Freitag, 24. September 2010

Brisa Roché, 23.09.10


Konzert: Brisa Roché

Ort: Le Divan Du Monde, Paris
Datum: 23.09.10
Zuschauer: gut besuchte, aber nicht ausverkaufte Veranstaltung
Konzertdauer: etwa 70 Minuten


Beau concert de la californienne Brisa Roché au Divan Du Monde. Chronique en français plus detaillée à venir!


Ausländische Musiker, die in Paris eine Zeit lang oder für immer eine Heimat gefunden haben, gibt es so einige. Die bekanntesten Namen sind sicherlich Jim Morrison, Jarvis Cocker, Beirut, Peter Doherty, Feist, Coco Rosie, Ken Stringfellow (The Posies), Aaron Dessner (The National) und ähem, Kylie Minogue.

Aber auch etwas weniger bekannte Künstler leben in der Stadt der Liebe. Der Liebe wegen konsequenterweise. Oft liegt die Sache darin begründet, daß der Partner Franzose ist und man zu ihm nach Paris zieht. Ob die Kalifornierin Brisa Roché mit einem Frenchie zusammen ist, weiß ich nicht, aber sie muß zumindest vor ein paar Monaten Liebe gemacht haben ("faire l'amour" auf französisch), sonst wäre sie jetzt nicht schwanger. Logisch. Wenn ich mich recht erinnere, ist sie die dritte werdende Mutter, die ich musizierend auf einer Bühne sehe, nachdem sich mir schon Laura Veirs und Inga Lileström mit Bäuchlein gezeigt haben. Bewunderswert, diese Energie! Aber wenn ein neues Album promotet werden muss, dann bleibt halt eben keine Zeit, däumchendrehend zu Hause auf die Niederkunft zu warten.

Brisa Roché tritt also tapfer an, denn es gilt den neuen Output All Right Now dem Publikum schmackhaft zu machen. In rotem Kleid steht die gothisch angehauchte Lady auf der Bühne des Divan Du Monde und wird bei ihrem Auftritt von einer weiteren Frau, der Keyboarderin Lena Deluxe (Roken is Dodelijk) und drei männlichen Musikern begleitet. Der schöne, etwa 500 Leute fassende Raum ist dicht bevölkert , aber nicht ganz ausverkauft. Die Temperaturen sind erträglich, ganz im Gegensatz zu der Bullenhitze, die gestern in der Fléche d'Or herrschte. Gute Rahmenbedingungen also, wenn nicht einige Leute so ungeniert laut plappern würden. Man muss wissen, daß der Divan Du Monde die Lautstärke regelmäßig recht stark drosselt und Unterhaltungen deshalb als sehr störend empfunden werden. Schon erstaunlich, daß einige Leute so wenig Respekt vor der Kunst haben! Denn Kunst ist es in der Tat, was die kesse Brisa da vorne abliefert. Ihre Musik ist eine charmante Mischung aus 60 ies Pop, Jazz, New Wave und Chanson. Zu gefällig und nett meckern die einen, großartig sagen die anderen, vor allem die angesehenen Musikgazetten Les Inrocks und Magic. Ich selbst konnte mit ihrem zweiten Album Takes (2007) jahrelang nicht viel anfangen, obwohl ich es mir aus Neugierde gleich nach Erscheinen gekauft hatte. Erst kürzlich ist der Knoten bei mir geplatzt und seitdem höre ich es immer mal wieder recht gerne. Roché hat einfach einen gewissen Schmelz in der Stimme, der mir gefällt und außerdem schadet es mir gar nicht, mal etwas fröhlichere Musik als sonst zu hören. Ihre Musik klingt in der Tat wie eine Mischung aus amerikanischem Sunshinepop (The Beach Boys, The Supremes) und französischem Chanson à la Jane Birkin oder Françoise Hardy. Auf dem neuen Album (das ich noch nicht habe) scheint sie rockiger und waviger zu werden, zumindest wirkt das live so. Und die alten Sachen von Takes hat sie heute komplett umarrangiert und ganz anders als auf CD klingen lassen. "Habt ihr den Song gerade erkannt?", fragt sie deshalb in einer Szene lächelnd und mit einer perfekten französischen Aussprache. Charismatisch ist sie, diese kalifornische Adoptivfranzösin und auch sehr gesprächig und offen. Das Publikum mag sie. Ein ganz kurioser Fan ist so aus dem Häusche, daß er mit seinem falschen Leoparden-Pelzmantel wie ein Irrer umhertanzt und die Arme in die Höhe reißt, als hätte gerade eine gute Fee zu ihm gesprochen. Ansonsten bleiben die Leute doch ein wenig reserviert und an den falschen Stellen leise. Das Konzert vergeht dennoch wie im Fluge, nach einer Stunde ist das Set, daß auschließlich aus Liedern vom zweiten Album und dem Neuling besteht, regulär zu Ende.

Als Zugabe gibt es dann noch The Tide Is High von Blondie (die ich irgendwie nie so richtig mochte, ganz im Gegensatz zu meinem Mitblogger Christoph) und mit Open Your Lock ein feines Stück, das sie ganz alleine auf der Akustikgitarre vorträgt. Da merkt man daß sie stimmlich was auf dem Kasten hat und ich frage mich ein wenig, ob es nicht eigentlich besser gewesen wäre, wenn sie noch mehr reduzierte Stücke dieser Art vorgetragen hätte.

Aber das sind nur Marginalien, unter den Strich bleibt ein schönes Konzert im Gedächtnis haften.

Setlist Brisa Roché, Le Divan Du Monde, Paris:



Links:

- Plattentests.de zum Album Takes von Brisa Roché, klick!
- Der Spiegel.de mit einem interessanten Porträt zu Brisa Roché. Titel: "Sex-Rebellin mit Hippie-Herz
", klick!

Setlist Brisa Roché, Le Divan Du Monde, Paris:

01: It's Alright
02: Penetrate
03: Past Contemplative
04: Sweat King
05: Whistle
06: Do What You Can Do
07: Green Light
08: Hard As Love
09: Heavy Dreaming
10: Bloom
11: Stone Trade
12: Open Your Lock
13: Get Down
14: You're Wrong
15: Miles Ride

16: The Tide Is High (Blondie Cover)
17: Open Your Lock (solo)



1 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Wie man Blondie nicht mögen kann, ist mir ein Rätsel!

 

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