Konzert: Amatorski
Ort: Zwölfzehn in Stuttgart
Datum: 4. Oktober 2013
Dauer: 85 min
Zuschauer: 40-50
Amatorski ist hier zwischen Christoph und mir eines DER Ereignisse 2013. Unsere beiden Berichte vom Wiesbadener Konzert und von dem kürzlich in Frankfurt brennen vor Begeisterung und Verwunderung. Die CD tba läuft nach fast einem Jahr immer noch völlig unabgenutzt und mich begeisternd in meinem Wohnzimmer. Umso blöder das Gefühl sie im Juli zweimal hintereinander knapp verpassen zu müssen. Nun, im Oktober passte es endlich und ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Machte mich sogar auf den Weg nach Stuttgart, was immer irgendwie kompliziert ist wegen der doofen Zugverbindung und der überfüllten Autobahn.
Das Zwölfzehn kannte ich bis dahin noch nicht. Mir wurde aus vertrauenswürdiger Quelle versichert, es sei der beste Laden der Stadt... Da ich nicht so viele Läden in Stuttgart kenne, kann ich das nicht wirklich kommentieren, aber es gefiel mir im Großen und Ganzen gut. Als ich ankam, war die kleine Bühne vollgestopft mit Instrumenten. Links das Schlagzeug, rechts außen der Yamaha Miniflügel. Dazwischen noch Xylophon, diverse Effektinstrumente, zwei Keyboards und ein Gitarrenständer. Ich fragte mich spontan, wie die Musiker dort noch Platz finden würden.
Gegen 21:15 Uhr schließlich kamen sie hinter dem roten Vorhang hervor, quetschten sich an ihre Plätze und begannen das Set mit einem intensiven Instrumentalstück Empty robots Pt. 1. Mir fiel wieder ein, wie begeistert ich im Februar vom filigranen Spiel des Schlagzeugers Laurens Van Bouwelen gewesen war. Er war diesmal von mir aus gesehen am weitesten links. Deshalb gibt es von ihm keine Fotos. Sein Spiel hatte ich jedoch bestens im Blick und der ruhte immer wieder fasziniert auf dem, wie er sich im Drumset bewegte und was er für Klänge hervorzaubern konnte. Die Sängerin Inne Eysermans und Sebastiaan Van den Branden mit seiner Gitarre standen jeweils nur etwa einen Meter von mir entfernt, Hilke Ros meist an zusätzlichen Tasten, manchmal auch am E-Cello stand etwas im Schatten weiter hinten im Set zwischen Inne und Sebastiaan.
Für das zweite Stück Almost dancing griff Inne zum ersten Mal zur Gitarre statt in die Tasten. Mein persönlicher erster Höhepunkt war das dritte Stück des Abends jedoch Soldier. Welche Intensität! Selbst Laurens, den Schlagzeuger hielt es für Momente nicht im Sitz. Welche Gänsehaut. Und wie verwandelt gegenüber der Version auf CD! Mit Peaceful gab es schließlich das erste Duett zwischen Inne und Sebastiaan und einen ersten Platzwechsel zwischen Inne und Hilke (zum Glück beide schlank genug für die nötigen Manöver auf der Bühne). Für 22. Februar griff Hilke endlich zum Cello. Das Stück war für mich fast nicht mehr erkennbar mit Reggea-artigem Rhythmus dargeboten. Spätestens hier wurde mir klar, dass die mir so vertrauten Titel in den Händen der Band inzwischen gewachsen waren und sich dabei gewandelt hatten. Das traf für fast alle Songs der Setlist zu - mal mehr mal etwas weniger.
Das Stück 8. November war z.B. tänzelnd wie ein Degengefecht bis es schließlich emotional explodierte. Für Warszawa gab es einen großen Xylophon-Part und es war nett zu sehen, wie Hilke sich verspielte und darüber den Kopf schütteln und lächeln musste. Das Stück Cyrk präsentierte sich wie ein Bärentanz im Zirkus.
Mein so vertrautes und geliebtes Tiny Bird brachte schließlich endlich ein echtes Duett von Sebastiaan und Inne (wie zauberhaft und schön!) - ausnahmsweise kein Schlagezeug, denn alle acht Hände ruhten auf Tasten. Der Rhythmus wieder eine tänzelnde, hüftenschwingende Rumba. Das nächste Stück How are you endete in einem famosen, explosionsartigen Ausbruch. Im Kontrast dazu hatte das letzte Stück I'll become a friend einen fast mystisch zu nennenden Einstieg.
Das Publikum kochte und natürlich gab es zwei Zugaben. Dabei das vielleicht schönste Stück des Abends Never told als Rumba mit wunderbarem Duett. Und weil wir auch danach noch nicht Ruhe gaben, den Hit Come home. Aber irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie mit diesem Lied irgendwie durch sind. Es war für uns als Liebesgabe, aber für sie selbst eher nicht so interessant. Die Band war sichtlich gerührt über die Begeisterung des Publikums und das war für mich sehr schön zu sehen.
Setlist:
1: Empty robots Pt. 1
2: Almost dancing
3: Soldier
4: Peaceful
5: 22 February
6: 8. November
7: Warszawa
8: Anthem
9: Cyrk
10: Tiny bird
11: How are you
12: I'll become a friend
13: Empty robots Pt. 2 (Z)
14: Never told (Z)
15: Come home (Z)
Aus unserem Archiv:
Amatorski in Frankfurt am 30. September 2013 (Christoph)
Amatorski in Wiesbaden am 07. Februar 2013 (Gudrun)
Amatorski in Wiesbaden am 07. Februar 2013 (Christoph)
Interview mit der Bedroomdisko (kurz und knackig)
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