Sonntag, 17. Oktober 2010

Diego, Frankfurt, 16.10.10


Konzert: Diego
Ort: Nachtleben, Frankfurt
Datum: 16.10.2010
Zuschauer: wenige (ca. 45)
Konzertdauer: ca. 80 Minuten


Neulich im Goldrausch

von Ursula von neulich als ich dachte

Diese Woche war alles wieder normal auf Frankfurter Bühnen: Für das Konzert von Diego im Nachtleben am Samstagabend gab es eine offizielle Einlass- und Anfangszeit (letztere eine Stunde später als erstere) und keine von beiden hatte etwas mit dem tatsächlichen Konzertbeginn zu tun. Der Auftritt der Karlsruher Band fing 45 Minuten später an als angekündigt, dafür war Fotografieren (und Biertrinken) auch wieder erlaubt.

Dennoch hatten sich im Nachtleben nur ca. 45 Zuschauer eingefunden, dabei haben Diego mittlerweile zwei in der Presse gelobte Alben veröffentlicht, und der Eintritt war mit 10 EUR an der Abendkasse auch sehr moderat. Stylten sich die Frankfurter etwa alle für die „Nacht der Maschinen“ in der Batschkapp?

So blieben die ersten drei bis vier „Reihen“ des Nachtlebens leer. Die Band forderte das Publikum auch nicht dazu auf, näher zu treten, weshalb der relativ große Abstand bestehen blieb und der Funke nicht so richtig überspringen konnte, während das empfehlenswerte Album Gold komplett vorgestellt wurde.

Einen schweren Abend hatte Schlagzeuger Christian, der sowohl mit einem steifen Nacken zu kämpfen hatte – so etwas sollte man übrigens unbedingt warm halten und somit keineswegs oben ohne auftreten! – als auch mit technischen Problemen konfrontiert wurde. Bei einer unfreiwilligen Pause murmelte er bei eiligen Reparaturarbeiten, dass „das wichtigste Teil fehle“ und zwang somit Sänger Andreas, die Unterbrechung zu überbrücken. Dessen peinlich berührte Aufforderung, ob es im Publikum vielleicht Fragen an die Band gebe, war dabei um einiges lustiger als der darauf folgende Witz über zwei Auto fahrende Vampire mit Fahrrädern auf dem Dachgepäckträger, die von der Polizei gestoppt und gefragt werden, ob sie etwas getrunken haben (Antwort: Zwei Radler).

Über Fußball wollte er dagegen nicht sprechen, und so erfuhren wir nicht, ob sich die Band nun nach dem ehemaligen Bremer Diego oder nach Diego Maradona benannt hat. Immerhin das Internet konnte uns später in diesem Punkt weiter helfen.

Offen blieb aber auch die ungestellte Frage, ob Diego nun eher wie Interpol klingen (findet Ursula) oder wie die Editors (Dirk). Vielleicht richten sie sich ja auch einfach nach dem großen Vorbild Joy Division.

Wir waren dann relativ froh, dass Andreas keine weiteren Witze zu kennen schien, und die Band mit repariertem Schlagzeug zwei ihrer größten Hits, Grizzly Bear und September March, spielte.

Von der nicht allzu großen Originalität der „Musikrichtung“ abgesehen, muss man aber feststellen, dass Diego als sehr junge Band zwei Alben herausgebracht haben, die sich gegenüber den internationalen Vorbildern nicht verstecken müssen, und diese auch live sehr gut darbieten können. Etwas schade war neben der geringen Zuschauerzahl lediglich die relative Wortkargheit der Bandmitglieder, zum Beispiel vermieden sie „Konzert-Standards“ wie die Vorstellung der Bandmitglieder oder den Hinweis auf den Merchandise-Stand. Nachdem Frankfurt aber nach dem Heimspiel Karlsruhe erst der zweite Termin der Tournee war, arbeiten die Bandmitglieder vielleicht noch an ihrer Lockerheit (nicht nur im Nacken).

Setlist Diego, Nachtleben, Frankfurt:


01: The Distance In Between Us
02: Echoes
03: Lucy
04: Connected
05: Grizzly Bear
06: September March
07: Fan City
08: King of Castle
09: Galama
10: A Lot Like You
11: Vienna
12: Metz
13: She Is

14: Misery Loves Company (?) (Z)
15: Smokie Eyes
16: Me vs. Music



3 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Danke für den Bericht, Ursula!

Schade, daß nicht mehr Zuschauer da waren. Wie Du schon richtig sagt, in dem Falle ist es vorteilhaft, wenn die Band das Publikum bittet, näher zu treten. Und zwar schon vor dem ersten Lied.

Anonym hat gesagt…

Bei Konzerten dieser Art von Musikrichtung ist es doch alles andere als normal, dass die Band sich auf ihr Ding richtet und keine grossen Ansagen von sich gibt.
Gerade diese "Kühle" bringt auch die nötige Distanz zum Publikum. Grosse Publikumsanimationen stehen dieser Musik gar nicht.

Dies wird und wurde übrigens auch in den referenzierten Bands Joy Division, Interpol und Editors so zelebriert.

Wie beschrieben merkte man ja auch bei der Überbrückung an, dass Publikumsanimation nicht wirklich ihr Ding ist.

Bandmitglieder vorstellen ist zudem ebenfalls alles andere als Standard. Im Folk und Pop-Bereich mag dies angemessen sein, aber nicht im Post-Punk Umfeld.
Und sind wir ehrlich. Niemand interessiert sich wirklich dafür, wie die Bandmitlieder heissen. Und sonst ab auf die bandeigene Homepage.

Anonym hat gesagt…

Sorry, wollte im ersten Abschnitt natürlich schreiben:

"Bei Konzerten dieser Art von Musikrichtichtung ist es doch VÖLLIG normal, dass....

 

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