Mittwoch, 16. Oktober 2013

Tallulah Rendall, Klingenberg, 12.10.13


Konzert: Tallulah Rendall, Ray Gibson & Four-on-one
Ort: Schlosskeller, Klingenberg am Main
Datum: 12.10.2013
Dauer: ca. 3 Stunden
Zuschauer: ca. 20 



von Petra aus der Nähe von Köln

Was für ein fantastischer Abend! Danke Tallulah, Ray und ein ganz besonderes Dankeschön geht an die Gastgeber des Abends – Four – on – one! Ihr wart alle spitzenmäßig! 

Schon einmal hatte ich geplant Tallulah Rendall live im Rahmen ihrer zurzeit veranstalteten Living Room Gigs zu sehen, was dann aber leider nicht klappte. Umso mehr freute ich mich nun darauf diese stimmgewaltige, sehr eigenwillige Künstlerin endlich einmal live on stage erleben zu können. 


Schon die Anreise war äußerst abenteuerlich, denn unser Navi, nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand, führte uns anstatt über die Schnellstraße durch die Hügel und Täler des düsteren Odenwaldes und ließ uns sogar einmal ganz im Stich. Bestens amüsiert wurden wir bei unserer Ankunft in Klingenberg am Main aber mit einem tollen Blick auf die hoch über der Stadt thronenden, beleuchteten Burg belohnt. Das Schloss mitsamt Schlosskeller liegt allerdings mitten im Ort und befindet sich in Privatbesitz. Alte Gemäuer, das sind immer sehr einladende Locations für mich! 

Die aus London stammende Musikerin Tallulah Rendall, die auch zeitweise in Berlin wohnt, hatte bereits zwei Alben veröffentlicht als ich auf ihre Musik aufmerksam wurde. Libellus (2009) und Alive (2010) kommen jedoch nicht nur als Hörgenuss daher. Beide CDs sind auch mit einem kunstvoll gestalteten Hardcover Buch erhältlich. Für Alive verleihen darin verschiedene Künstlerinnen den einzelnen Songs in ihren Kunstwerken wie Gemälden und Schmuckstücken Ausdruck. Wie auch im Buch zu Libellus, welches liebevoll von Tallulah selber gestaltet wurde, erfährt man viel über die Hintergründe der Lieder und Entstehungsprozesse der Interpretationen. Was auch noch zusätzlich auf der Alive beiliegenden DVD zu sehen ist. 

Als Tallulah Ende 2012 eine Crowd Funding Aktion zur Finanzierung ihres dritten Albums startete, war es für mich keine Frage dabei mit zu machen. The Banshee And The Moon ist bis jetzt ausschließlich als Download Version für alle Supporter erhältlich. Ganz selbst die Frau, hat die talentierte Musikerin für ihr neues Werk alle Instrumente selber eingespielt. 

Tallulah ist aber nicht nur eine Vollblutmusikerin, sondern auch eine sehr kreative Künstlerin, die es sehr gut versteht ihre Musik in einer ganz eigenen Form zu präsentieren. Ihre meist sehr vom Bass geprägten Songs sind in Kombination mit ihrer Stimme etwas ganz Besonderes. Nachdem ich ihre CDs wirklich außergewöhnlich gut finde war ich schon mehr als gespannt darauf wie sie mir live wohl so gefallen würde. 

Und es war mehr als eine glückliche Fügung das sie auch noch Ray Gibson mit im Gepäck hatte. Zwar kannte ich von dem in Berlin wohnenden Briten bis jetzt nur einige wenige Stücke, aber ich ahnte schon, der ist richtig gut. Was er uns dann auch gleich bewies, als er den musikalischen Abend eröffnete. 

Ray Gibson, auch bekannt als „The Singing Painter“ (denn er malt auch ganz wunderbare Bilder!), bezauberte uns im - mit ein paar gemütlichen Sofas und einer kleinen Bar eingerichteten - Schlosskeller auf Anhieb. Ausgestattet mit einer sehr markanten, warmen Stimme, einfach brilliant, fiel ihm das auch ohne seine sechsköpfige Band sichtbar leicht. Wie bereits erwähnt, hörte ich die meisten seiner Lieder zum ersten Mal, war aber sofort von seiner Musik und Stimme in Bann geschlagen. Das Anhören seiner 2013 erschienenen CD Banana For The Monkey hat mich nun restlos überzeugt. Ein sehr professionell produziertes Album, das einem aufhören lässt. Viele der sehr atmosphärischen Lieder haben sofort mein Kopfkino in Gang gesetzt, Bilder erzeugt, ja besitzen fast schon Soundtrack Qualität. Das mag damit zusammen hängen das Ray als Maler auch ein sehr visueller Mensch ist. Ich kann nur jedem, der auf der Suche nach neuer, besonderer Musik ist ans Herz legen einmal auf Rays Homepage vorbei zu schauen. Es lohnt sich auf jeden Fall! 

So kamen wir also in den Genuss Ray an diesem Abend sehr „pur“ zu hören. Mit Debt Collectors spielte er dann auch den ersten Song seiner CD. Super Titel für ein klasse Stück, von dem wir wohl alle ein Lied singen könnten... Gefolgt vom brandneuen The Keeper Of The Sea und Shine, beide Stücke sehr souverän dargeboten. Es fällt auf, Ray kommt auch auf der Bühne völlig ungekünstelt als der absolut warmherzige und sympathische Mann herüber, den wir an diesem Abend kennen lernen durften. Man merkt ihm an, wie sehr er es genießt auch vor einem kleineren Publikum aufzutreten. Und die netten Plaudereien zwischen den einzelnen Liedern sind wirklich sehr charmant! 

Red Ribbon ist nun endlich ein Lied, das auch ich schon kannte. Ein wirklich wunderschönes, das zu Herzen geht. Dazu Rays gefühlvolle Stimme, sanfte Gitarrenklänge – manchmal sind es gerade die leisen Töne die den Zuhörer fesseln und begeistern. 



Es folgen Lazy Gold, Milk Dream und Full Time Hobby. Diese neuen Lieder haben mir auch sehr gut gefallen. GuGu ist ein ganz besonderes Lied, denn Ray hat es für ein Kinderbuch komponiert, das er ebenfalls selber geschrieben und illustriert hat. Nachdem ich einen Blick in das Buch geworfen habe muss ich sagen, es passt alles toll zusammen – der Song, die Illustrationen sowie der Text! 



Mit dem mitreißenden Supersonic Morning beendet Ray sein Set. Bevor er loslegt werden wir noch eingewiesen, wann genau wir mitklatschen sollen und wir lassen uns nicht lange bitten und sind mit viel Spaß dabei. 



Ray Gibson, ich bin Tallulah jetzt schon dankbar das er sie auf ihrer Tour durch Deutschland begleiten durfte – eine absolut fantastische Neuentdeckung für mich! Mit Sicherheit habe ich ihn nicht zum letzten Mal live gesehen! 

Setlist Ray Gibson, Schlosskeller, Klingenberg:

01: Debt Collectors 
02: The Keeper Of The Sea 
03: Shine 
04: Red Ribbon 
05: Lazy Gold 
06: Milk Dream 
07: Full Time Hobby 
08: GuGu 
09: Supersonic Morning 

Was folgt ist eine Künstlerin und ihre E-Gitarre. Tallulah Rendall betritt die kleine Bühne einfach als die, die sie ist: eine temperamentvolle, herzliche und sehr aufgeschlossene junge Musikerin mit einer unglaublichen Präsenz . Ein kleines „Problem“ mit der Technik ist dank Rays Hilfe schnell beseitigt und nach ein paar netten Worten kommt nun der Moment, dem ich schon einige Zeit entgegengefiebert habe: Tallulah live on stage legt los... Ihre Stimme, die mich schon auf ihren CDs total beeindruckt hat, ist live einfach phänomenal. Gesegnet mit einem gewaltigen Stimmumfang bereiten ihr auch die höheren Stimmlagen keine Mühe und sie klingt unglaublich sicher. 

Mit Go Bathe In The Light – Gänsehaut pur - startet die Powerfrau durch und findet einen super Einstieg in ihr Repertoire, das an diesem Abend hauptsächlich aus Liedern ihrer ersten beiden Alben besteht. Inspiriert durch einen Konzertbesuch bei der legendären Patti Smith schrieb sie diesen Song, sowie auch Hope Tonight, was sie direkt im Anschluss spielt. 



Nach dem ruhigeren Time away gibt Tallulah mit Blind Like A Fool wieder richtig Gas. Ein toller Song zu dem es dieses gelungene, witzige Video gibt. 



Black Seagull ist für mich das Highlight dieses Konzertes! Einfach ein klasse Lied – live als auch auf CD! Ich muss hier einmal erwähnen das Tallulah an diesem Abend die Technik der „Loops“ für sich nutzte, und damit für mich erstaunliche Effekte erzielte. 



Hear Me Now ist eines von zwei Stücken, die vom aktuellen Album präsentiert werden. Ruhigere Töne werden mit dem fantastischen Ghost On The Water angestimmt. 



Die Lady greift nun zum E-Bass, den sie ebenfalls perfekt beherrscht. Das groovy Bassspiel wird begleitet durch Loops - Lost On The Way und Lay Me Down in dieser Art vorgetragen hat schon etwas ziemlich einzigartiges! Ich jedenfalls bin völlig fasziniert von dieser Darbietung. Auch in Canary, einem weiteren Titel ihrer neuen CD, begeistert Tallulah mit ihrem Spiel am Bass. Hut ab - alle diese Stücke ganz alleine live zu spielen ist schon eine tolle Leistung! Es ist ihr eigentlich letztes Stück, aber das begeisterte Publikum möchte mehr! 



Dem Wunsch kommt Tallulah gerne nach und so dürfen wir uns noch an zwei Zugaben erfreuen, eine davon mit Pianobegleitung. Denn auch hier zeigt sie wieder einmal, das sie ein richtiges Multitalent ist! Pieces und Trust In Me beenden ein mehr als tolles Konzert. Ehrlich gesagt bin ich etwas sprachlos, aber auch überglücklich, das ich genau diese Musikerin in einem solch intimen Rahmen live erleben durfte. Eine, die so unbeirrt ihren Weg geht und ihr „Ding macht“, entgegen allen Widrigkeiten die das heutige Musikbusiness so mit sich bringt. Das finde ich sehr mutig und bewundernswert! Und es war sehr nett Tallulah Rendall, die wirklich allen Grund hätte sich auf ihr Talent etwas einzubilden, als eine sehr Down-To-Earth Person, mit einem großen Herzen, kennen lernen zu dürfen. Eine tolle Frau, die man einfach mögen muss! 

Setlist Tallulah Rendall, Schlosskeller, Klingenberg:

01: Go Bathe In The Light 
02: Hope Tonight 
03: Time Away 
04: Blind Like A Fool 
05: Black Seagull 
06: Hear Me Now 
07: Ghost On The Water 
08: Lost On The Way 
09: Lay Me Down 
10: Canary 
 
11: Pieces  (Z)
12: Trust in me (Z)


Der Abend war aber noch lange nicht zu Ende! Die Gastgeber Four-on-one, eine sympathische, noch sehr junge Band aus Klingenberg, die in ihren Proberaum, den Schlosskeller, geladen hatten, stürmten nun die Bühne. Und das wurde jetzt ziemlich voll, denn sie sind zu siebt! 

Was mich ganz besonders freute, war zu sehen und hören was für Nachwuchstalente hinter dicken Schlossmauern heranwachsen - es besteht also noch Hoffnung für die neue deutsche Musikwelt! Okay, die Jungs und ein Mädel spielen noch vorwiegend Cover – und das wirklich hervorragend -, konnten aber auch mit vier eigenen Kompositionen aufwarten, die mir sehr gut gefallen haben. Und die ich mir jetzt gerne noch einmal anhören würde. Also, bitte ein wenig Beeilung mit der angekündigten EP! Ich werde diese Band auf jeden Fall nicht aus den Augen verlieren, denn da wächst etwas Spannendes heran! 


Neben all den tollen Coverstücken, mit denen wir super unterhalten wurden möchte ich hier nur die eigenen Stücke erwähnen: 

Headstorms
Dying On The Road
Straßen Aus Papier
Better Of Without You

Bei den letzten Liedern wurden Tallulah und Ray noch einmal auf die Bühne gebeten und es wurde so richtig abgerockt. Wie es sich eben so im Spessart gehört! Der Abend endete für uns so, wie er begonnen hatte – mit vielen gut gelaunten Menschen und einer super Atmosphäre! Den Rückweg haben wir sogar über die Schnellstraße geschafft. Und nächstes Mal wissen wir dann Bescheid... 


3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Super geschrieben, danke Petra aus der Nähe von Köln!!! Weiter so!! :-)

Gudrun hat gesagt…

Ja, Petra, ich wollte mich auch für diesen Bericht bedanken. Habe ihn mit einem breitem Lächeln gelesen und mich gefreut, dass Du Dir die Zeit genommen hast, Dein Erlebnis mit uns zu teilen!

Petra hat gesagt…

Vielen lieben Dank für die netten Worte - freut mich sehr das euch der Bericht gefällt! :-)

 

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