Konzert: Camera Obscura
Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 25.05.2013
Zuschauer: wie überall sagenhaft viele - 8.000 vielleicht
Dauer: gut 50 min
Von der nahegelegenen Primavera-Stage, die in den vergangenen Jahren noch die Hauptbühne war wummerten noch die "motherfuckers" des Wu-Tan Clans rüber, als sich der Vorplatz der Ray Ban Stage rapide füllte. Obwohl ich wegen der parallelen Ansatzung zu Nick Cave Hoffnung hatte, daß der Camera Obscura Auftritt nicht so schrecklich überfüllt sein würde, wollte ich früh da sein, um nicht irgendwo am Rand hinten stehen zu müssen, auf einem der Plätze ohne echtes Konzertgefühl.
Unterschätzt hatte ich, wie groß Camera Obscura in Spanien sind, obwohl es ein Indie-Pop Land ist. Natürlich waren Freitag und Samstag spätestens ab 20 Uhr alle Bühne voll, zu Camera Obscura waren aber offenbar viele ganz gezielt gekommen und nicht etwa, um den noch größeren Bühnen auszuweichen. Die Jutetaschen und T-Shirts überall im "Innenraum" (merkwürdiger Begriff bei einer Openair Veranstaltung - aber hinten gab es auf dieser schönen Bühne auch Tribünen) sprachen eine deutliche Sprache. Beim zweiten Stück Swans, spätestens aber bei French Navy zwei weiter sangen alle freudestrahlend mit. Indie-Pop Land eben.
Für Deutsche sind Camera Obscura eine echter Luxus, die Band tritt extrem selten hier auf. Ich hatte die Glasgower bisher erst einmal sehen können, beim von Belle & Sebastian veranstalteten Bowlie. Seit dem ATP Festival 2010 hat die Band, sofern lastfm nicht lügt, nur zweimal in Glasgow, in Carlisle und beim SXSW 2013 gespielt. Der Auftritt beim Primavera war also das erste große Konzert seit langer Zeit.
Vermutlich hatten die technischen Probleme zu Beginn aber nichts damit zu tun. Als es eigentlich um 23.30 Uhr losgehen sollte, tat sich erst einmal nichts. An Carey Landers Keyboards oder MacBook gab es größere Probleme. Vier Musiker und Techniker standen ziemlich ahnungslos um den Tisch rum und suchten nach einer Lösung. Mit sieben Minuten Verspätung gab man vorerst auf - ein Techniker kam danach aber in jeder Pause zurück, nahm die Brille aus der Strickjacke und suchte weiter. Diese Prozedur zog sich durch große Teile des Konzerts.
Es klang aber trotzdem toll - auch wenn ich das als wenig objektiver Fan vielleicht nicht richtig beurteilen kann.
Camera Obscura spielten in der Besetzung, die ich (wohl) schon kannte. Neben Sängerin Tracyanne Campbell (vor der ich immer ein wenig Angst habe - sie wirkt sehr einschüchternd!) standen die beiden vierschrötigen Gitarre- bzw. Bassspieler Kenny McKeeve und Gavin Dunbar, am Schlagzeug Lee Thomson, daneben ein Keyboarder und Trompeter (den ich nicht richtig erkennen konnte) und ein Teilzeit-Gitarrist. Es schmetterte richtig gut!
In der ersten Hälfte des Konzerts präsentierte die Band zwei neue Stücke vom Anfang Juni erscheinenden Album Desire Lines. Beide klangen sehr gut, waren aber nicht auf Anhieb Hits der Größenordnung French Navy. Aber irgendwie ist das auch nicht untypisch für Camera Obscura. Viele der großen Knüller der Band sind nicht unbedingt catchy und brauchen eine Weile, um ihre Wirkung zu entfalten. Insofern bin ich recht sicher, daß das Album ein Hit wird.
Die zweite Hälfte - die best-of-Show - bot Knüller um Knüller. Let's get out of this country, If looks could kill, Hey Lloyd... toll! Oh, wie ich diese oft ein wenig spröde wirkende Band liebe! Schade war der Stolperstart, der uns sicher mindestens einen Song gekostet hat, ansonsten war das Konzert eines der Highlights des Festivals, das ich mir erhofft hatte. Auf der Primavera Stage hatten die MCs (sagt man das so?) vom Wu-Tang Clan das Publikum in "Barcelonia" mit "Wu-Tang, motherfuckers" aufgestachelt. Wu-Tang, motherfuckers? Pfff! Cam Obs, motherfuckers!
Setlist Camera Obscura, Primavera Festival, Barcelona:
01: Do it again
02: Swans
03: neu
04: French Navy
05: Tears for affairs
06: Teenager
07: neu
08: Let's get out of this country
09: Hey Lloyd, I'm ready to be heartbroken
10: If looks could kill
11: Come back Margaret
12: Razzle dazzle Rose
Links:
- aus unserem Archiv:
- Camera Obscura, Paris, 16.10.09
- Camera Obscura, Paris, 17.04.09
- Camera Obscura, Paris, 16.04.09
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