Konzert: Pokett & Villeneuve (Thos Henley)
Ort: Le Café de la Danse
Datum: 06.10.10
Zuschauer: ziemlich viele, aber nicht ausverkauft
Konzertdauer: insgesamt 3 Stunden
Live report en français ci-dessous!


Heute hießen die Acts: Thos Henley, Pokett & Villeneuve, allesamt in Paris ansässig. Stargast bei Villeneuve: die wunderbare Folk/Blues-Sängerin Liz Green! Ein tolles Programm auch ohne die großen internationalen Headliner.
Aber wie ist der Abend nun genau gelaufen? Hier mein ausführlicher Bericht?
Die ruhigen Folkkünstler werden immer zu früh angesetzt, eine Thematik über die ich eine Doktorarbeit schreiben könnte! Das Problem tritt immer wieder auf, genau wie meine Unpünktlichkeit.
Im Klartext: Ich kam zu spät zum Konzert des jungen, in Paris lebenden Engländers Thos Henley. Er wurde bereits um 19 Uhr 30 auf die Leute gehetzt und war um 20 Uhr auch schon mit seinem Programm durch. Bis ich Trantüte angeschlichen kam (also um 20 Uhr 10) hatte es sich ausgethoshenleyet. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, daß meine Verspätungen oft mit häuslichen Erledigungen zu tun haben. Ich schmeiße bei uns den Haushalt und kaufe auch ein, genau wie am heutigen abend. Unmöglich für mich, bereits um halb acht auf der Matte zu stehen, zumal die Location von mir aus 13 U-Bahnsationen entfernt ist. Aber Thos Henley geht seinen Weg auch ohne mich, in den letzten Wochen sind ihm sämtliche Blogger auf den Fersen, wollen ihn fotografieren, abfilmen etc. Ich selbst war bereits im Juni 2009 an Thos dran, habe also schon wieder über ein Jahr Vorsprung auf meine Kollegen gehabt. Wenn es um das Entdecken junger Talente geht, bin ich also sehr früh dran, da ist nix mit Verspätung wie im sonstigen Leben!
Im Café de la Danse ging es unterdesse mit dem Franzosen Pokett weiter. Eigentlich das Soloprojekt des Singer-Songwriters Stéphane Garry, hat sich Pokett mit dem Erscheinen des dritten Albums Three Free Trees zu einer richtigen Band gemausert. Ex-Pollyanna David Lopez spielt Gitarre und auch ein Bassist und ein Drummer haben ihren Platz in der Livetruppe. Trotzdem bleibt Stéphane Gary im Mittelpunkt, obwohl er eigentlich ein eher stiller, leiser und angenehm bescheidener Zeitgenosse ist. Die große Geste, das Show Off, das liegt ihm nicht. Er konzentriert sich vielmehr auf sein ausgefeiltes Songwriting, die Produktion seiner CDs (+ der von Freuden wie Pollyanna und Reza) und die feinen, filigranen Arrangements.
Zu viert hat Pokette einiges an Bühnenpräsenz und Lautstärke hinzugewonnen. War ich bisher sehr leise und intime Akustikkonzerte von Stéphane Garry gewöhnt, wurde es heute phasenweise richtig rockig, ja noisig! Die reduzierte Ballade Marmalade vom ersten Album Crumble (ein Schmuckstück!) wurde heute mit viel Dampf und Druck neu in Szene gesetzt und gefiel mir auch in dieser ungewohnten Darreichungsform ausgezeichnet. Garry hat wunderbar die Balance gefunden zwischen zurückgenommeren Passagen und lauteren Momenten und singt nach wie vor betörend schön. Seine Stimme erinnert mich immer wieder an meinen Helden Elliott Smith, hat aber dennoch ihre ganz eigene Klangfarbe (inklusive des kleinen Akzents).
Je länger ich dem ausgezeichneten Konzert zuhörte, um so klarer wurde mir, daß Pokett zweifelsohne internationale Klasse hat. Alle drei Alben sind hervorragend und heute kam nicht nur das neue Opus, sondern auch das brillante Altwerk zum Zuge. Die träumerische Ballade Strange (vom Zweitling Peak) packte mich außerordentlich und auch die neue, sehr rockige Version von Marmalade wurde absolut überzeugend zelebriert. Zum Abschluß verdingte sich Stéphane Garry sogar noch als zweiter Drummer und trommelte bei der Noisekeule Three More Cords wie ein Bessener mit.
Die Bloggerszene, auch die französische, sollte viel mehr und deutlich schwelgerischer von Pokett berichten. Es gibt in Frankreich maximal eine Hand voll Bands, die ähnliche Klasse haben!
Setlist Pokett, Le Café de la Danse, Paris:
01: Like A Knife
02: Someone You Know
03: The Way Down
04: Strange
05: Take Me Home
06: Make It Last
07: Marmalade
08: A Sinking Island
09: Living Here
10: Happy The One
11: Three More Cords
Nach Pokett und einer kurzen Umbaupause trat der Headliner Villeneuve auf den Plan. Eigentlich das Projekt eines Mannes, des hochaufgeschossenen Franzosen Benoit, bedarf es zur Liveumsetzung der komplexen Kompositionen 6 Musiker und einiger Gäste. Musikalisch gar nicht so leicht zu fassen, was Villeneuve da eigentlich machen. Mit den Etiketten Shoegaze oder auch Postrock liget man sicherlich nicht falsch, aber der Sound von Villeneuve beinhaltet noch viele andere Komponenten: Krautrock, Ambient, Elektropop. Mit dieser Mixtur und dem zweiten Album Dry Marks Of Memory ist der Durchbruch bei den Kritikern gelungen. Gelobt wird die Eleganz, die Vielschichtigkeit und Eigenständigkeit. Als Referenzen aufgelistet werden Musiker unterschiedlichster Couleur.
Die Palette reicht von OMD über Brian Eno bis hin zu Neil Young. Im Grunde genommen vertont Benoit von Villeneuve seinen kompletten Plattenschrank ohne Festlegung auf bestimmte Genres oder Epochen. Es würde sicherlich unzählige Seiten füllen, alle heute gespielten Stücke auf Einflüsse hin zu durchleuchten, deshalb komme ich sofort zu den Highlights. Für mich waren das ganz klar die beiden Stücke, in denen die junge Britin Liz Green als Gastmusikerin auftrat. Ihre sensationelle Bluesstimme bildete bei Words Of Yesterday und Second Start einen spannenden Kontrast zum Shoegaze-Sound und ließ mich förmlich mit der Zunge schnalzen!
Aber auch wenn der umtriebige Saxofonist Q (unter anderem oft Gastmusiker bei Herman Düne ) auf den Plan trat, wurde es richtig gut. Am eindruckvollsten blies der bärtige Pariser mit der Brille bei dem kunstvoll aufgebauten Death Race in sein Instrument. Die Chose wurde regelrecht dramatisch und psychedelisch und das Finale mit laut aufheulenden Gitarren war wahrlich famos!
Das Publikum jubelte und bekam mit Victoria Falls auch noch die einzige Zugabe des Abends spendiert. Nach insgesamt fast 3 Stunden Musik war die Messe gelesen und selbst Novizen wurde klar, daß die Pariser Musikszene äußerst spannend und farbenfroh ist.
Es war für jeden Geschmack etwas dabei, ohne daß die Veranstaltung dadurch beliebig oder heterogen wurde. Warum also nicht öfter französische Indie-Musiker auf größeren Bühne auftreten lassen? Ihr Handwerk bzw. ihre Kunst) beherrschen sie!
Setlist Villeneuve, Café de la Danse, Paris:




Die Bloggerszene, auch die französische, sollte viel mehr und deutlich schwelgerischer von Pokett berichten. Es gibt in Frankreich maximal eine Hand voll Bands, die ähnliche Klasse haben!
Setlist Pokett, Le Café de la Danse, Paris:
01: Like A Knife
02: Someone You Know
03: The Way Down
04: Strange
05: Take Me Home
06: Make It Last
07: Marmalade
08: A Sinking Island
09: Living Here
10: Happy The One
11: Three More Cords



Das Publikum jubelte und bekam mit Victoria Falls auch noch die einzige Zugabe des Abends spendiert. Nach insgesamt fast 3 Stunden Musik war die Messe gelesen und selbst Novizen wurde klar, daß die Pariser Musikszene äußerst spannend und farbenfroh ist.

Setlist Villeneuve, Café de la Danse, Paris:
01: Alone- Not Alone
02: Patterns
03: Dry Marks Of Memory
04: The Sun (mit Nili)
05: Yours & Yours (mit Nili)
06: Crystel Garfiti (mit Q)
07: Words Of Yesterday (mit Liz Green)
08: Second Start (mit Liz Green)
09: Day One (mit Q)
10: Death Race (mit Q)
11: Victoria Falls
Pour nos lecteurs français:




Pokett a enfin eu l'occasion de montrer ses talents devant un aussi grand public, et c'est une excellente nouvelle, il joue d'habitude plutôt en acoustique dans des petites salles parisiennes.



Le public a pu voir à quel point la scène musicale française, trop souvent décriée ou reduite à quelques groupes emblématiques ( à tort ou à raison), est capable de fournir des artistes d'une qualité exceptionnelle, pleins de variations et d'originalité!! Un bien beau spectacle!!
Villeneuve, Paris, 09.11.2009
Pokett, Paris, 23.05.09
Pokett, Paris, 18.03.09
Pokett, Saint Ouen, 30.01.09
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