Samstag, 23. Oktober 2010

Shout Out Louds, Wien, 22.10.10

Konzert: Shout Out Louds, Dag För Dag
Ort: WUK, Wien
Dauer: Dag För Dag 40 Minuten, SOL 90 Minuten
Datum: 22.10.2010
Zuschauer: alles voll, 500


Es ist ja wirklich was Schönes, alle paar Tage auf ein Konzert gehen zu können, aber die Vorfreude geht so sehr leicht verloren. Früher war das doch anders, da hat
man wochenlang auf den Abend hingefiebert, die jeweilige CD zu Dauerrotation verdammt...

Ein Gefühl, dass ich in letzter Zeit nicht mehr oft hatte. Bei den Shout Out Louds schon.

Es war im kalten Winter 2008 und es war im WUK. Mein erstes Konzert, genau die gleichen Bands wie heute. Es war ein toller Abend. Einer, an den nur ganz wenige danach herankamen, einer, dem die Shouties auch bei ihren Festivalauftritten nicht das Wasser reichen konnten.

Auf ihrer Tour zu
Work im Frühjahr schaute für Wien dann leider "nur" eine exklusive Radio-Session im Funkhaus raus, hierfür Tickets gewinnen: mission impossible.

Karten fürs Frequency Festival zu bekommen stellt dagegen zwar kein Problem dar, ob man sich mit dem Massenauflauf in der Provinz aberein Freude macht ist die andere Frage. Jedenfalls wurde nach dem Auftritt der Shout Out Louds, dem ich als Teil des Massenauflaufs beiwohnte und den ich ein wenig leidenschaftslos fand, ein neuer Wien-Termin verlautbart. Eine schöne Sache!
Wieder im WUK, wieder mit Dag För Dag. Auch die Außentemperaturen gaben ihr Bestes, den Abend jenem 08 möglichst ähnlich (brr, kalt) zu gestalten. Auf diesen Aspekt hätte man zwar liebend gerne verzichtet, aber man sollte ja noch ordentlich ins Schwitzen kommen.
Und im Foyer war es auch warm.

Vor einer bereits gut gefüllten Halle begannen dann Dag För Dag als Trio ihr Set, einen Schlagzeuger hatte ich allerdings nicht in Erinnerung. Wenn ich mich recht erinnere, hatte man es bei Dag För Dag früher mit dem schwedisch-amerikanischen Geschwisterpaar Sarah und Jacob Snavely zu tun. Der Drummer, ob neu oder nicht, sorgte jedenfalls für ziemlich Dampf, während Sarah in einem 80ies/Disco/Retro-Kleid herumglitzerte und mit Jacob scherzte.
Der erste Song war ein instrumentales Intro, das auch ein bisschen die Marschroute vorgab. Esklang alles schwer nach shoegaziger Ungehobeltheit, eigentlich klingt das ganze Album so, mein Fehler, dass ich nur ihre erste EP besitze. Auf dieser fanden sich vier nette, zierliche Songs, die mir sehr gefallen. Mit der neuen Lage musste ich mich erst arrangieren, das dauerte aber zum Glück nicht lange. Das neue Boxed Up In Pine gefiel mir so z.B. ganz gut, während die beiden Geschwister Instrumente tauschten fanden sie auch immer wieder Zeit für kleine Scherzchen, so beklagten sie etwa, dass Wien derart weit im Osten läge, um im nächsten Moment skurrile Vampir-Geschichten zu erzählen. Sehr erheiternd, aber vielleicht wähnten sich die Schweden gar in Transsylvanien? Jedenfalls luden sie alle, die sich blutsaugerisch veranlagt fühlten, ein, nach dem Konzert zum Merch-Stand zu kommen, um dort ein bisschen zu plaudern.
Es täte ihnen sehr leid, dass sie durch Sarahs Schwangerschaft nicht unmittelbar nach Erscheinen des Albums getourt hätten, deshalb hätten sie jetzt noch mehr Freude am ganzen Tourleben. Ted von SOL durfte das bestätigen, war er doch "zufällig" gerade auf der Bühne.
Nach 40 Minuten endete die Freude dann mit - dem alten - Ring Me, Elise. Ein Abschluss, der mir fast am Besten gefiel. Dag För Dag haben ihre Chance als Support für die großen Geschwister von den Shout Out Louds wieder gut genützt und einige schöne Songs ausgepackt.

Auf den Hauptact musste das mittlerweile prall gefüllte WUK allerdings noch ein wenig warten. Ein einziger Roadie nahm seine Arbeit ernst und bereitete gewissenhaft alles für das Hochfest vor. Die Stimmung war bereits blendend, von Kälte auch keine Spur.

Begeisterungsstürme gabs dann schon, als der Fünfer aus Stockholm die Stiegen hinabkam. Die höchst ansehnliche Bebban voran wurde Platz genommen, um gleich loszulegen. Hierfür auserkoren ward Candle Burned Out, ein Song des aktuellen Albums.
Eine gute Wahl für den Beginn, eine klassische Aufwärmübung. Denn als die ersten Töne von Tonight I Have To Leave It, vor zwei Jahren übrigens Opener gewesen, erklangen, gab es kein Halten mehr. So demonstrativ wurde mit schwedischen Mini-Fahnen vor Sänger Adams Gesicht herumgewachelt, dass dieser gar nicht anders konnte, als es sich im Publikum bequem zu machen. Die alten Songs, speziell aus der Hitfabrik „Our Ill Wills“, kommen einfach am Besten an. Besonders das Intro mit den Kuhglocken ist immer was Tolles.

Weiter ging es mit einem neuen Song, bezeichnenderweise Show Me Something New. Darin ist unter anderem vom jünger werden die Rede, was zumindest auf das Publikum nicht zutraf. Genauso, wie die neuen Songs reifer und erwachsener klingen, ist auch die Zuhörerschaft mitgealtert. Wenn jemand behauptet hätte, es wären eins zu eins die selben Leute im Publikum wie beim letzen Konzert, hätte ich das sicher nicht hinterfragt. Zwei Jahre älter und wieder einen derartigen Spaß an den Tag gelegt, das gefällt.

In dieser Art und Weise ging es weiter, Altes, Neues und ganz Altes wurde gespielt, gegen Mitte des Sets dann auch Normandie. Ein absolutes Lieblingslied. Und auch ein wenig programmatisch, heißt es da doch „how can such a nordic city make me sweat“. Eine schöne Umschreibung des Hier und Jetzt. Draußen kalt, drinnen die Sauna in blau-gelb.

Mit Fall Hard kam dann auch das erste Stück des neuen Albums, das richtig ausgelassen betanzt wurde, unmittelbar danach The Comeback. Danach gabs zum Ausruhen ein paar gelassenere Songs, bis mit Impossible, und zwar wirklich der ganzen siebenminütigen Version, nicht der kürzeren Live-Version. Verständlich, dass sich die Band danach zurückzog und nach mehreren Minuten intensiver Beifallsbekundungen ihr eigenes Comeback vollbrachten.

Das sich Please Please Please in der Zugabe wiederfand, war wohl keine große Überraschung. Aber schön. Mit Seagull und Walls endete dann ihr Set, das um einiges länger war, als an den Abenden zuvor.

Und so ließ man im Foyer, mit den Schweden, ein schönes Konzert ausklingen, dass die Vorfreude vollkommen rechtfertigen konnte und das vor allem gezeigt hat, dass Band und Publikum, auch wenn sie gereift sein mögen, einander immer noch lieben.

Eine Freundin zitierte hernach die Band und sagte, das Konzert sei "like a punch in the face"gewesen, ein Schlag ins Gesicht also, so gut war es. Mag die Musik vielleicht nicht die anspruchsvollste unter der Sonne sein, mit guter Laune und unverbogener Ehrlichkeit kann man so einiges wett machen. Wien und das WUK wurden ihrem Ruf als Heimspiel der Shouties jedenfalls wieder gerecht, bleibt nur zu hoffen, dass bis zum nächsten regulären Konzert nicht wieder zwei Jahre vergehen...

your love is just...impossible...

Danke für die Bilder an Patrick!

Setlist Shout Out Louds, WUK, Wien:


01: Candle Burned Out
02: Tonight I Have To Leave It
03: Show Me Something New
04: South America
05: Very Loud
06: Four By Four
07: Normandie
08: Paper Moon
09: Fall Hard
10: The Comeback
11: Throwing Stones
12: 1999
13: There's Nothing
14: Shut your Eyes
15: Impossible

16: Please Please Please (Z)
17: Seagull (Z)
18: Walls (Z)

Aus unserem Archiv:

-
Shout Out Louds, Köln, 20.08.10
-
Shout Out Louds, Frankfurt, 29.03.10
-
Shout Out Louds, Paris, 01.04.08
-
Shout Out Louds, Köln, 18.09.07
-
Shout Out Louds, Haldern, 04.08.07



 

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