Mittwoch, 1. Juli 2009

Tada Tátà, Uke, u.a., Paris, 28.06.09


Konzert: Tada Tátà, Uke, Eleanor L Vault, Festival Muisc For Toys

Ort: L'International, Paris
Datum: 28.06.2009
Zuschauer: trotz der Hitze so einige
Konzertdauer: pro Band 30-40 Minuten



Das zum zweiten Mal ausgetragene Pariser Festival Music For Toys wäre sicherlich etwas für meinen Bloggerpartner Christoph. Hier dreht sich nämlich fast alles um Glockenspiel, Melodica, Ukulele, Toy Piano und etliche andere kindlich anmutende Instrumente, die er so liebt...

Ich kann ihn gut verstehen, denn was man mit diesem "Spielzeug" an lieblichen Klängen erzeugen kann, ist hochcharmant, erfrischend und innovativ! Und keineswegs nur für Kinder geeignet, sondern für jeden zu empfehlen, der sich seine infantile Seite für immer bewahren will.

Drei Tage lang haben 10 verschiedene Künstler und Bands auf drei Konzertbühnen (1 Bis, Glaz'Art, International) ihr Talent, ihr Können und ihre Kreativität gezeigt und eine willkommene Abwechslung zum mainstreamlastigen Einheitsbrei der Open Air Festivals geboten. Am 26. Juni spielten Kim & His Toy Orchestra, Kids On Holidays und der Engländer Michael Wookey im 1 Bis in Ivry-Sur Seine, am 27. Juni ging es mit Chapi Chapo, Klimperei& Friends und GNG am Plage de Glaz'rt weiter und am Sonntag, dem 28. Juni war der letzte Tag, an dem im International Madame Patate, Eleanor L Vault, Tada Tátà und UKE auftraten.

Ich persönlich war erst am letzten Tag dabei, da ich zeitlich mit Oliver Peel Sessions in unserem Wohnzimmer eingespannt war. Und irgendwie war unser Wohnzimmer auch so etwas ähnliches wie ein vierter Auftrittsort des Festivals, denn die Schwedinnen von Tada Tata und Michel von Milk & Fruit Juice spielten sowohl in unseren vier Wänden als auch beim Festival. Ich war gespannt, wie sich ihre himmlischen Lieder in einem "richtigen" Konzertsaal anhören würden. Als ich die Treppenstufen des International, das im trubeligen Oberkampfviertel liegt, herunterstieg, sah ich Jessica und Tanja von Tata Tátà schon bei den letzten Vorbereitungen. Wie entzückend die beiden schon wieder aussahen! Jessica trug eine grasgrüne Dreiviertel- Hose, ein rosafarbenes Hemd und dazu eine ebenfalls grasgrüne Fliege. Niedlicher geht es nicht! Tanja für ihren Teil lief mit einem bedruckten Oberteil auf , kombiniert zu einer engen schwarzen Hotpant und Leggings. Wir plauderten ein wenig über ihr touristisches Kulturprogramm, das sie in den letzten Tagen absolviert hatten und circa eine viertel Stunde später legten sich mit ihrem Set dann los. Meine Laune stieg sogleich um 200 % nach oben, denn einen Ohrwurm wie Sticky Dumb Gum bekomme ich jetzt schon nicht mehr aus dem Kopf und das ist auch gut so! Bewaffnet mit zwei Ukulelen zauberten die beiden Süßen auch noch dem letzten Grieskram ein Lächeln aufs Gesicht und als sie anfingen zu singen, schmolz eh jeder dahin.

À propos Schmelzen: Auch heute war es wieder schwül-heiß, aber den Songs von Tada Tata zuzuhören, ist so ähnlich wie Erdbeereis schlecken. Die angenehme Süße und die Frische, die von den Kompositionen der Skandinavierinnen ausgeht, ist einfach unwiderstehlich! Erst am Donnerstag zuvor hatte ich mir die erste EP zugelegt und schon jetzt hat das gute Stück etliche Runden auf meiner Anlage gedreht. Ein Machwerk, bestehend aus sieben Stücken, von denen jedes einzelne absolute Hitqualitäten hat. Au Revoir Simone müssen sich vorsehen, daß ihnen die beiden nordischen Schnuckelchen nicht den Rang ablaufen, denn wenn herzerweichende Schmachtnummern wie Ebony oder Stimmungsaufheller wie das unglaublich beschwingte Hit The Wall erschallen, ist der Endorphinausstoß fast noch höher als bei The Lucky One oder Shadows.

Meine Begeisterung für Tada Táta könnte jedenfalls kaum größer sein und ich werde alles tun, sie hier auf dem Konzerttagebuch zu pushen! Nicht weil ich Prozente für die Albumverkäufe bekome, sondern weil es die beiden Mädels aus Umea und Falun unbedingt verdient haben, wahrgenommen zu werden. Tada Táta sind schlicht und einfach eine kleine Sensation und für mich bisher die Girlgroup des Jahres! Toll, toll, toll!

Etwas weniger euphorisch, wenngleich dennoch angetan, war ich anschließend vom Auftritt von Eleanor L. Vault. Aufgrund des Namens erwartete ich eine Sängerin, bekam es aber mit einer mehrköpfigen Band zu tun, an deren Spitze ein männlicher Gitarrist und Sänger agierte. Seine Stimme erinnerte mich an Peter v. Poehl oder auch Cat Stevens, aber gesungen wurde längst nicht bei jedem Lied. Oft begüngten sich die Stücke mit ausgedehnten Instrumentalpassagen, die hervorragend als Filmmusik taugen würden. Das Toypiano pluckerte, der Kontrabass brummte und die gelegentlich eingesetzte Mundharmonika sorgte für eine Lagerfeueratmosphäre. Eine sehr kontemplative, melancholische und traumwandlerische Musik, in der sich französische (Yann Tiersen) und amerkanische Einflüsse (Sparklehorse, Elliott Smith) die Wage hielten. Mein Lieblingsstück war eindeutig Pet, das man auch auf dem gelungenen Sampler des Festivals finden kann.

Eleanor L. Vault, zweifelsohne eine interessante Entdeckung!

Gleiches konnte man auch von den abschließend auftretenden Spaniern UKE behaupten. Ein gemischtes Duo, bestehend aus der bildhübschen Laura Soriano und ihrem männlichen Partner Roberto Martin. Bei den beiden gab es noch weniger Gesang als bei Eleanor L. Vault, dafür aber noch viel mehr Spielzeug, das zum Musikmachen eingesetzt wurde. Sie schöpften die Palette der Toy Instruments voll und ganz aus. Kalimba, Ukulele, Toy Piano, Melodica, Glöckchen aller Art, ein Kreisel, zerrissenes Zeitungspapier, Spielzeugvögelchen, all dies und noch viel wurde eingesetzt, um zum Teil sehr ungewöhnliche Töne zu kreieren. Das war sehr innovativ, betörend und märchenhaft und jeder im Saale schaute gebannt auf die Bühne, um zu sehen, wie die Spanier auf wundersame Weise Instrumentalmusik auf eine neue Ebene hievten. Ein im höchsten Maße kreatives Duo also, daß mich komplett verzauberte und bewies, daß es selbst heutzutage noch möglich ist, neuartige Musik zu erschaffen. Neben Tada Tátà die Entdeckung des famosen Festivals, daß Anne und Gary, die selbst ihr eigenes Projekt namens Kawaii haben und zudem das tolle Label MonsterK7 betreiben, hervorragend organisiert haben.



 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates