Konzert: Murder by Death mit Support Daniel Meister
Ort: Komplex 457 in Zürich
Datum: 20. Mai 2013
Zuhörer: etwa 60
Dauer: 40 min + 75 min
Es gibt so Langzeitbeziehungen mit Bands.
Beispiele gefällig?
Im Dezember 2006 traf ich auf Daniel Benjamin (heut Sea+Air) und im März 2007 auf Locas in Love (mit Saurus) und Murder by death (mit In Bocca al Lupo). Bei dieser Musik schlug bei mir der Blitz ein ... und das kitzliche Gefühl in den Nervenenden bleibt und nutzt sich über die Zeit einfach nicht ab, sondern die Gefühle reifen heran wie guter Wein. Außer Daniel Benjamin, den ich live zuerst traf, waren dies alles Beziehungen per Tonkonserve und trotz großer Liebe kam es erst im Dezember 2012 zum ersten Konzert mit den Locas und Murder by death stand bis jetzt komplett aus. Das obwohl wir uns gerade im Zuge der Kickstarterkampagne zum aktuellen Album Bitter Drink, bitter Moon ganz besonders nah gekommen waren weil viele Neuigkeiten und witzige Coversongs geteilt wurden. Dieser seltsamen Situation musste ich unbedingt abhelfen und dazu die Chance in Zürich zwingend nutzen.
Fast hätte mich noch der Schlag getroffen als ich an dem Tag des Konzerts morgens folgende Statusmeldung las: Holy shit! The last two shows were incredible! Best shows ever in Europe. Thanks London and Orange Blossom Fest! Da hatten die Jungs heimlich in Beverungen gespielt und ich kriegte so noch einmal richtig einen dafür mitgegeben, mir das Festival an der Weser diesmal nicht ausgesucht zu haben. Echt jetzt mal - das ist nicht fair!
Nun gut, in Zürich würden wir uns nun definitiv treffen. Ich hatte mir ein Hostel in der Nähe das Hauptbahnhofes gesucht. Zum Glück fuhr auch ein Bus in den Club, der an einer für Fußgänger eher unattraktiven Ausfallstrasse Zürichs liegt. Im Gegensatz zum äußeren Eindruck war es aber innen richtig kuschlig und nett anzusehen (nur ist mir wegen der Beleuchtung kein gutes Foto davon gelungen).
Als Vorprogramm gab es den Schweizer Singer-Songwriter Daniel Meister. Die Songs waren gefällig, mir aber in Summe etwas zu eingängig weil ohne Ecken und Kanten. Ich ließ mich davon faszinieren, wie man für ein Set von acht Songs tatsächlich vier Gitarren mitbringen kann und fand die Logarithm-Box super (Berufskrankheit...). Und ... es war echt seltsam, mir wie eine dumme Fremde vorzukommen, während auf der Bühne deutsch gesprochen wird. Ich habe zu wenig davon verstanden, als dass ich mir immer einen Reim drauf hätte machen können. Später bei der Band von überm Teich dann alles überhaupt kein Problem...
Setlist Daniel Meister:
Cloudrunner
Heart of a Lion
Kinda blind
She goes down
Keeping the Aliens alive (cover)
Destination
The River
Remedy
Die Umbaupause war erstaunlich kurz und das ersehnte Treffen wurde von Murder by Death mit einem rasanten Einstieg begonnen. Die ersten Songs luden auf wilde Tänze ein. Gekommen waren viele wohl als Fans und nicht als Laufkundschaft. Man sah es daran, dass sehr viel mitgesungen wurde und recht ekstatisch getanzt.
Zu Beginn wurde das vier Jahre zurück liegende letzte Züricher Konzert beschworen, das wohl der Band ganz besonders in Erinnerung geblieben war, weil es ein großartiges Geburtstagsfest für Adam Turla gewesen war. Heut Abend waren auf der Bühne fünf Personen versammelt
Adam Turla (Gitarre, Gesang)
Matt Armstrong (Bass)
Sarah Balliet (Cello, Gesang)
Dagan Thogerson (Drums)
??? (Piano, Mandoline, Trompete)
Meine Liebe zur Musik dieser US-Amerikaner beruht vor allem auf der Kombination der Stimme von Adam Turla mit dem warmen und manchmal auch sehr fordernd klingenden Cello von Sarah Balliet. Das erzeugt so einen Sound der etwas in meiner Mitte zum schwingen bringt auch wenn ich sonst gar nicht so auf Wüstenszenerie abfahre.
Auch im Konzert banden sie den Hauptteil meiner Aufmerksamkeit. Es war echt schwierig, einen Moment abzupassen, in dem sich Adam nicht beim Singen und spielen wild bewegt - und z.B. etwas Gedanken verloren in das Mikro singt. Zum Glück hatte ich einen Schnappschuss schon vor Beginn des Konzerts hingekriegt!
Auch die Cellistin tanzte die meiste Zeit förmlich einen Stuhltanz beim spielen auf den vier Saiten. Es ging unglaublich viel Energie von ihr aus.
Die live-Umsetzung war ganz souverän und man merkte einfach die gewisse Routine, die die Truppe miteinander hat. Das ist alles ehrlich und bodenständig ohne Fass und doppelten Boden. Das Publikum dankte es mit riesigem Applaus und feierte die Lieder eins nach dem anderen ab.
Meine persönlichen Highlights waren Shiola und Brother von meinem immer noch liebsten Album In Bocca al Lupo und Coming home vom Nachfolgealbum.
Für mich am ergreifendsten war aber, als Adam und Sarah für die Zugabe No oath no spell (vom aktuellen Album) als Duo genau die Quintessenz meiner Liebe zur Musik von Murder bei Death filtriert darboten. Etwa so:
Nach den drei Zugaben und viel Spaß konnte man nach dem Ende des Konzerts noch alle Mitglieder der Band treffen. Ich ließ mir meine CDs alle signieren und hatte beim warten auf den Bus in die Stadt zurück noch ein nettes Gespräch mit den Männern von Bass und Piano. Ich sprach sie natürlich auf die unerhörte Begebenheit an, in Deutschland nur zwei Konzerte zu geben und eines davon geheim zu halten! Sie hatten den Gig in Beverungen noch lebendig vor Augen, wo sie ja als Sonntags-opener das Publikum in den Glittergarten ziehen sollten. Noch 11:15 war niemand da und 11:25 Uhr (fünf Minuten vor Start) war der Garten wieder krass besetzt und feierte die Amerikaner ordentlich ab. Es hatte ihnen aber auch so sehr gut gefallen: gutes Essen, nette Leute und immer genug Freibier!
Setlist (on Spotify):
Kentucky Bourbon (Magpie)
As long as there is Whiskey in the world (Magpie)
You don't miss twice (Magpie)
Foxglove (Magpie)
King of the Gutters (Magpie)
Lost River (Bitter Drink, bitter Moon)
Fuego! (Red of tooth and claw)
Straight at the sun (Bitter Drink, bitter Moon)
My Hill (Bitter Drink, bitter Moon)
I came around (Bitter Drink, bitter Moon)
'52 Ford (Red of tooth and claw)
The curse of Elkhart (Bitter Drink, bitter Moon)
Shiola (In Bocca al Lupo)
Never tear us apart (INXS-Cover)
Brother (In Bocca al Lupo)
Until Morale Improves (Who will survive...)
I'm Comin' home (Red of tooth and claw)
No oath, no spell (Bitter Drink, bitter Moon)
Pizza Party
???
Weitere Informationen:
Ich bin nicht allein: Emotionaler Bericht über das Berliner Konzert.
Das klienicum zum sonntäglichen Murder by Death Konzert beim OBS17.
Zwei der oben hinterlegten Videos (Lost River und As long as there is Whiskey) stammen vom Konzert in Beverungen am Vortag.
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen