Konzert: Martina Topley Bird
Ort: Fnac Forum des Halles, Paris
Datum: 12.10.10., 18 Uhr
Zuschauer: 70-80
Konzertdauer: 45 Minuten
Auftritte in CD-Läden mögen vor 15 Jahren eine Angelegenheit für in Vergessenheit geratene Schlagersänger gewesen sein, in Zeiten der Krise der Musikindustrie wie wir sie im Moment erleben, ist sich dafür aber niemand mehr zu schade. Im Fnac Forum nahe des Centre Pompidou in Paris sind in diesem Jahr bereits Größen wie Get Well Soon, Laura Veirs und The XX aufgetreten, was beweist, daß auch Künstler von denen man eigentlich viel spricht, immer noch Bedarf an zusätzlicher Promo haben.
Heute stellte sich die Engländerin Martina Topley Bird dieser Aufgabe und ich war hocherfreut wie nett, mitteilsam und natürlich sich die hübsche Sängerin präsentierte. Keine Spur von Arroganz, Langeweile oder Genervtheit, der Auftritt in dem Kulturkaufhaus Fnac schien für sie wirklich keine lästige Pflichtübung zu sein. Dabei ist sie ja nun wahrlich größere Bühnen gewohnt. Bekannt wurde sie in Trip Hop Kreisen als Sängerin von Alben von Tricky und auch auf dem letzten Massive Attack Opus Heligoland, welches die Band aus Bristol ins riesige Zenith geführt hat, hat sie mitgewirkt. Als Solokünstlerin ist sie bei dritten Album angelangt, es heißt Some Place Simple.
Zu Vorstellung der neuen Songs brauchte sie die Hilfe eines Multiinstrumentalisten, der vermummt erschien. Er gab sich als Ninja-Kämpfer aus und spielte Schlagzeug, Kalimba, Gitarre, Ukulele und allerlei Percussions. Was wohl die Politiker zu seinem Outfit gesagt hätten? Schließlich will man in Frankreich die sogennante Burka, die komplette Vermummung muslimischer Frauen, verbieten lassen. Ob man dann konsequenterweise Künstler zwingen müsste, ihre Vermummung aufzugeben, selbst wenn sie der Show dient? Keine uninteressante Frage, aber um Politik ging es heute nicht und der Ninja-Kämpfer machte seine Sache eh ausgezeichnet. Martina Topley Bird selbst spielte Piano und Akustikgitarre und sang mit soulig/jazziger Stimme. Mit ihren Liedern war ich vorher überhaupt nicht vertraut, aber auf Anhieb stach Baby Blue aus dem Set heraus. Eine stimmunsvolle Nummer mit catchy Refrain und 60ies Pop- Charme à la The Supremes. Allein hierfür hatte sich das Kommen gelohnt. Aber auch das sanfte Sandpaper Kisses oder die karibisch anmutende (diese Kalimba!) Mitsingnummer Da Da Da Da (kein Trio Cover!) waren gar nicht verkehrt.
Insgesamt wurde ein schöner Showcase geboten, der mit 11 Liedern und mindestens 45 Minuten Spielzeit auch großzügig ausfiel. Martina Topley Bird hatte sich von ihrer besten Seite gezeigt, sehr beachtlich auf französisch Konversation betrieben und hinterher auch noch ausgiebig Autogramme gegeben.
Setlist Martina Topley Bird, Fnac Forum des Halles, Paris:
01: Orchids
02: Lying
03: Sandpaper Kisses
04: Intro
05: Da Da Da Da
06: Phoenix
07: Overcome
08: Ilya
09: Baby Blue
10: Poison
11: Too Tough To Die
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