Konzert: Woodkid
Ort: Live Music Hall, Köln
Datum: 16.04.13
Zuschauer: ca. 1.200 (ausverkauft)
Dauer: Woodkid 70 Minuten, Thomas Azier ca. 30 Minuten
von Dirk von Platten vor Gericht
Ganz großes Kino wurde uns am gestrigen Abend in der ausverkauften Live Music Hall geboten, und das lag nicht nur daran, dass Yoann Lemoine, der hinter Woodkid steckt, eigentlich Graphikdesigner und Regisseur ist.
Doch zunächst galt es, das Vorprogramm von Thomas Azier und seinen zwei Mitstreitern durchzustehen, die einen optisch wie akustisch zurück in die Mitte der 80er versetzten. Mit durchdringender Stimme sang sich Azier durch eine handvoll Synthiepop-Songs, die an Depeche Mode oder Faithless’ „Insomnia“ denken ließen und bei großen Teilen des Publikums auf Wohlwollen stießen. Der Guardian beschreibt seine Musik als „catchy German and French electro-influenced pop“ und damit war der Niederländer an diesem Abend in Köln im Vorprogramm eines Franzosen auch gut aufgehoben und bekam reichlich Applaus.
Kurz nach 21 Uhr betraten sieben, uniform in schwarz gekleideten Musiker die Bühne: auf der linken Bühnenseite sorgten zwei Bandmitglieder für elektronisch evozierte Klänge, im Hintergrund standen zwei Schlagzeuger hinter jeweils einem Drumkit, neben denen auf Kopfhöhe noch eine Bassdrum befestigt war, und auf der rechten Bühnenseite befanden sich hinter Notenständern drei Mann an Trompete, Tuba und Posaune. Mit einem mehrminütigen, sehr soundtrackhaften Instrumental eröffneten sie das Set und schufen reichlich Spannung für den Auftritt von Yoann Lemoine aka Woodkid.
Dieser, als einziger nicht in Schwarz gekleidet und mit einer Baseballkappe ausstaffiert, betrat dann zu „Baltimore“ die Bühne. In deren Hintergrund befand sich eine große Videoleinwand, auf die immer wieder, passend zu den einzelnen Songs, schwarz-weiß Videos projiziert wurden. Bilder, die man ähnlich bereits aus den Videoclips kannte, also langsame Kamerafahrten durch lange, kathedralenartige Gewölbe oder über Gletscher und Berge hinweg. Die eigentlichen Videos zu den Songs „Run Boy Run“, „Iron“ und „I Love You“ wurden dabei jedoch ausgespart. Auch die sparsame, aber sehr stilvolle und effektiv eingesetzte Beleuchtung ordnete sich diesem Farbkonzept unter und war ebenfalls nur in weiß gehalten.
Lemoine erinnerte sich noch an seinen Auftritt im letzten Jahr in der Kulturkirche, war sichtlich begeistert ob der gestiegenen Zuschaueranzahl und versuchte sich immer wieder in der deutschen Aussprache des Wörtchens „Köln“. Seine tiefe, teilweise an Anthony Hegarty erinnernde Stimme klang nicht ganz so sonor wie auf dem Album, trug aber problemlos durch den Abend.
Vor dem Konzert stellte sich mir die Frage, wie die Setlist wohl aufgebaut sein würde, da der Großteil des Albums „The Golden Age“ aus eher ruhigen, pathetischen Songs besteht. Letztendlich wurden diese Songs größtenteils in der ersten Hälfte präsentiert, etwa „Ghost Lights“, die viel umjubelte Single „I Love You“ oder „Boat Song“. Bei „Brooklyn“, einer Hommage an seinen Wohnort, bei der man sich wirklich fragen muss, warum sie nicht den Weg auf das Album fand, änderte er den Text passend zum Auftrittsort ab: „Here in Cologne the rain is falling, my heart belongs to Brooklyn“.
War von der Beleuchtung über die Videoinstallationen bis zur Setliste alles wohl durchdacht und geplant, so trifft dies auf Lemoine Ansprachen und Bühnenchoreografie nicht zu, denn das Repertoire an Gesten war deutlich beschränkt (Lemoine mit weit ausgestreckten Armen und zum Klatschen auffordernd winkenden Fingern oder Lemoine, der beide Hände hinter die Ohren führte, um Jubel herauf zu beschwören), was den Auftritt des Franzosen aber weniger abgeklärt und professionell und dadurch umso sympathischer wirken ließ.
Erst im zweiten Teil der Setliste präsentierte uns Woodkid die schnelleren, mit treibendem Bass, martialisch-marschierendem Schlagzeug und sinfonisch-epischen Streichern und Bläsern ausgestatteten Songs wie „Iron“ oder „The Great Escape“, das den Hauptteil beschloss. Toll waren vor allem „Iron“, bei dem vier der Mitmusiker ihre Instrumente zur Seite legten, das statische Konzept über den Haufen warfen, wild über die Bühne hüpften und sprangen und dabei Yoann Lemoine Huckepack trugen, sowie das ausufernde „Run Boy Run“, das als erste Zugabe präsentiert wurde.
Lemoine versprach nach einem tollen Konzert, wieder nach Köln zu kommen und beendete den Auftritt nach 70 Minuten passend mit dem sinistren „The Other Side“, bei dem erstmals an diesem Abend die Bühne blutrot ausgeleuchtet war.
Setlist Woodkid, Live Music Hall, Köln:
01: Intro
02: Baltimore
03: Falling
04: Where I Live
05: The Golden Age
06: Ghost Lights
07: I Love You
08: Brooklyn
09: Boat Song
10: Shadows
11: Stabat Mater
12: Conquests Of Spaces
13: Iron
14: The Great Escape
15: Run Boy Run (Z)
16: The Other Side (Z)
Fotos: Dirk
3 Kommentare :
Die Fotos sind toll geworden!
Vielen Dank, Gudrun.
Antony (Hegarty) bitte ohne "h"!
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