Útidúr (50 min),
David Lemaitre (40 min)
Intergalactic Lovers (40 min),
Wallis Bird (70 min),
Sophie Hunger (90 min)
Ort: Mannheim Reitstadiumgelände/Maimarkt
Datum: 2. Juni 2013 (Sonntag, dritter Festivaltag)
Im Vorfeld hatte ich dem dritten Festivaltag mit großen Kinder-Augen entgegengeblickt. Erstens würden Útidúr und Sophie Hunger spielen, zweitens könnte man sich einfach willenlos zwischen den Bühnen treiben lassen und drittens zeichnete es sich dann ab, dass es wohl auch endlich Festivalwetter geben würde. Einzig die Schmetterlinge in meinem Bauch, die angstvoll flatterten, ob die bunte Dänentruppe wohl noch einmal so großartig sein könnte wie vor einem Jahr ließen mich etwas zittern. Aber der Tag begann tatsächlich grandios mit meinem absoluten Maifeld-Highlight und Útidúr. Ich war so high, dass ich im Anschluss nur mit halbem Ohr auf den Open-Air-Auftritt von Yesterday Shop hörte, den ich mir unter andere Umständen sicher genauer besehen hätte. Statt dessen saß ich vor Freude besoffen auf einer Bank der Bierzelt-Garnituren in der Sonne und besprach das eben gehörte noch einmal ausführlich mit den Stuttgarterinnen.
Erst für David Lemaitre konnte ich mich wieder motivieren und sah mir seinen Auftritt interessiert und auch sympathisch berührt an. Die Texte waren offen politisch und links im Sinne von Völkerverständigung und fairem Ausgleich untereinander. Ich stand vor dem Drummer, dem ich wieder ganz fasziniert zuschauen konnte. Interessant auch der Weinflaschensynthie (allein der hätte den Besuch im Palastzelt gelohnt!)
Am Ende durfte auch der aktuelle Support mit auf die Bühne und der Auftritt wurde alles in allem ordentlich abgefeiert. Hier waren offensichtlich viele Fans dabei, die auch textsicher mitsangen. Sehr sehr interessante Menschen und ein gutes Gefühl blieb mir von diesem Auftritt zurück.
Draußen waren derweilen Intergalactic Lovers an den Start gegangen. Vielleicht die große positive Überraschung des Tages für mich. Einige echte Ohrwürmer wurden geboten und die Sängerin verdiente sich meinen vollen Respekt. Die CD habe ich mir im Anschluss gleich besorgt und wenn auch nicht alles gleich stark ist, sind die Hälfte der Lieder echte Hinhörer und haben Hitpotential. Prima, dass ich beim Maifeld darüber stolpern durfte!
Anschließend wollte ich gern When Saints go machine antesten, konnte aber nichts so recht damit anfangen. Es zog mich statt dessen wieder nach draußen, wo ich feststellte, dass man auch dort die Musik in voller Lautstärke hörte. Naja, nebenbei unterhalten ging aber auch und alles war in Ordnung (man muss ja nun auch weiß Gott nicht alle Bands gleich mögen). Was aber dann echt mies war: Jack Beauregard begannen pünktlich ihr Set und When Saints go Machine hörten noch mindestens 10 min nicht auf. Im ganzen Festivalgelände steckte man in einer furchtbaren Kakophonie fest und fast als wollte sich die Band auf der Freilichtbühne duchsetzen, hatte sie so derbe aufgedreht, dass man daneben tatsächlich sein eigenes Wort nicht verstand. Hörschutz musste ich tragen, egal in welche Ecke ich mich verkroch. Das war echt und total viel zu laut und inakzeptabel. Mein Impuls war es, den nächsten Zug nach Hause zu nehmen, denn das war echt Folter.
Dabei hätte man doch nun mit dem schönen Wetter auch so eine Band, die man nicht so interessant findet, leicht überbrücken können mit etwas dösen oder schwatzen oder etwas essen. Im Anschluss an die Lärmorgie spielte Leslie Clio auf. Leider war aber auch das eine ziemliche Enttäuschung für mich. Da gab es keinerlei Anknüpfungspunkte. Immerhin konnte man jetzt auf dem Festivalgelände wieder einen klaren Gedanken fassen und ich traf mich noch mit Tanita auf ein auswertendes Gespräch im Essenszelt.
Herrenmagazin hörten wir dabei mehr mit halbem Ohr zu und fanden es eigentlich auch zu laut. Meinen guten Eindruck von der TVNoir-Tour haben sie damit wieder demontiert. Wieder so ein Punkt, wo ich versucht war, im Anschluss an das Gespräch doch lieber Heim zu fahren. Aber ich hatte mich doch so auf Sophie Hunger gefreut und auf Wallis Bird war ich eigentlich auch gespannt. Viele, viele Leute hatten mir schon in den höchsten Tönen vorgeschwärmt - die beste Sängerin ever usw.
Sie fegte dann auch ihre 70 min wie ein wilder Feger über die Bühne, wie eine Mensch gewordene Ur-Energie. Ringsum gingen die Zuhörer absolut fanatisch ab. Viele, viele Leute standen mit Tränen in den Augen und sangen hingebungsvoll jedes einzelne Lied textsicher mit. Nachdem die ersten 1-2 Akkorde erklangen und jeweils klar war, welches das nächste Lied sein würde, tobte das ganze Zelt jeweils kurz euphorisch auf. Mir erschloss sich diese Magie leider nicht. Ich stand nur als stille Beobachterin dazwischen und konnte es nicht ganz fassen, was die kleine Frau auf der Bühne da eigentlich anstellte. Sie hatte dafür meine volle Bewunderung (im Gegensatz zu Leslie Clio z.B.) aber an mir prallte ihr Zauber halt komplett ab. Mich irritierte auch der Mann am Bass (Michael Visse). Er war hier falsch! Ich hatte ihn erst kürzlich in einer anderen Band gesehen. Ich fand erst meine innere Ruhe wieder, als ich wußte wo: mit Dear Reader! Sehr erheiternd war als der Schlagzeuger eine Einlage als Beatbox geben durfte und Wallis sich selbst ans Schlagzeug setzte. Auch dort so voller Energie, dass sie mich doch sehr an Tier aus der Muppet-Show erinnerte (das ist ein Lob).
Die Musik von We were promised jetpacks konnte mich dann nicht so recht packen. Aber das war ok, ich suchte mir derweilen einen Platz ganz vorn im Palastzelt, um von Sophie Hunger möglichst viel zu sehen. Ihre Mimik ist stets interessant und für die Fotos wäre das auch von Nutzen. Außerdem konnte ich mich so auch noch ein bisschen vorfreuen. Die Vorfreude teilten viele. Für den Abschluss des Festivals füllte sich das Zelt noch einmal gut.
Leider wurden aber diesmal meine vorfreudigen Erwartungen nicht so gut erfüllt. Sophie Hunger hat viele musikalische Seiten - was ich auch sehr an ihr schätze. So wie sie viele Sprachen verwendet und viele Stile mischt. Aber hier hatte sie wohl vor allem auf "Festivalmodus" geschaltet und spielte im Wesentlichen ihre englischen "Fetzer" und betont jazzig auf. Hochenergetisch (dafür vollste Hochachtung) aber eben über große Strecken ohne die von mir so geschätzte Empfindsamkeit. Einzige Lichtblicke das französische Lied Le vent nous portera (mit einer sehr sympathischen Übersetzung zuvor), 1983 (mitreißend und verstörend), Das Neue und Walzer für niemand. Die supergut waren und mich damit nur noch melancholischer machten, was ich hier nicht geboten bekam (das alte Glas-halb-voll-vs-halb-leer-Problem, denn im nachhinein waren wahrscheinlich schon diese Lieder es wert, den Auftritt noch abgewartet zu haben, aber ihr Anteil an 90 min so so klein).
Nachdem ich einige Fotos im Kasten hatte, brachte ich allerdings etwas Abstand zwischen mich und die Boxen. Die Schlagzeug-Bässe ließen sie so ausschlagen, dass der dadurch ausgelöste Luftstoß mir langsam aber sicher Kopfschmerzen bescherte.
Nachdem ich einige Fotos im Kasten hatte, brachte ich allerdings etwas Abstand zwischen mich und die Boxen. Die Schlagzeug-Bässe ließen sie so ausschlagen, dass der dadurch ausgelöste Luftstoß mir langsam aber sicher Kopfschmerzen bescherte.
Draußen ging während das letzten Konzert des Tages farbenfroh die Sonne unter. Was für ein toller Ausklang für die denkwürdigen drei Tage, die nun hinter mir lagen! Mir war da schon klar, dass ich einige Zeit brauchen würde, um all die Eindrücke zu verarbeiten und zu sortieren. Auch jetzt - eine Woche danach - klingt vieles wie frisch noch in mir nach. Das ist sicher auch ein großes Lob an das Festival.
Was mir besonders positiv aufgefallen ist: Hier wurden auch endlich mal viele Frauen auf die Bühne und als Headliner geholt!
Mehr Maifeld Derby 2013 aus unserem Archiv:
Gudruns Bericht Tag 1
Gudruns Bericht Tag 2
Gudruns Bericht Tag 3
Thees Uhlmann (Tanita)
Útidúr
Kevin Devine (Christoph)
Enno Bunger
Daughter (Christoph)
Scout Niblett (Christoph)
es folgen noch Berichte zu The Notwist, Efterklang und Sea & Air
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