Konzert: Lush
Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona (Hidden Stage)
Datum: 03.06.2016
Dauer: knapp 60 min
Zuschauer: 300 ("ausverkauft")
Ein weiteres Geständnis aus meinem kleinen Lush-Universum: vor ziemlich genau drei Jahren hatte ich die Idee, endlich etwas zu unternehmen, damit meine Lieblingsband sich wiedervereinigt. Ich würde einen Brief (also ein mail) an Miki Berenyi schreiben und ihr eine Crowdfunding-Kampagne vorschlagen, um am 13.06.2014 den 20. Geburtstag von Split mit einem Konzert in London zu feiern. Das Konzert sollte bereits im Vorfeld durch eingesammelte Fangelder finanziert werden. Arbeitstitel der Idee: Lush (Un)Split. Charmant beim Crowdfunding ist nicht nur der direkte Weg des Gelds vom Fan zum Künstler, ohne, daß fünf Zwischenstationen mitverdienen möchten. Toll finde ich vor allem die Möglichkeiten, Extra-Gimmicks zu verkaufen. Eine Liste mit möglichen Paketen hatte ich natürlich erstellt.
Mikis berufliche mail-Adresse konnte ich recherchieren, das Schreiben war auch schnell fertig, allein, ich schickte es niemals los. "Es hätte auch nichts geholfen, wir wollten niemals nur eine einmalige Sache", beruhigte mich Emma Anderson vor dem Konzert beim Primavera, als ich sie und Bassist Phil King interviewen konnte.
Als sich die Hinweise spätestens im vergangenen Jahr konkretisierten, daß es eine Lush-Reunion geben würde, war ich vollkommen sicher, daß das Primavera dabei zumindest die Finger im Spiel haben würde. Die spanischen Festival-Macher mit dem tollen Musikgeschmack hatten großen Anteil an den Reunions von My Bloody Valentine, Slowdive und Ride. Als wir auf der letzten Metro-Fahrt nach dem Festival 2015 wie immer unsere Vorhersagen machten, wer 2016 beim Primavera spielen würde, war meine Liste
Lush fingen irgendwann an, Konzerte anzukündigen. Das Primavera fehlte. Als das Festival dann seinen großen Schwung Bands bekanntgab, fehlte Lush immer noch. Mir war das ein Rätsel, zumal die Briten plötzlich am gleichen Wochenende das This is not a love song Festival spielen würden. Das ist, als gäbe es den Zuckerwatte-Stand nicht auf der Kirmes sondern ein paar Straßen weiter in der Metzgerei, das macht einfach keinen Sinn. Als letzte Nachzügler wurden dann noch die sechs Konzerte der kleinen Heineken Hidden Stage angekündigt und siehe da, Lush war dabei. Aber eine Band, die so gut ins eigene Konzept passt, auf der 300er Bühne unter der Erde ansetzen? Das war eine ganz schöne Verschwendung.
Lush spielten am Freitag parallel u.a. zu Savages. Der schlimmstmögliche Clash. Noch schlimmer war, daß man für die Konzerte auf der Hidden Stage Tickets reservieren muß. Wir waren gut eine halbe Stunde vor Öffnung des Geländes da und mussten rennen. Der Infostand, an dem es die gratis Reservierungen gab, war sofort überlaufen, es bildete sich eine riesige Schlange. Wir bekamen unsere Tickets und waren um halb acht im Parkhaus unter dem Primavera-Bühnen-Vorplatz.
Daß den Streß mit den Tickets kein Laufpublikum mitgemacht hatte, war eigentlich klar. Als das Konzert begann, wurde das bestätigt. Zwei Reihen vor mir stand ein Spanier, der eine Stunde lang verzückt die Arme bewegte, überall glückliche Gesichter. Wenn ich bei der Lush-Reunion ein Haar in der Suppe gesucht hätte, wäre es höchstens die gleichbleibende Setlist gewesen. Bei meinen drei Londoner Konzerten war sie nämlich immer exakt gleich. Beim deutlich kürzeren Primaverakonzert flogen zwangsläufig ein paar Lieder raus. Aber vor allem die Reihenfolge wurde kräftig durchgerüttelt. Desire lines, eine der Zugaben bisher, kam ziemlich früh und war wieder einmal einer der Stars im Set. Kiss chase, Hypocrite, Thoughtforms, Light from a dead star und Desire lines nacheinander - wow!
Auch die Art, wie einige der Lieder gespielt wurden, war anders. Besonders auffallend war das bei Ladykillers von der von der Band wenig geliebten letzten Platte. "Do you want a shoegaze or a britpop song?" frage Miki vorher. "Well, this song isn't very shoegazing!" Aber er war auch nicht so wie immer. Es war jetzt vielmehr punkig und eine ganze Ecke schneller als zuletzt.
Bei meiner kurzen Interview vorher hatte ich Emma und Phil gefragt, wie ihre Planung mit Lush sei. Ein Album sei schon ihr Wunsch. Ansonsten lasse man mal alles auf sich zukommen. Ich hoffe sehr, daß die Lust der Band noch eine Weile andauert. Für zwei Konzerte habe ich noch Tickets, die Lust reicht noch eine Ecke weiter. Und - ein weiteres kleines Geständnis - ich möchte Lush noch für künftige spanische Konzerte Linda Guilala als Vorgruppe empfehlen. Alleine dafür müssen sie also noch ein wenig live aktiv bleiben.
Setlist Lush, Primavera Sound Festival, Barcelona:
01: De-luxe
02: Lit up
03: Kiss chase
04: Hypocrite
05: Thoughtforms
06: Light from a dead star
07: Desire lines
08: Breeze
09: Etheriel
10: Scarlet
11: Out of control
12: For love
13: Ladykillers
14: Downer
15: Sweetness and light
Links:
- aus unserem Archiv (daß ich das mal schreiben kann!):
- Lush, London, 07.05.16
- Lush, London, 06.05.16
- Lush, London, 11.04.16
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen