Konzert: Empire Escape
Ort: Subrosa, Dortmund
Datum: 12.10.2013
Dauer: knapp 45 min
Zuschauer: ca. 50 (volle Kneipe)
Wie oft haben wir neidisch nach Schweden, Kanada, Island, Wales oder Schottland geblickt und uns kaum die Namen der neuen Lieblingsbands merken können, die von da auf die musikalische Dritte Welt losgelassen wurden. Wirklich gute deutsche Bands waren exotischer als Nordkoreaner in meinem Freundeskreis.
In diesem Jahr sind es plötzlich nicht wieder nur Get Well Soon und The Notwist, die mir in den Sinn kommen, wenn ich meine Konzertliste nach guten deutschen Bands durchsuche, es tauchen plötzlich solchen Perlen wie Woog Riots, The Soulboy Collective oder Lingby auf. Oder Empire Escape, von denen ich seit einer ganzen Weile schwärme. Obwohl mir die Berliner Band so vertraut ist und ich sie bereits dreimal gesehen hatte, habe ich Empire Escape in Dortmund erstmals als Hauptgruppe gesehen. Bedenken, daß sie in dieser veränderten Rolle meine hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten, hatte ich dennoch nicht. Dafür war der Auftritt als Shout Out Louds Support vor anderthalb Wochen in Mannheim zu gut. Meine Sorgen, daß vielleicht nicht viele Leute zu einem Konzert einer Band kämen, die gerade erst ihre erste Platte veröffentlich hat, waren auch schnell weg. Das Subrosa im Dortmunder Norden war schon recht gut gefüllt, als wir nach acht ankamen.
Das Subrosa ist eine Eckkneipe mit langer Bar und Jürgen-Klopp-Zitat an der Wand. Als wir reinkamen, spielte die Vorgruppe I Am The River aus Holzwickede (an der Ruhr). Wir waren wegen Empire Escape da und warteten auf die Ansage "jetzt kommt unser letztes Lied", weil die Hauptgruppe um 20.45 Uhr beginnen sollte, die kam und kam aber nicht. I Am The River hatten offenbar verspätet angefangen und spielten lange - und sie schienen großen Spaß daran zu haben. Ihre Musik klang mal nach Teenage Dirtbag, mal nach den Weakerthans aber immer nach diesem starken amerikanischen Akzent, den viele deutsche Bands haben. Als Empire Escape beginnen sollten, kündigten die Holzwickeder ihre letzten beiden Lieder an, es gab also wirklich sehr viel Musik fürs Geld.
Um halb zehn war dann die winzige Bühne umgebaut, Empire Escape traten auf, nachdem sie vom Club vorgestellt wurden. Toll! (Die Bühne war übrigens so winzig, daß Keyboarderin Katja unter ihren Instrumenten durchklettern musste, um ihren Platz zu verlassen).
Das Konzert war direkt schon sehr anders als in Mannheim zuletzt. Die Berliner spielten semi-akustisch - vermutlich wegen der Lage des Subrosa mitten in einem Wohngebiet. Auch wenn mir klagedrohende Anwohner ein riesiger Graus sind, diesmal taten sie etwas Gutes, denn die reduzierte Instrumentierung war erstaunlich spannend. Sänger Hendrik spielte ausschließlich akustische Gitarre (oder gar keine - bei There will be blood), was, obwohl mich die (elektrischen) Gitarren bei den Stücken der Bands so begeistern, den Stücken überhaupt nicht schadet.
Das Experiment halb-akustisch hatte schon einmal toll funktioniert!
Der eigentliche Knüller war aber das zweite Experiment der Band. Empire Escape hatten - auch das vermutlich der Anforderung geschuldet, nicht voll-krachig spielen zu können - zwei neue Stücke im Programm. Vor allem das zweite (Friction) mit viel Keyboard gefiel mir enorm gut. Hätte Hendrik die beiden Something und Friction nicht als neu angekündigt, wäre das nicht aufgefallen, die Lieder stehen denen des Debütalbums Colours in wirklich nichts nach (puh!).
Von den bekannten Stücken ragen für mich zur Zeit Silhouettes und The chemistry of colours heraus, auch wieder live. Gerade Silhouettes hörte sich so abgespeckt ganz ungewohnt an, ich empfand den Unterschied dabei am stärksten. Bei The chemistry of colours, das der Band besonders wichtig ist, wie der Frontmann betonte, begeistert mich immer wieder, daß es neben Hendriks Gesang eine zweite Stimme von Julius (Gitarre) gibt. Das schreibe ich immer, aber es ist wirklich toll!
Das Konzert endete wie das in Mannheim mit The past is a strange place, einem sehr ruhigen Stück, bei dem Bassist Ihno und Keyboarderin Katja am Schluß Glockenspiel spielen - wegen der Mini-Bühne aber nicht nebeneinander, sondern auf ihren Plätzen.
Die Band kletterte von der Bühne und verschwand backstage. Das Subrosa war zur Hauptgruppe voll gefüllt, ich schätze, es waren 50 Zuschauer da, und die waren sehr begeistert. Es musste also eine Zugabe geben. Die Tür, durch die die Band verschwunden war, ging auch schnell wieder auf, es erschien aber nur ein Kneipengast, der von der Toilette kam (meine Lieblingsszene abseits der Musik neben der, als eine Kellnerin einem der Konzertzuschauer während der Show einen Teller Suppe brachte!).
Empire Escape kamen aber auch wieder und beendeten ihr Set mit einem weiteren neuen Stück, dessen Titel ich nicht kenne. Ein großartiger Abschluß eines wieder wundervollen Konzerts. Damit ich hier nicht immer so euphorisch klinge,* aber auch ein Haar in der Suppe: bei The chemistry of coulours schmiss Julius sein Gesangsmikro um und konnte in der letzten Strophe nicht mitsingen. Gerade bei dem, was ich so gut finde. Muß ich mir wohl Empire Escape bald wieder angucken... (Termine siehe unten).
Setlist Empire Escape, Subrosa, Dortmund:
01: Magnolia
02: Silhouettes
03: New York movie
04: Divine
05: Something (neu)
06: There will be blood
07: Friction (neu)
08: The chemistry of colours
09: The past is a strange place
10: ? (neu) (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Empire Escape, Mannheim, 01.10.13
- Empire Escape, Köln, 16.09.12
Tourdaten Empire Escape:
13.10.13: Offenbach, Hafen 2
14.10.13: Hannover, Kulturpalast Linden
15.10.13: Göttingen, Pools
16.10.13: Oldenburg, Polyester
17.10.13: Hamburg, Astra Stube
18.10.13: Kiel, Die Pumpe
19.10.13: Lübeck, Tonfink
21.10.13: Halle, Goldene Rose
22.10.13: Mainz, Schon Schön
23.10.13: Ilmenau, BD Club
24.10.13: Berlin, Privatclub
26.10.13: Chemnitz, Weltecho
27.10.13: Leipzig, Werk 2 (+ I AM IN LOVE)
2014:
01.02.14: Dresden, Ostpol
04.02.14: AT-Wien, B72
05.02.14: AT-Graz, Spotting @ Postgarage
06.02.14: München, Milla
10.02.14: AT-Innsbruck, Weekender
11.02.14: Reutlingen, franz.K
12.02.14: Stuttgart, Café Galao
13.02.14: Nürnberg, Club Stereo
14.02.14: Saarbrücken, Sparte4
15.02.14: Karlsruhe, Kohi
16.02.14: Köln, Tsunami Club
13.03.14: Hagen, Pelmke Noir
15.03.14: Aachen, AZ
21.03.14: Jena, Kassablanca
22.03.14: Wolfsburg, Sauna Klub
* so wegen der Street credibility, ne?!
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