Konzert: Introducing mit Chvrches, Young Galaxy, Mighty Oaks & Claire
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 11.05.2013
Zuschauer: ausverkauft (freier Eintritt)
Dauer: Mighty Oaks gut 30 min, Young Galaxy 40 min, Claire 40 min, Chvrches 48 min
Gratis Konzertveranstaltungen sind für mich ungefähr gleich attraktiv wie Bon Jovi Auftritte oder DSDS-Fernsehabende. Daß ich mich trotzdem um kurz vor sieben an die lange Schlange vor dem Gebäude 9 anstellte, die bis zum Fahrradladen ging, lag an der Neugierde auf Chvrches, dieser hippen Elektroband aus Glasgow, die den von der Intro veranstalteten Abend headlinen würde.
Trotzdem war ich kurz davor, umzudrehen, als ich die Menschenmassen vor der Gästelistenkontrolle sah.
Drinnen war erstaunlich wenig los, obwohl irre viele vor uns durch die Kontrolle gegangen sein mussten. Das strengere Rauchverbot seit Anfang des Monats und das milde Wetter wirkten. So war zunächst noch viel Platz im Konzertsaal, als um 20.30 Uhr drei bärtige Musiker mit Gitarren erschienen: Mighty Oaks aus Berlin. Der Sänger sprach ein für Berlin viel zu gutes Deutsch und stammt aus Seattle. Ian Hoopers beide Kollegen stammen aus Italien (Claudio Donzelli) und England (Craig Saunders). Die Bärte und Hoopers lange Goofy-Haare unter der Truckermütze täuschten nicht, Mighty Oaks sind eine Folkband (und mussten daher vermutlich als erste ran). Ians Stimme mochte ich am Anfang gar nicht, denn da sang er leise und ruhig und klang krächzend. Immer wenn es schmissig wurde, wurde es richtig gut. Und glücklicherweise war es oft schmissig. Natürlich klingen all diese neueren eingängigen Folkrock-Bands nach Bekanntem, aber das hat die halbe Stunde nicht schlechter gemacht.
Nach dem anschließenden Umbau war ich extrem gespannt. Die Musiker, die alle weiße Hosen trugen (klang nicht verlockend), bauten vor allem Mikroständer auf. Eine kanadische Band mit vielen Mikros im Gebäude 9, das erinnerte offenbar nicht nur mich an den Auftritt von Arcade Fire an gleicher Stelle vor einigen Jahren, sie liefen vom Band.
Young Galaxy waren zunächst extrem ernüchternd. Der Pop der fünf Kanadier war weder besonders noch spannend. Also hatten die weißen Hosen sich gegen die vielen Mikro durchgesetzt. In den Beschreibungen, die man über die Band lesen kann, ist immer wieder von Galaxie 500 die Rede. Mit meinen großen musikalischen Helden aus Boston haben Young Galaxy überhaupt nichts gemeinsam, selbst die Galaxis im Namen schreiben sie anders. Young Galaxy haben irgendwann einen Stilwechsel hingelegt, vielleicht klangen sie vorher nach Young Galaxie 500, heute sind sie jedenfalls eine Indiepop-Band - und die begann mit zwei extrem unspektakulären Popliedchen, die mich nicht umrissen.
Mit dem Stück, das einer New Order-Idee entstammt haben könnte, packte es mich mehr. Der folgende Song (Pretty Boy) erinnerte mich an Anne Clark. Youth is wasted on the young und das abschließende We have everything waren die besten Lieder des kurzen Auftritts. Aber richtig überzeugt haben mich die Musiker um Sängerin Catherine McCandless (die als einzige eine graue Hose trug, die mit Hosenträgern gehalten wurde) nicht.
Setlist Young Galaxy, Introducing, Gebäude 9:
01: Blown minded
02: Fall for you
03: In fire
04: Privileged poor
05: Pretty boy
06: Hard to tell
07: Youth is wasted on the young
08: New summer
09: We have everything
Die anschließenden Claire aus München sind schnell erzählt. Die Band (oder das Bandprojekt) wurde von drei Musikern gegründet und um Sängerin Josie-Claire Bürkle erweitert. Die rechte Hälfte der Bühne bestand aus einer größeren Ansammlung von Keyboards und Synthies, hinter der sich zwei der Musiker aufbauten (die - so will es der Kleidungscode - Kappen trugen). Der analoge Kollege links hatte eine Gitarre und keine Kappe. Claire in der Mitte schmiss ihre langen Haare, drosch immer mal wieder auf ein elektronisches Schlagzeug ein, das kaum Töne erzeugte und trug eine längsgestreifte Bluse mit Perlenkette. Wie gesagt - es ist schnell erzählt. Musikalisch war das nämlich nichts für mich. Der Pop der Band kam aber im Publikum ganz gut an. Mehr ist bei mir nicht hängengeblieben.
15 Minuten nach dem Zeitplan war dann Zeit für die Headliner. Chvrches aus Glasgow sind seit vergangenen Jahr einer der heißesten Hypes. Spätestens im Juli, wenn die drei Schotten Depeche Mode bei einigen ihrer Termine supporten werden, werden sie sehr groß - und das alles lange vor der ersten Platte! Veröffentlicht haben Chvrches bisher nämlich erst zwei Singles und eine EP (Recover - die zum Record Store Day auf Vinyl erschien).
Viel kannte ich nicht von Chvrches. Aber das Konzert verlief so, wie ich es mir gedacht hatte. Die elektronischen Beats, die zu elektronisch sind, um bei mir dauerhaft zu laufen, in Kombination mit der Schlumpfinchen-Stimme von Sängerin Lauren Mayberry ergeben einen sehr speziellen Sound, der auch die mir unbekannten Lieder sofort vertraut erscheinen ließ. Nur das erste Stück (Lies) hatte einen deutlich anderen Klang, es erinnerte mich extrem an Ladytron. Da Bands ja sehr oft Konzerte mit dem ersten Stück ihres aktuellen Albums beginnen, habe ich große Hoffnung, daß Lies auf der kommenden Debütplatte enthalten sein wird (bzw. es eröffnet).
Der nächste Knüller war Science, bei dem beide Männer (Martin Doherty und Iain Cook - Ex-Aereogramme) sangen. Auch Mighty sky gefiel mir ausgezeichnet. Daneben überzeugten natürlich die bekannten Recover und The mother we share (passend zum Muttertag nach Mitternacht gespielt). Ob ich mir eine Chvrches-Platte kaufen werde, weiß ich nicht. Dieser sehr beatlastige Elektrosound ist nichts, was ich immer hören kann. Aber ohne jeden Zweifel werden Chvrches sehr groß werden. Das Gebäude 9 hatten sie kurz nach ihrem einjährigen Bühnenjubiläum jedenfalls voll im Griff.
Natürlich kamen Chvrches als Headliner auch zu einer Zugabe zurück. "Wir haben nichts Eigenes mehr", sie spielten also ihr Prince Cover als letzten Song. Schade, schade. Nicht, weil das schlecht gewesen wäre (obwohl es auch kein riesiger Kracher ist). Ich hätte nur zu gerne Chvrches Version der Game Of Thrones Titel-Melodie gehört!
Mehr Fotos gleich!
Setlist Chvrches, Introducing, Gebäude 9, Köln:
01: Lies
02: We sink
03: Lungs
04: Now is not the time
05: Gun
06: Science
07: Night sky
08: Recover
09: Tide
10: The mother we share
11: I would die v you (Prince Cover) (Z)
2 Kommentare :
AereOgramme, nicht Aerogramme!
Vollkommen richtig. Danke! Habe es gerade nicht so mit Bandnamen :-)
Ist bei mir zu lange her, daß ich Aereogramme mal gesehen habe.
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