Mittwoch, 8. Mai 2013

Esben and the Witch, Esch-sur-Alzette, 08.05.13


Konzert: Esben and the Witch
Ort: Rockhal-Café, Esch-sur-Alzette
Datum: 08.05.2013
Zuschauer: 18
Dauer: 60 min



Als eine Band um neun Uhr auf die Bühne des Rockhal-Cafés kletterte, war ich überzeugt, daß es eine Vorgruppe sein müsse. Esben and the Witch sahen im Februar 2011 ganz anders aus, als ich sie im Gebäude 9 gesehen hatte. Der Vorgruppen-Gitarrist hatte eine starke Ähnlichkeit mit seinem Kollegen von der englischen "Nightmare-Pop" Band, aber das musste Zufall sein. Vor zwei Jahren hatte mich das Trio aus Brighton nicht restlos überzeugt, weil es es nicht schaffte, ihren herrlich düsteren Sound live hervorragend umzusetzen. Rachel Davies' Stimme war kaum zu vernehmen, es war mir deutlich zu viel "Witch" im Kölner Auftritt. In Erinnerung war mir geblieben, daß die Sängerin am Schlagzeug gesessen hatte und ihre beiden Kollegen Gitarren bedienten.

Die Sängerin des heutigen Supports, die eine tolle Kurzhaar-Frisur trug, stand rechts und spielte Gitarre und Bass. Schlagzeuger war ein Mann mit Schnauzbart und kurzrasierten Haaren - komplettiert wurde die Gruppe vom Esben Lookalike an der Gitarre links.



Das Rockhal-Café ist Teil des Rockhal-Komplexes und dient als Restaurant des Kulturzentrums. Der lange schmale Laden wird von einer Bar, die fast über die ganze Längsseite geht, dominiert. Gegenüber stehen Tische, an denen einige wenige Leute saßen, die zum Essen gekommen waren. Als das Konzert um neun begann, standen kaum mehr als eine Handvoll Zuschauer vor der Bühne. Weil die sogenannten Showcases im Café keinen Eintritt kosten, ließen sich die Esser auch nebenher beschallen, einige von ihnen verließen dann aber schnell den Raum, weil es recht laut wurde.


Ich kannte die beiden erste Stücke nicht, und obwohl (haha!) die Stimme der Sängerin klar und verständlich war, war deutlich, daß dies keine Vorgruppe sondern Esben and the Witch waren. Iceland spar und Slow wave stammen vom zweiten Album Wash the sins not only the face, das bereits im Januar erschienen ist, an mir aber vorbeigegangen war. Hätte ich da noch Zweifel gehabt, spätestens mit dem Marching Song, der folgte, wurde es vertraut. Das Lied, das - was die Band sicher oft aber nicht gerne hört, an Christine von Siouxsie and the Banshees erinnert, war ein erster echter Knüller.



Das Niveau blieb danach verdammt hoch. Viele der mir neuen Stücke waren bereits beim ersten Hören Hits. Deathwaltz, Yellow wood oder das abschließende Smashed to pieces in the still of the night, das zigmal die Melodie wechselte, waren allesamt großartig! Entweder habe ich den Auftritt heute komplett anders wahrgenommen als den im Februar 2011 oder Esben and the Witch haben einen großen Sprung in ihrer Livequalität hingelegt! Das einstündige Konzert heute war hervorragend - womit ich nicht ansatzweise gerechnet hatte. Umso mehr ärgere ich mich, vor ein paar Monaten ihren Gebäude 9 Auftritt zugunsten der (live) langweiligen Alt-J auszulassen. Das wird mir sicher nicht mehr passieren.

Esben and the Witch sind wieder eine dieser Bands, denen Nörgler um die Ohren hauen, sie klängen zu sehr nach ihren stilistischen Vorbildern (allen voram Siouxsie). Natürlich ist Rachels Stimme der der Wave-Ikone nicht unähnlich, aber solche Vergleiche sind banal und unkreativ (und Kritiker, die die verwenden, machen genau das, was sie der Band vorwerfen). Solange es keine Coverband ist, hört man doch ohnehin all das raus, was man raushören möchte. Wenn ich eine Gruppe mag, sind meine Assoziationen selbstverständlich auch positiv. Mir ist es noch nie passiert, daß mich ein Konzert begeisterte und ich dachte "super, die klingen ja wie Nickelback!". Heute habe ich ein ums andere Mal I Like Trains rausgehört - oder British Sea Power (Yellow wood!).

Dieser Tourauftakt der zweiten europäischen Tour 2013 war also restlos überzeugend und hätte weit mehr als 18 Zuschauer verdient gehabt. Weil es gratis war, sind der Band wenigstens so keine großen Eintrittseinnahmen durch die Lappen gegangen - und die Merchverkäufe (u.a. ihres aktuellen Albums als Deluxe-Version mit CD und 7") sahen nach einem deutlich größeren Konzert aus.

Eines der besten Konzerte, die ich 2013 gesehen habe.

Setlist Esben and the Witch, Rockhal-Café, Esch-sur-Alzette:

01: Iceland spar
02: Slow wave
03: Marching Song
04: Lucia, at the precipice
05: Deathwaltz
06: Despair
07: Yellow wood
08: Eumenides
09: The fall of Glorieta Mountain
10: Smashed to pieces in the still of the night

Links: 

- aus unserem Archiv:
- Esben and the Witch, Lörrach, 02.03.13
- Esben and the Witch, Köln, 13.02.11
- Esben and the Witch, Paris, 04.11.10
- Esben and the Witch, Haldern, 13.08.10


5 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Jedem das Seine, aber Esben and the Witch sind doch unerträglicher Mist. :-)

Christoph hat gesagt…

Offensichtlich sind sie das nicht.

Nelle hat gesagt…

Hey Christoph, beim Kölnauftritt 2011 gab es doch gar kein Schlagzeug an dem sie hätte sitzen können, oder?
Nur so eine einzelne Trommel zum draufrumknüppeln.

Christoph hat gesagt…

Du hast recht. Langsam kommt die Erinnerung zurück.

Ich wusste nur noch, daß sie irgendwo getrommelt hat. Jetzt spielte Rachel nur Gitarre und Bass.

Doc hat gesagt…

War wirklich ein schönes Konzert in Luxembourg (Ich war einer der 18 Leute).
Ich fand sie aber auch damals bei besagtem Konzert im Gebäude 9 schon ziemlich gut.

Die Trommeln hatte Rachel damals aber auch nur sporadisch bei 1,2 Songs bedient. Ich denke aus platzgründen hat man beim Konzert im Rockhal-Cafe darauf verzichtet. Die Bühne war ja extrem klein.

Offizieller Drummer war jedoch schon immer Daniel Copeman (damals mit langen Haaren, Gestern mit Glatze und Schnurrbart).

 

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