Konzert: Emily Jane White (Maissiat)
Ort: Les Trois Baudets, Paris
Datum: 16.10.2013
Zuschauer: ausverlauft, etwa 120
Konzertdauer: 65 Minuten
PJ Harvey, Alela Diane, Cat Power, Marissa Nadler all diese Namen kommen einem unweigerlich in den Sinn, wenn man Musik der Kalifornierin Emily Jane White hört. Die wunderbar sinnliche Stimme, die Art und Weise zu intonieren, die Instrumentierung, vieles bei Emily Jane erinnert einfach an die großen Damen des Indierocks und Folks der vergangenen 15 Jahre. Eine bloße Mitläuferin ist White dennoch nicht, auf nun insgesamt vier Alben hat die gothisch angehauchte Dame gezeigt, daß auch sie das Zeug hat, selbt eine Große zu werden bzw. es inzwischen sogar schon ist. Gleichmäßig gut sind sie nämlich diese exquisiten Longplayer und auch der Neuling fügt sich jetzt schon nahtlos in den Gesamtkatalog ein.
Und natürlich ging es bei dem heutigen Pariser Konzert um dieses neue Werk, das auf den Namen Blood/Lines hört. Emily Jane hat es mit ein paar Gastmusikern, darunter der Seelenverwandten Marissa Nadler, aufgenommen und um zumindest auch ein paar der Facetten des Studiowerkes wiederzugeben, war ein männlicher Cellist mit dabei, der auch ab und an Gitarre und Piano spielte. Emily Jane selbt ging wie immer an der E-Gitarre und dem Piano zu Werke.
Die rund 120 Zuschauer im ausverkauften Trois Baudets mussten allerdings lange auf den Auftritt der Amerikanerin warten. Vorher waren nämlich im Rahmen des Mama Events zwei andere Acts zum Zuge gekommen. Zunächst eine scheußliche Band, deren Namen ich mir zum Glück nicht gemerkt habe und dann die Französin Maissiat und ihre Band, die mit ihren melancholischen, auf französisch gesungenen Pianoballaden zu gefallen wußte.
Um 22 Uhr dann aber endlich Emily Jane und ihr Cellist Shawn Alpay. Entzückend sah sie aus, die zierliche Amerikanerin, mit ihrem schlichten schwarzen Kleid und den offenen langen Haaren. Man merkte, daß sie an Selbstbewußtsein gewonnen hat, ohne gleich zur Diva geworden zu sein. Ihre vielen guten Auftritte in den letzten Jahren und ihre dadurch gewonnene Spielpraxis haben sicherlich dazu beigetragen, daß man hier und heute eine junge Musikerin erlebte, die Stolz und Würde ausdrückte, dabei aber natürlich, nahbar und immer noch ein klein wenig schüchtern blieb.
Schließlich wurde es dann auch das erwartet erlesene Konzert, daß wir Zuschauer in butterweichen roten Kinosesseln genießen durften. Die Sitze waren gar so weich, daß man manchmal in eine Art Sekundenschaf glitt und dies nicht etwa, weil der Vortrag vorne so langweilig war, sondern weil die Kombination aus sanfter, mit Hauchstimme vorgetragener Pianomusik und den bequemen Sesseln ungemein entspannend wirkte.
Dabei ist ja gerade das neue Album einen Hauch rockiger und orchestraler ausgefallen als die Vorgänger. Weil aber heuer live die Drums und ein paar andere Instrumente fehlten, blieb es letztlich eher sanft, reduziert und balladesk, wenngleich manchmal mit zwei E-Gitarren gleichzeitig angegriffen wurde. Bei einem Song gab es gar zwei Pianos gleichzeitig.
Am schönsten fand ich persönlich allerdings, wenn der Herr Cello spielte und mit seinen betörenden brummenden Klängen Emily Janes Gesang auf das Wundervollste begleitete. Sehr gediegen klang das bei dem altbekannten Oh Katherine, tief melancholisch beim unbeschreiblich schönen Requiem Waltz.
Langgezogene Chöre gab bei Faster Than The Devil dazu einen flotten Pianosound und ein kanrziges prägnantes Riff, der Song, der auf der neuen Platte definitiv zu den besten gehört, konnte auch live sofort überzeugen.
"I never loved you, darling" sang Emil Jane sehnsuchtsvoll dann bei dem von The Black Oak, bevor nun abgesehen vom den bereits erwähnten Requiem Waltz quaisi das komplette neue Album performt wurde.
Die Lieder, ob My Beloved, The Roses oder das abschließende The Wolves waren ausnahmslos vorzüglich und es ist schon erstaunlich, welch hohes Niveau Emily Jane White inzwischen erreicht hat.
Um noch mal zu den eingangs erwähnten Referenzen zu kommen: Emily Jane ist weniger launisch und gleichmäßiger als Cat Power, warmherziger als die stets recht kühle PJ Harvey, musikalisch ausgewogener ausgerichtet als die reine Folksängerin Alela Diane und nicht ganz so morbide wie die mysteriöse Marissa Nadler. An ihr kommen Fans von faszierenden Frauenstimmen also nicht mehr vorbei und dies obwohl sie medial nach wie vor nicht besonders präsent ist. Ihren kontinuierlichen Aufstieg hat sie also ausschließlich ihrer exquisiten Musik zu verdanken.
Setlist:
01: A Shot Rang Out
02: Oh Katerine
03: Faster Than The Devil
04: The Black Oak
05: Holiday Song
06:?
07: Dandelion Daze
08: My Beloved
09: The Roses
10: Wake
11: Requiem Waltz
12: The Wolves
Aus unserem Archiv:
Aus unserem Archiv:
Emily Jane White, Paris, 16.11.10
Emily Jane White, Paris, 17.10.08
Emily Jane White, Paris, 23.04.08
Emily Jane White, Paris, 17.10.08
Emily Jane White, Paris, 23.04.08
1 Kommentare :
sehr schön. bin gespannt, wann sie sich endlich mal wieder bei uns im süden blicken lässt.
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