Konzert: Adam Green & Binki Shapiro
Support: Kieran Leonard
Ort: Zoom Club Frankfurt
Datum: 04.04.2013
Zuschauer: circa 500-700
Dauer: Adam Green & Binki Shapiro (circa 75min), Kieran Leonard (circa 35min)
Ich habe das graue Wetter einfach unsagbar satt. Als hätte das Wetter dies auch langsam eingesehen, gab es heute seit langem mal wieder ein paar Sonnenstrahlen und am Abend erhoffte ich mir dann endlich das musikalische Äquivalent. Adam Green kenne ich zwar nicht mehr original aus „Moldy Peaches“-Zeiten, aber seit seinen Solo-Alben bekomme ich „Emily“ einfach nicht mehr aus dem Kopf und ich war wirklich sehr gespannt darauf diesen komischen Kauz endlich mal live erleben zu dürfen. Anfang des Jahres veröffentlichte Adam Green mit der mir bis dahin nicht bekannten Binki Shapiro (ihres Zeichens amerikanische Singer-/Songwriterin, die anscheinend erst in Videos von „Beck“ und dann mit der Supergroup „Little Joy“ auf sich aufmerksam gemacht hatte) nun ein Album voller Duette, die trotz an sich schwerer Trennungsthematik oder vielleicht auch gerade aufgrund dessen, wirklich schön anzuhören sind und ich das Album häufig angehört habe, da mir persönlich das Zusammenspiel der beiden Stimmen außerordentlich gut gefällt.
Aber nun zurück zum eigentlichen Gegenstand dieses Berichts. Irgendwann inmitten der Nacht, vermutlich etwa 20 Minuten vor 22 Uhr legte man dann doch schon mit der Vorband los. Da sich niemand erbarmte dem Publikum mitzuteilen, wann man denn nun gedenkt mit dem abendlichen Programm loszulegen, habe ich das erste Lied leider nur halb mitbekommen, da ich noch an der Bar stand. Erster Eindruck von Weitem: sympathischer Hippie mit langen Haaren und sehr vielen Ketten. Zweiter Eindruck bei genauerer Betrachtung: talentierter, charmanter und sehr souveräner Brite mit Whiskey, Mundharmonika und Gitarre bewaffnet, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, textlich anfangs bei mir für abwertendes Schmunzeln sorgte (es muss sich ja auch nicht immer alles reimen!), aber im Laufe seines halbstündigen Sets nicht nur mein Herz gewann, sondern auch merklich Zuspruch aus dem Publikum erhielt. Bei dem Mann mit den geschätzt und so gut wie es nur ging abgezählten 6 Halsketten, handelt es sich um den britischen Singer/Songwriter Kieran Leonard, der mir bisher noch kein Begriff war, allerdings spätestens mit seinem Song „Harold Pinter is Dead“ bei mir endlich auch textlich punktete und vor allem meine Neugierde weckte. Auch wenn ich mich nicht erbarmen konnte und ihm die Frage, ob denn jemand Harold Pinter kenne, trotz leicht schlechten Gewissens und besseren Wissens nicht bejahen wollte – mit Literaturanspielungen kriegt man mich einfach sofort rum. Für begeisterte Folkrock-Fans definitiv das Reinhören wert – vielleicht muss der Arme bei seiner nächsten Tour dann auch nicht mehr mit Couchsurfing über die Runden kommen.
Dank Kieran Leonard war ich mittlerweile wieder wach und glücklicherweise machte sich im gut gefüllten Zoom Club auch eine noch angenehme Wärme breit, so dass sich mit meiner Körpertemperatur auch langsam meine Laune wieder erholte und ich nun einfach nur gespannt war, ob Adam Green genauso herrlich seltsam sein werden würde, wie ich es mir ausmalte. Weit nach 22 Uhr war der Moment endlich gekommen und die Live Band, sowie Binki Shapiro und Adam Green betraten nach und nach die Bühne. Und es war herrlich. Adam in gruseliger hellbrauner Lederhose und mit untertellergroßen Pupillen. Nicht, dass ich hier Drogen in irgendeiner Form verherrlichen möchte, obwohl das immer noch jeder selbst wissen muss, aber was auch immer Adam Green sich da eingeworfen haben mag oder auch nicht – seine Show war grandios. Ruhiger und entspannter Einstieg ins Set mit „If you want me to“, bei dem Binki Shapiro direkt unter Beweis stellten konnte, dass sie nicht nur als hübsches Ornament diente, sondern ihre Stimme live noch mehr überzeugte, als bereits im Vorfeld auf Platte. Bei „Pleasantries“ meldete sich nun auch Adam Green „zu Wort“ und die beiden zeigten souverän, dass die Dynamik zwischen den beiden auch auf die Bühne übertragbar ist. Stimmlich beide einwandfrei, wobei man sich bei Adam Green sowieso immer darüber streiten darf, was genau er da macht – aber es war sehr unterhaltsam und die beiden harmonierten sehr gut. Zunächst noch durch seine Gitarre im Zaum gehalten, brach Adam Green spätestens bei seinen Solostücken „Buddy Bradley“, „Cigarette burns forever“ und „You Blacken My Stay“ in eine Art positive Rage aus, die sich nur sehr schwer beschreiben lässt: unkoordiniertes Hin-und Herspringen, Tambourin auf dem Kopf, wilde Armbewegungen, intensiver Blickkontakt mit dem Publikum, seltsame Tanzeinlagen und insgesamt einfach nur eine Darbietung, die mich zum Kopfschütteln, Lachen und gleichzeitig jubilierendem Klatschen bewegt hat.
Auch wenn es mir nicht vergönnt war endlich mal „Emily“ live zu erleben, war Adam Green ein wahres Erlebnis. Adam und Binki bildeten auf der Bühne ein perfektes Gespann – Binki brachte die Extraportion Professionalität und distanzierte Schönheit mit, die Adams warmherzige, chaotische und liebenswürdige Art ergänzt und mit einer soliden Liveband im Rücken ein Konzert lieferte, das das Warten in der Kälte vergessen machte und vollkommen wert war.
Setlist, Adam Green & Binki Shapiro, Zoom Club Frankfurt:
01: If you want me to
02: Pleasantries
03: Pity Love
04: Casanova
05: I never found out
06: Just to make me feel good
07: Buddy Bradley
08: Cigarette Burns Forever
09: You blacken my stay
10: Friends of mine
11: Unattainable
12: Don't ask for more
13: What's the reward
14: Nighttime stopped bleeding
15: Here I am (Z)
16: Dance with me (Z)
17: Collage (Z)
Weiterführende Links:
http://www.kieranleonardmusic.co.uk/
2 Kommentare :
Dann gibt es von mir noch die Setlist dazu:
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151369856638456&set=a.10151367873523456.1073741845.590023455&type=3&theater
Auf dich ist doch Verlass, Guido :)
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