Freitag, 31. Mai 2013

LUAI, Stuttgart, 29.05.2013

Konzert: LUAI
Ort: Ein Wohnzimmer in Halbhöhenlage, Stuttgart
Datum: 29.05.2013
Zuschauer: 25
Dauer: eine Stunde 

What Is Love“ von Haddaway, diesen unfassbar penetranten 90s Eurodance-Hit, mochte ich als Kind tatsächlich, klingt ja auch wie ein elektronisches Kinderlied. Dass mir der Song Anno 2013 wieder gefallen könnte, hätte ich noch vor einer Woche nicht für möglich gehalten. Saaramaija Markkanen alias LUAI macht genau das möglich. Ihre hauchzarte, entschleunigte Akustikversion begeistert das Wohnzimmerkonzertpublikum spielend. Die stimmgewaltige 29-jährige Finnin trotzt ihrer Erkältung eindrucksvoll und hat die Stuttgarter Zuschauer schnell in der Hand.

Neben genannten Song und einem schönen Björk-Cover erzählt die blonde Sängerin mit den interessanten Holzohrringen in Vogelform angenehme Geschichten aus der skandinavischen Natur oder von ihrem Leben in Berlin, wo sie seit wenigen Jahren lebt. „It's difficult to learn German in Berlin because everybody speaks English there!“, die Lacher hat die junge Frau stets auf ihrer Seite. Ausnahmsweise hält draußen das Wetter am heutigen Abend, während LUAI so etwas wie den Soundtrack dieses Frühlings spielt; gleich mehrere Regensongs gibt es beim Wohnzimmerkonzert zu hören. Lieder wie „If I Was Rain“ werfen ein geradezu romantisches Licht auf den Regen, jedes Lied ist autobiografisch, wie die studierte Musikerin mehrmals anmerkt. Schöne Erinnerungen an Peter Dohertys melancholisches „I Am The Rain“ werden in mir geweckt, wie auf dessen Soloalbum, ist dieser Regensong der Finnin einer ihrer schönsten.

Mit Amy Schmidt gut befreundet, gefällt mir ihr Auftritt noch besser als der der jugendlich wirkenden Amerikanerin aus Nebraska, auch wenn dieser ebenfalls auf fabelhaften Niveau stattfand.

Unverstärkt singt LUAI gegen ihre Krankheit an, nur einmal übermannt sie ein heftiger Hustenanfall, der von lautem Applaus überdeckt wird. Über die gescheiterte Beziehung zu ihrem estischen Freund, der immer zwischen Helsinki und Tallinn pendelte und eines Tages nicht aus Estlands Hauptstadt zurückkam, berührt ehrlich, ohne jemals auf die Tränendrüse zu drücken. „No Man Is An Island“, „Song One“, kein schlechtes Lied wird es heute Abend zu hören geben.

Besonders anmutig gelingen die beiden Stücke auf Finnisch. Wie Isländisch klingt Finnisch für das ungeübte Ohr wunderbar exotisch, fremd und Interesse weckend. Am Ende fordert LUAI die Zuschauer tatsächlich bei einem der Songs in ihrer Muttersprache zum Mitsingen auf. Die 25 Besucher folgen begeistert, ein anderer der finnisches Lieder handelt – wer hätte das gedacht? - vom Regen.

Tripper“ gefällt mir ausgesprochen gut. Mit 1,62m sei sie für deutsche Verhältnisse winzig, merkt Saara strahlend an, um dann „She Is So Small“ zu spielen.

Am Schluss gibt es „There Should Be Cake“ als Zugabe. Selten habe ich einen passenderes Ende eines Wohnzimmerkonzerts erlebt, einige signierte Platten später, bedient sich LUAI am reichhaltigen Buffet. Es gibt auch Apfelkuchen. Ein gelungenes, ein rundes Ende. "And yes, there should be cake!"

* Bilder folgen in Kürze! 

Links:
- aus unserem Archiv:
- LUAI, Karlsruhe, 27.05.2013 



 

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