Konzert: Minor Victories
Ort: Best Kept Secret Festival, Hilvarenbeek
Datum: 17.06.2016
Dauer: 55 min
Zuschauer: ziemlich volles Zelt
Ich bin kein großer Freund von Supergroups, weil bei denen meist eben nicht 1+1=2 gilt. Sind allerdings Stuart Braithwaite von Mogwai und Rachel Goswell in einer gemeinsamen Band, interessiert mich das schon. Dummerweise wäre meine einzige Chance, Minor Victories zu sehen, das Maifeld Derby gewesen, das findet aber mittlerweile parallel zum Primavera-Festival statt und ist in Mannheim und nicht in Barcelona, was gerade im Juni einen Unterschied ausmachen kann.
Glücklicherweise gibt es seit ein paar Jahren auch in der Nähe von Tilburg ein hervorragend besetztes Festival, das Best Kept Secret. Und da Minor Victories da am Freitag spielten, würde ich sie also doch sehen können (der Grund, zum Festival zu fahren, war aber ein anderer - siehe nächster Bericht).
Seit meinem letzten BKS vor zwei Jahren (am Tag, als Deutschland gegen Ghana gespielt hat, hatte ich da Slowdive, Mogwai und Amatorski gesehen) hat sich einiges getan. Die für ein so großes Festival herrlich einfache Anreise gibt es nicht mehr. Damals parkte man zwischen ein paar Birken, bekam an einem Büdchen das Bändchen und war zwei Minuten später an Bühne zwei, einem offenen Zelt, in dem bisher all meine BKS-Highlights gespielt haben (auch Portishead im ersten Jahr). Diesmal brauchten wir rund zwei Stunden von der Ankunft in Hilvarenbeek bis zur Ankunft auf dem eigentlichen Gelände. Auch was das Parken angeht, ist es jetzt ein großes Festival. Unser Parkplatz lag auf einer Viehweide auf der anderen Seite des Sees. Von da sind es gut 2,5 km Fußmarsch bis zur Musik. Das ist alles nicht dramatisch, wenn man es weiß (und alles andere - das Eß- und Trink-Angebot, die erstaunlich komfortablen Toiletten, das freundliche Personal und natürlich das irre Lineup - ist immer noch perfekt).
Minor Victories spielten natürlich auch in "meinem" Zelt. Die Zelt- und die Hauptbühne werden exakt abwechselnd bespielt und sind dicht beieinander. Wir hatten aber keine große Lust, rumzulaufen, dafür war das Wetter zu schlecht und verbrachten unseren Tag im Festzelt.
Minor Victories spielten um 17:45 h. Wie schon bei Slowdive vor zwei Jahren klang die Band brillant. Sie benutzt den Slowdive-Soundmann, las ich irgendwo. Neben Rachel und Stuart gehören die Brüder James (Bass) und Justin (Editors) Lockey zur MV. Am Schlagzeug saß mit Martin Bulloch ein weiterer Mogwai-Mann. Nach Give up the ghost, mit dem auch das Album beginnt (alte Regel: Lied eins ist immer Lied eins) kam das erste Highlight des Konzerts, The thief, ein langsam dramatischer werdendes Stück, das in der Mitte diese wundervollen Mogwai-Gitarren hat! Gottseidank gab mir das Gelegenheit, ab da vor allem auf Stuart zu achten. Denn der Bassist auf der anderen Seite der Frontfrau fiel mir vor allem wegen seines schlimmen Posens auf. James stand breitbeinig da, das war seine Ausgangsposition. Danach hüpfte, tanzte, poste er über die Bühne - als Bassist. Stuart ging ans Mikro, wenn er singen musste. Sonst stand er einen Meter weiter hinten und bewegte seine Hände und bei besonders schnellen Gitarrensachen seinen Oberkörper nach unten. Daß James nicht noch Purzelbäume und Sprünge durch brennende Reifen machte, fehlte ein wenig. Überrascht hätte es mich nicht. "Guck da nicht hin!"
Justin Lockey (links) nutzte die ganze Breite der linken Bühnenhälfte, während Stuart Braithwaite (rechts) nur zum Singen nach vorne kam. |
Der Bassist konnte es nicht versauen. Sein Bruder von den Editors auch nicht. Meine Haltung zu meinen ehemaligen (2006) Lieblingen ist nach dem Ausstieg des brillanten Chris Urbanowicz leider sehr eindeutig, ich mag sie nicht mehr. Justin ist nach der Chris-Trennung bei den Editors, ich habe ihn also nur einmal mit seiner Hauptband gesehen, beim Traumzeit-Festival. Das war so schlimm, daß ich sie seitdem meide.
Bei Minor Victories war natürlich nichts schlimm! Nicht alle Lieder sind brillant wie The thief oder Breaking the light. Beim ruhigen Cogs fehlten mir die flirrenden Gitarren. Die gab es auch nicht bei dem popigen Scattered ashes (Song for Richard), einem Duett von Justin und Rachel, das ein wenig an Dancing in the dark erinnert, trotzdem war das Stück toll!
Minor Victories sind eine Supergroup, die Sinn macht. Sie ist natürlich nicht besser als ihre Bestandteile (wie auch, bei Mogwai und Slowdive als Beteiligten?). Bei meinem nächsten Mal (im November) werde ich mich nur eher nach rechts stellen. Ganz bezeichnend waren übrigens die unterschiedlichen Wege, sich von uns zu verabschieden. Bassist James machte breitbeinig ein paar Fotos, während Rachel ihren Becher hob und mit einem "cheers" die Bühne verließ.
Setlist Minor Victories, Best Kept Secret Festival, Hilvarenbeek:
01: Give up the ghost
02: The thief
03: A hundred ropes
04: Cogs
05: Breaking my light
06: Folk arp
07: Scattered ashes (Song for Richard)
08: Higher hopes
09: Out to sea
Links:
- aus unserem Archiv:
- Minor Victories, Mannheim, 04.06.16
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