten Worte der bedroomdisco zum Album
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