Montag, 27. Juni 2016

Belle & Sebastian, London, 23.06.16


Konzert: Belle & Sebastian (If you're feeling sinister)
Ort: Royal Albert Hall
Datum: 23.06.2016
Dauer: Belle & Sebastian 115 min, Trembling Bells knapp 40 min
Zuschauer: knapp 9.000


Zwischen If you're feeling sinister und dem zweiten Teil des Belle & Sebastian-Konzerts in der Royal Albert Hall lief wieder ein Film auf der Leinwand. Die Frau auf dem Cover des Albums (Ciara MacLaverty) erzählte, wie es dazu kam, daß Stuart Murdoch ein Bild von ihr auf der Plattenhülle haben wollte. Dabei sah es aus, als sei das Cover lebendig geworden. Ciara saß in einer ähnlichen Pose, Licht und Farben waren gleich. Eine wundervolle Idee! Als meine kleinen albernen Lego-Versionen der Belle & Sebastian Plattencover für ein paar Wochen auf der Band-Website zu sehen waren, postete Ciara das Sinister-Bild in ihrem Blog und überschrieb das mit "I've been immortalised in Lego" - die Frau vom Cover der größten Indiepop-Platte, die in allen Plattenschränken von Menschen mit gutem Geschmack steht, über die Stuart in Nobody's empire sang ("Now I look at you, you're a mother of two. You're a quiet revolution, marching with the crowd, singing dirty and loud for the people's emancipation") und die damit das gleiche Unsterblichkeitslevel wie Eric Northman oder ein etwaiger Leverkusener Meistertrainer hat?! Das machte mich sprachlos (und verdammt noch mal, ich hätte mir viel mehr Mühe mit dem Cover gegeben, wenn ich das geahnt hätte!).


Die zweite Hälfte des Geburtstagskonzerts der Band aus Glasgow war mehr als nur eine Zugabe zu Tag eins.  If you're feeling sinister enthält schließlich nur Hits. The stars of track and field, Seeing other people, Me and the major und die Überlieder Like Dylan in the movies und Fox in the snow sind die A-Seite. Wenn überhaupt fällt vielleicht The boy done wrong again etwas ab. Aber das konnte Stuart Murdoch erklären. "Robert Forster von den Go-Betweens hat die Theorie, daß das vorletzte Lied einer Platte immer das schlechteste ist." Vielleicht meinte Stuart aber auch seinen anderen musikalischen Helden Dean Wareham (der B&S Sänger war in seiner Jugend großer Luna-Fan), der das in seiner Biographie auch behauptet.

Der Frontmann klang nach dem gestrigen Konzert in der "English village hall" ein wenig angeschlagen. Seine Stimme war manchmal leicht brüchig. Vielleicht lag das aber auch an der Flucht vor einem Sicherheitsmann am Abend nach dem Tigermilk-Konzert. Er sei noch durch Kensington gelaufen und habe kurz Grüße mit einer der freundlichen Anwohnerinnen dieses noblen Viertels, das so gut rieche, ausgetauscht. "Then she called security!"

Bei der zweiten Hälfte des Konzerts hatte ich wieder Zweifel, ob sie an die Güte des Vorabends rankommen würde. Vielleicht würde die Band auch den Weg des geringsten Widerstands wählen und nur ein, zwei Lieder austauschen. Was doof gewesen wäre, da sicher 80% des Publikums auch den Tigermilk-Abend gesehen hatte.

Stevie kam nicht mit Mundharmonika aus der Pause zurück. Stattdessen erklärte Stuart, man wolle jetzt ein Lied spielen, daß ursprünglich aufs rote Album hätte kommen sollen und in der gleichen Session aufgenommen wurde. Das entpuppte sich als der nächste Riesenknüller This is just a modern rock song! Einer meiner Lieblinge! Wieder einmal! Und es ging so weiter mit den Liedern, die bisher fast nie gespielt wurden. Seymour Stein! A summer wasting! Oder Put the book back to the shelf ("hidden deep on one of the EPs").

Obwohl vielleicht nicht nur die Flucht durchs verregnete Kensington sondern auch die Party nach dem ersten Konzert heftig war, hatten die Bandmitglieder noch bessere Laune. "Let's do our flop single", kündigte Stevie beispielsweise Jonathan David an. Der lockige Gitarrist war vorher von Stuart gefragt worden, ob er ein Deo benutze. Es war ausgelassen.


Es gab lediglich eine Wiederholung in der zweiten Konzerthälfte, das unvermeidliche The boy with the arab strap, bei dem sich die Bühne wieder mit eingeladenen Tänzern füllte. Statt Legal man danach - damit hatte ich fest gerechnet - kam aber die Sängerin der ziemlich schrecklichen Vorgruppe Trembling Bells auf die Bühne und sang mit Stuart Murdoch Lazy line painter Jane, noch so ein... ich wiederhole mich!

Nach der ersten Zugabe The party line (zweiter Song, der sich wiederholte), kam The blues are still blue

Das Konzert am Vorabend hatte 22 Stunden lang den Titel "Mein bestes Belle & Sebastian-Konzert bisher" inne. Ich war sehr sicher, daß der zweite Abend da nicht rankommen würde. You know nothing, Christoph Konzerttagebuch. Wenn ich mir ein B&S-Konzert backen könnte, es wäre genau so.

Für mein Leben gerne hätte ich so weitergemacht und noch ein paar Abende lang Alben der Schotten gehört! Damit macht die Band hoffentlich in fünf Jahren beim silbernen Jubiläum weiter! Ein dritter Abend am Freitag wäre ohnehin unvorstellbar gewesen, nachdem London am Morgen durch die Brexit-Ergebnisse in Schockstarre verfallen war.
Setlist Belle & Sebastian, Royal Albert Hall, London:

If you're feeling sinister:
01: The stars of track and field

02: Seeing other people
03: Me and the major
04: Like Dylan in the movies
05: Fox in the snow
06: Get me away from here, I'm dying
07: If you're feeling sinister
08: Mayfly
09: The boy done wrong again
10: Judy and the dream of horses

11: This is just a modern rock song
12: Dirty dream number two
13: A summer wasting
14: Seymour Stein
15: Put the book beck on the shelf
16: Jonathan David
17: I didn't see it coming
18: The boy with the arab strap
19: Lazy line painter Jane

20: The party line (Z)
21: The blues are still blue (Z)


Links:

- aus unserem Archiv:
- Belle and Sebastian, London, 23.06.16 (Tigermilk)
- Belle and Sebastian, Ásbrú, 02.07.15

- Belle and Sebastian, Ásbrú, 02.07.15 
- Belle and Sebastian, Barcelona, 29.05.15
- Belle and Sebastian, Paris, 31.10.14
- Belle and Sebastian, Larmer Tree Gardens, 01.09.13
- Belle and Sebastian, Barcelona, 27.05.11
- Belle and Sebastian, Minehead, 11.12.10
- Belle and Sebastian, New York, 30.09.10
- Belle and Sebastian, Latitude-Festival, 17.07.10




 

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