Konzert: The Wind Whistles & Entertainment For The Braindead
Ort: nicht weit von Köln, Oliver Peel Session # 11
Datum: 26.07.2009
Dauer: The Wind Whistles 55 min, Entertainment For The Braindead gut 65 min
Irgendwann kommt man in ein Alter, in dem Geburtstage lästig werden. Wenn man sie allerdings wie mein Mitblogger Oliver gestaltet, würde ich gerne jede Woche ein Jahr älter...
Zu einer geburtstaglichen Session waren nicht nur das fabelhafte Projekt Entertainment For The Braindead von Julia Kotowski aus Köln, über das wir hier schon mehrfach und voller Überzeugung geschwärmt hatten, sondern auch die vorzüglichen The Wind Whistles aus Vancouver gekommen. EFTB und Wind Whistles sind Labelkollegen bei aaahh-records, einem Netlabel, dessen Slogan "nice and free music" ist. aaahh-records vertreibt die Musik seiner Künstler über Creative Common Lizenzen, das heißt, wer sich für die Platten der aaahh Bands interessiert, kann sie beim Label gratis runterladen - aber dazu später mehr.
Beide Bands waren am Samstag in Köln aufgetreten (Bericht folgt), so daß sich die Möglichkeit ergab, diese exquisite Mischung zu einer kleinen Session einzuladen. Von Entertainment For The Braindead muß mich niemand mehr überzeugen. Zweimal hatte ich die Kölnerin vorher sehen dürfen und mich jeweils gefragt, warum sie noch nicht einem viel größeren Publikum bekannt ist. Die Wind Whistles aus Vancouver hatte ich dagegen noch nicht gehört. Erst unmittelbar vor ihrer Ankunft spielte Oliver mir ein paar Titel ihrer aktuellen CD Animals are people too vor, die mir genügten, um hin und weg zu sein. Nicht nur die CD selbst sieht wundervoll twee aus, auch die beiden Stücke, die Oliver mir vorspielte, klangen nach C86 und allerfeinstem Twee-Pop.
Liza und Tom, das Duo, das hinter den Wind Whistles steckt, brachte akustischen Bass und akustische Gitarre mit. Obwohl beide (wie jeder anständige Kanadier) in einigen anderen Bands spielen oder gespielt haben, die allesamt laut und härter sind, spielten Liza und Tom als Wind Whistles ganz wundervolle akustische Folk-Pop Lieder. Ohne Mikro und nur mit Bassverstärker hätte das sicher auch schrecklich schiefgehen können. Beide verstehen aber etwas von ihrer Kunst und haben tolle Stimmen, die ganz perfekt harmonieren - es war hinreißend! Tom singt Leadstimme und Liza steigt meist kanonartig in die Stücke ein. Dadurch entstehen ganz ausgezeichnete Harmonien. Mein Gott, machte das Spaß, den Kanadiern zuzuhören! Denn es stimmte wirklich alles, die wunderschönen Melodien, die harmonischen Stimmen mit dem tollen kanadischen Akzent... Perfekt!
"Sollen wir eher längere oder kürzere Lieder spielen? Die Stücke von unserer neuen Platte sind alle so zwei Minuten lang, die älteren dreieinhalb?" Wir wollten beides, also spielten die Wind Whistles eine bunte Mischung aus beiden Veröffentlichungen. Schwer zu sagen, was mir am besten gefiel... Sicher waren Gold fever und Communication's dead und Judo ("das ist ein Lied über Karate, obwohl es 'Judo' heißt") besonders großartig. Aber welcher Titel war das nicht... Über meinen Wind Whistles Liebling muß ich nachdenken. Glücklicherweise kann ich die Band in drei Wochen in Frankfurt wiedersehen (ihr auch! siehe unten).
Nach einer knappen Stunde beendete das fabelhafte Duo sein Programm mit einer Zugabe von ihrem Secret Album. Das Konzept hinter dieser Platte ist charmant. Da Tom und Liza ihre beiden regulären Platten zum freien Download zur Verfügung stellen (und damit nichts an ihrer Musik verdienen), wollten sie einen Anreiz für diejenigen schaffen, die sie durch Plattenkäufe unterstützen. Das geheime Album bekommt, wer 8 € spendet; bei der Qualität der nicht-geheimen Alben ein sicherer Deal für uns Hörer!
Setlist The Wind Whistles, Konzerttagebuch-Session:
01: Turtle
02: Jim & Ruth
03: Communication's dead
04: Judo
05: House for a mouse
06: Gold fever
07: Making your own stuff
08: Somedays
09: Happy birthday
10: Coming back
11: Art and work
12: Good friends won't rip you off
13: Ottoman's march (Z)
Entertainment For The Braindead-Julia hatte mehr Equipment als ihre kanadischen Labelmates dabei. Ihre Lieder kann man in zwei Kategorien zusammenfassen; akustische und geloopte Stücke. Über das Loopen von Instrumenten hatten wir bei meiner zweiten Lieblingsband des Jahres, Dear Reader aus Südafrika, auch schon mehrfach geschrieben; über diesen riesengroßen Charme, den sich scheibchenweise aufbauende Songs mit sich bringen. Julia beherrscht diese Kunst meisterhaft! Durch diese Technik baut sie Lieder mit so vielen Instrumenten auf, daß man nicht ansatzweise darauf käme, daß eine einzelne Person diese komplexen Titel spielt - bis man das einmal live erlebt hat.
Heute war alles ein wenig anders. Julia hatte angekündigt, halbakustisch zu spielen, eine Premiere außerhalb ihres Proberaums. Der Beginn war aber ohnehin eines ihrer rein akustischen Lieder, It flew away, das es mir schon bei den beiden anderen Auftritten, die ich gesehen habe, sehr angetan hat.
Mit Resolutions folgte der erste Multi-Instrument-Song, dessen Grundmelodie Julia erst einspielte, aufnahm und dann wiederholen ließ, während sie mit Gitarre und Flöte weitere Melodieteile spielte. Man ist also als Zuschauer live dabei, wie ein Titel entsteht - einfach großartig! Wer sich das nicht vorstellen kann (das könnte ich wegen meiner hervorragenden Beschreibung verstehen), sollte sich gefälligst Entertainment For The Braindead schnellstmöglich ansehen!
Aber es ist nicht die Art, wie Julia vorträgt, die den Reiz ihrer Musik ausmacht. Sie ist sicher wichtiger Bestandteil. Auch dröge Stücke könnten vermutlich kreativ gespielt sehenswert sein. Die Stücke der Kölnerin sind aber eben auch extrem hörenswert und wirklich exzellent! Kein Wunder, daß die Künstlerin bei allen Gelegenheiten, die ich erlebt habe, ausführlich gefeiert wurde, sei es im kleinen Rahmen wie gestern, in der Vorstadtprinzessin vor einiger Indieprominenz oder im Gebäude 9 vor Fachpublikum der Cologne Commons Messe.
Einige Stücke seien mit dem abgespeckten Bühnensetup (nunja, wo schon keine Bühne ist...) echte Experimente, warnte uns Julia. Maybe zum Beispiel bot sie uns sicher und abgespeckt oder voll und riskant an. Wir waren experimentierfreudig ...und Maybe brillant!
Auch Teil zwei des Abends ging viel zu schnell vorüber! Denn auch Julias Set war durchgehend großartig, egal ob akustisch, geloopt, traurig, gecovert (One great city von den Weakerthans) oder fröhlich, wie ihre Zugabe ("mein fröhliches Lied!"), es war begeisternd!
Tausend Dank für diesen perfekten Konzertabend, Julia, Liza und Tom!
Setlist Entertainment For The Braindead, Konzerttagebuch-Session:
01: It flew away
02: Resolutions
03: What you get
04: A-String
05: Will you miss me*
06: Maybe
07: Cracks
08: One great city (The Weakerthans Cover)
09: Coming home
10: Weightless & innocent*
11: Animals
12: ?? (Z)
Links:
- Entertainment For The Braindead & The Wind Whistles im Kölner Limes
- EFTB vergangene Woche in der Vorstadtprinzessin
- und beim Cologne Commons Festival im Gebäude 9
- und schließlich im Rahmen einer Oliver Peel Session in Paris
Tourtermine The Wind Whistles:
28.07.2009, Akkoestisch Podium w/ Paper Tiger, Gorichem
31.07.2009, Willemeen, Arnhem
01.08.2009, House Concert, Stuttgart
07.08.2009, LaCatrina, Zurich
11.08.2009, Clubkeller, Frankfurt
Konzerttermin(e) Entertainment For The Braindead:
06.09.2009, Solingen, Cobra w/ Halo of Pendor
* einige der neuen Lieder haben noch Arbeitstitel
Ort: nicht weit von Köln, Oliver Peel Session # 11
Datum: 26.07.2009
Dauer: The Wind Whistles 55 min, Entertainment For The Braindead gut 65 min
Irgendwann kommt man in ein Alter, in dem Geburtstage lästig werden. Wenn man sie allerdings wie mein Mitblogger Oliver gestaltet, würde ich gerne jede Woche ein Jahr älter...
Zu einer geburtstaglichen Session waren nicht nur das fabelhafte Projekt Entertainment For The Braindead von Julia Kotowski aus Köln, über das wir hier schon mehrfach und voller Überzeugung geschwärmt hatten, sondern auch die vorzüglichen The Wind Whistles aus Vancouver gekommen. EFTB und Wind Whistles sind Labelkollegen bei aaahh-records, einem Netlabel, dessen Slogan "nice and free music" ist. aaahh-records vertreibt die Musik seiner Künstler über Creative Common Lizenzen, das heißt, wer sich für die Platten der aaahh Bands interessiert, kann sie beim Label gratis runterladen - aber dazu später mehr.
Beide Bands waren am Samstag in Köln aufgetreten (Bericht folgt), so daß sich die Möglichkeit ergab, diese exquisite Mischung zu einer kleinen Session einzuladen. Von Entertainment For The Braindead muß mich niemand mehr überzeugen. Zweimal hatte ich die Kölnerin vorher sehen dürfen und mich jeweils gefragt, warum sie noch nicht einem viel größeren Publikum bekannt ist. Die Wind Whistles aus Vancouver hatte ich dagegen noch nicht gehört. Erst unmittelbar vor ihrer Ankunft spielte Oliver mir ein paar Titel ihrer aktuellen CD Animals are people too vor, die mir genügten, um hin und weg zu sein. Nicht nur die CD selbst sieht wundervoll twee aus, auch die beiden Stücke, die Oliver mir vorspielte, klangen nach C86 und allerfeinstem Twee-Pop.
Liza und Tom, das Duo, das hinter den Wind Whistles steckt, brachte akustischen Bass und akustische Gitarre mit. Obwohl beide (wie jeder anständige Kanadier) in einigen anderen Bands spielen oder gespielt haben, die allesamt laut und härter sind, spielten Liza und Tom als Wind Whistles ganz wundervolle akustische Folk-Pop Lieder. Ohne Mikro und nur mit Bassverstärker hätte das sicher auch schrecklich schiefgehen können. Beide verstehen aber etwas von ihrer Kunst und haben tolle Stimmen, die ganz perfekt harmonieren - es war hinreißend! Tom singt Leadstimme und Liza steigt meist kanonartig in die Stücke ein. Dadurch entstehen ganz ausgezeichnete Harmonien. Mein Gott, machte das Spaß, den Kanadiern zuzuhören! Denn es stimmte wirklich alles, die wunderschönen Melodien, die harmonischen Stimmen mit dem tollen kanadischen Akzent... Perfekt!
"Sollen wir eher längere oder kürzere Lieder spielen? Die Stücke von unserer neuen Platte sind alle so zwei Minuten lang, die älteren dreieinhalb?" Wir wollten beides, also spielten die Wind Whistles eine bunte Mischung aus beiden Veröffentlichungen. Schwer zu sagen, was mir am besten gefiel... Sicher waren Gold fever und Communication's dead und Judo ("das ist ein Lied über Karate, obwohl es 'Judo' heißt") besonders großartig. Aber welcher Titel war das nicht... Über meinen Wind Whistles Liebling muß ich nachdenken. Glücklicherweise kann ich die Band in drei Wochen in Frankfurt wiedersehen (ihr auch! siehe unten).
Nach einer knappen Stunde beendete das fabelhafte Duo sein Programm mit einer Zugabe von ihrem Secret Album. Das Konzept hinter dieser Platte ist charmant. Da Tom und Liza ihre beiden regulären Platten zum freien Download zur Verfügung stellen (und damit nichts an ihrer Musik verdienen), wollten sie einen Anreiz für diejenigen schaffen, die sie durch Plattenkäufe unterstützen. Das geheime Album bekommt, wer 8 € spendet; bei der Qualität der nicht-geheimen Alben ein sicherer Deal für uns Hörer!
Setlist The Wind Whistles, Konzerttagebuch-Session:
01: Turtle
02: Jim & Ruth
03: Communication's dead
04: Judo
05: House for a mouse
06: Gold fever
07: Making your own stuff
08: Somedays
09: Happy birthday
10: Coming back
11: Art and work
12: Good friends won't rip you off
13: Ottoman's march (Z)
Entertainment For The Braindead-Julia hatte mehr Equipment als ihre kanadischen Labelmates dabei. Ihre Lieder kann man in zwei Kategorien zusammenfassen; akustische und geloopte Stücke. Über das Loopen von Instrumenten hatten wir bei meiner zweiten Lieblingsband des Jahres, Dear Reader aus Südafrika, auch schon mehrfach geschrieben; über diesen riesengroßen Charme, den sich scheibchenweise aufbauende Songs mit sich bringen. Julia beherrscht diese Kunst meisterhaft! Durch diese Technik baut sie Lieder mit so vielen Instrumenten auf, daß man nicht ansatzweise darauf käme, daß eine einzelne Person diese komplexen Titel spielt - bis man das einmal live erlebt hat.
Heute war alles ein wenig anders. Julia hatte angekündigt, halbakustisch zu spielen, eine Premiere außerhalb ihres Proberaums. Der Beginn war aber ohnehin eines ihrer rein akustischen Lieder, It flew away, das es mir schon bei den beiden anderen Auftritten, die ich gesehen habe, sehr angetan hat.
Mit Resolutions folgte der erste Multi-Instrument-Song, dessen Grundmelodie Julia erst einspielte, aufnahm und dann wiederholen ließ, während sie mit Gitarre und Flöte weitere Melodieteile spielte. Man ist also als Zuschauer live dabei, wie ein Titel entsteht - einfach großartig! Wer sich das nicht vorstellen kann (das könnte ich wegen meiner hervorragenden Beschreibung verstehen), sollte sich gefälligst Entertainment For The Braindead schnellstmöglich ansehen!
Aber es ist nicht die Art, wie Julia vorträgt, die den Reiz ihrer Musik ausmacht. Sie ist sicher wichtiger Bestandteil. Auch dröge Stücke könnten vermutlich kreativ gespielt sehenswert sein. Die Stücke der Kölnerin sind aber eben auch extrem hörenswert und wirklich exzellent! Kein Wunder, daß die Künstlerin bei allen Gelegenheiten, die ich erlebt habe, ausführlich gefeiert wurde, sei es im kleinen Rahmen wie gestern, in der Vorstadtprinzessin vor einiger Indieprominenz oder im Gebäude 9 vor Fachpublikum der Cologne Commons Messe.
Einige Stücke seien mit dem abgespeckten Bühnensetup (nunja, wo schon keine Bühne ist...) echte Experimente, warnte uns Julia. Maybe zum Beispiel bot sie uns sicher und abgespeckt oder voll und riskant an. Wir waren experimentierfreudig ...und Maybe brillant!
Auch Teil zwei des Abends ging viel zu schnell vorüber! Denn auch Julias Set war durchgehend großartig, egal ob akustisch, geloopt, traurig, gecovert (One great city von den Weakerthans) oder fröhlich, wie ihre Zugabe ("mein fröhliches Lied!"), es war begeisternd!
Tausend Dank für diesen perfekten Konzertabend, Julia, Liza und Tom!
Setlist Entertainment For The Braindead, Konzerttagebuch-Session:
01: It flew away
02: Resolutions
03: What you get
04: A-String
05: Will you miss me*
06: Maybe
07: Cracks
08: One great city (The Weakerthans Cover)
09: Coming home
10: Weightless & innocent*
11: Animals
12: ?? (Z)
Links:
- Entertainment For The Braindead & The Wind Whistles im Kölner Limes
- EFTB vergangene Woche in der Vorstadtprinzessin
- und beim Cologne Commons Festival im Gebäude 9
- und schließlich im Rahmen einer Oliver Peel Session in Paris
Tourtermine The Wind Whistles:
28.07.2009, Akkoestisch Podium w/ Paper Tiger, Gorichem
31.07.2009, Willemeen, Arnhem
01.08.2009, House Concert, Stuttgart
07.08.2009, LaCatrina, Zurich
11.08.2009, Clubkeller, Frankfurt
Konzerttermin(e) Entertainment For The Braindead:
06.09.2009, Solingen, Cobra w/ Halo of Pendor
* einige der neuen Lieder haben noch Arbeitstitel