Donnerstag, 25. April 2013

Balthazar, Frankfurt, 22.04.13


Konzert: Balthazar
Support: Love like Birds
Ort:Nachtleben, Frankfurt
Datum: 22.04.2013
Zuschauer: ca. 150
Dauer: Balthazar ca. 75 min, Love like Birds 30 min




Das Team des Maifeld Derby Festivals ist schon ziemlich großartig. Sie haben nicht nur für mich persönlich eines der besten, tollsten, grandiosesten Line-Ups des Festivalsommers 2013 zusammengestellt, sondern sie sind immer im Namen der guten Musik unterwegs sind und schafften es, mich am Montag Abend aus dem Haus zu locken, um einer ihrer Bandempfehlungen nachzugehen: Balthazar aus Belgien. Frankfurt zeigte sich an diesem Montag Abend als ausgestorbene Zombiestadt und so hatten sich kurz nach geplantem Veranstaltungsbeginn nur knapp 30 Leute im winzigen Nachtleben eingefunden, das an diesem lauen Sommerabend erschreckend nach wochenaltem, schalem Bier oder wahlweise Marihuana roch – aber hey, das ist ja Teil des Charmes.
 
Den Anfang machten „Love like Birds“, das Projekt der belgischen Sängerin Elke de Mey, die sehr sympathisch und zurückhaltend zuerst alleine nur mit Akustikgitarre bewaffnet auf der Bühne erschien. Bereits nach dem ersten Song, „Drink Up“ war ich von ihrer Stimme und ihrer Art sie ganz zart und vorsichtig in die Welt zu hauchen fasziniert – sehr Lana Del Rey nur in nicht nervig und ohne zu viel zu wollen, einfach sehr schön. Das 30 minütige Set verging für mich etwas zu schnell, da ich diese Art von melancholischer Musik sehr schätze – die Art von Musik, die in einem Bilder von Sommerregen heraufbeschwören und einem dieses besondere Gefühl von seltsamerweise positiver Melancholie bescheren. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir „Sailorboy“ und das letzte Lied des Sets „Heavy Heart“, beide von der 2011er „Love like Birds EP“ entnommen. Da „Love like Birds“ in ihrem Tourblog den „yellow dancer“ erwähnt, will ich es mir auch nicht nehmen lassen, dem kuriosen Herren in buntgestreiften Hosen und gelbem Shirt eine Zeile zu widmen: selten habe ich jemanden so bedingungslos abtanzen sehen, wie diesen Gentleman – mutig bis verstörend, allerdings zur Vorband weniger passend, durchaus aber amüsant (vor allem die gekonnten Drehungen!). Trotzdem sehr lustig zu beobachten, wie die Protagonisten auf der Bühne mit solchen extravaganten Besuchern umgehen – die Reaktionen reichten von kurzem Kichern seitens Elke de Mey, trotz dem Versuch sich zu beherrschen und bitterbösen, aber sehr amüsanten Blicken des einen Leadsängers von Balthazar, Maarten Devoldere, der die Darbietung eher verstörend zu finden schien.


Zu Beginn des Hauptacts hatte sich das Nachtleben glücklicherweise gut gefüllt und jetzt gestaltet sich der Bericht etwas schwieriger, da ich gar nicht weiß, womit ich am Besten anfange, um klar zu machen, wie gut die Show war. Wie gewohnt sehr reduziert inszeniert, ganz klar Indie-Rock und doch musikalisch so vielfältig und mächtig. Bereits der Opener „Later“ begeisterte mich vollkommen – die beiden Leadsänger der Band ergänzen sich perfekt: Maarten, der im absolut positivsten Sinne Wahnsinnige, in seiner Art Tom Smith-esque Mann an Keyboards und Gitarre und sein Gegenpart Jinte, mit elektrischer Gitarre und Violine ausgestattet, gaben beide vollste Energie. Als würde das nicht schon ausreichen, gäbe es da neben einer weiteren Violinistin und dem Schlagzeuger, der unter anderem mit Schellenkranz und Holzplatten kunstvoll auf seine Drums einschlug, noch den outfitmäßig coolsten Menschen auf Erden: Bassist Simon.


Beim Soundcheck schon durch seinen Will Smith-Pulli aufgefallen, stand er dann tatsächlich mit einem T-Shirt auf der Bühne, das ebenfalls Will Smith zeigte – wer kann, der kann. Im Laufe des Abends sollte er demonstrieren, dass der Bass bei Balthazar nicht nur im Hintergrund eine Rolle spielt, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Songs ist und einem keine Möglichkeit zum Entkommen gibt – man muss Tanzen und man will sich auch eigentlich nicht wehren. Das gesamte Konzert war so, wie man es sich wünscht: intimer Rahmen, eine Band, die alles gibt, die Art von Musik, die vollkommen für sich selbst spricht und man einfach abschaltet und sich an der Bassline entlanghangelt. Weitere Höhepunkte für mich persönlich „The Boatman“, „I'll Stay Here“, das herrausragende „Fifteen Floors“, „Morning“ (diese Bassline!), „Blues for Rosann“ (!) und „Blood Like Wine“ - ach und ganz ehrlich, einfach alles.


Kurzum: ich habe selten so viele Menschen auf einem Konzert ehrlich begeistert tanzen sehen! Die Band hat eine großartige Show abgeliefert und wer sich das entgehen lässt ist leider selbst Schuld.

Setlist, Balthazar, Nachtleben Frankfurt: 

01: Later 
02: The Boatman 
03: I'll Stay Here 
04: Blues for Rosann 
05: The Man who owns the place 
06: The Oldest of sisters 
07: Sinking Ship 
08: Sides 
09: Lion's Mouth (Daniel) 
10: Listen Up 
11: Fifteen Floors 
12: Morning 
13: Do not claim them anymore

14: Any Suggestion (Z) 
15: Blood like Wine (Z) 

Tourdaten, Balthazar:

25.04.: Scheune, Dresden
26.04.: Kellerclub, Stuttgart
27.04.: Rosenhof, Osnabrück
30.04. La Botanique, Brüssel

mehr Termine unter http://balthazarband.be

Links:

http://www.maifeld-derby.de/
http://lovelikebirds.wordpress.com/
http://lovelikebirds.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/LoveLikeBirds
https://www.facebook.com/balthazarband/info
 

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates