Montag, 10. Juni 2013

Alela Diane, Paris, 06.06.13


Konzert: Alela Diane
Ort: La Flaq, Rue Quincampoix,Paris
Datum: 06.06.2013
Zuschauer: etwa 80
Konzertdauer: gut 20 Minuten



So eine exklusive Promoveranstaltung ist schon was Feines! Nicht, daß ich grundsätzlich solche VIP Geschichten besonders schätzen würde. Wenn aber der Stargast Alela Diane heißt, man die neuen Songs in wunderbarer Atmosphäre mit netten Leuten genießen kann und sogar Zeit für einen kurzen Plausch mit der Kalifornierin bleibt, dann ist man doch froh, Teil des Ganzen zu sein. Dass auch der (freilich nicht besonders großzügig eingeschänkte) Wein und ein paar Pizzahäppchen gratis waren, ist dann nur noch Nebensache.


Es war in der Tat ein wundervoller Abend. Das neue Label von Alela (Believe Recordings) hatte in den urigen Gewölbekeller der sehr hübschen Galerie Flaq geladen, die sich unweit des Centre Pompidou befindet. An gleicher Stelle hatte auch bereits einmal Troy von Balthazar einen Showcase gespielt und einen kleinen Bildband über ihn mitpromotet. Die Galerie mit ihren sorgsam ausgewählten Antiquitäten war mir also in bester Erinnerung, als ich gemeinsam mit der jungen Australierin Emma Rusack (sie hatte kürzlich eine tolle Oliver Peel Session gespielt) die Treppen in den angenehm frischen Kellersaal hinunterstieg. Wir machten es uns auf einem der schönen Sofas bequem, tranken ein wenig Wein und warteten auf den musikalischen Stargast. Zunächst wurde das komplette Album aber vom Band laufen gelassen, als Appetizer auf die Liveshow. Eine zähe, langwierige Sache wurde das dennoch nicht, denn der neue Longplayeranems About Farewell ist gerade einmal 10 Lieder und 33 Minuten lang und zudem außergewöhnlich erlesen und hübsch geraten. Innerhalb von ein paar Tagen habe ich mir mittels der vom Label überreichten Promo CD die Songs angeeignet, als seien es Klassiker vom Erstling The Pirate's Ghospel.


Vier der neuen Stücke würde Alela Diane auch heute spielen. Nach einer kurzen netten Ansage durch einen Labelverteter von Believe schritt die stilvolle Amerikanerin gewohnt elegant mit ihrer Akustiggitarre durch den schmalen Mittelgang, begab sich hinter das Mikro, begrüßte kurz und höflich die Gäste und legte vor der steinernden Wand des Gewölbekeller los. Innerhalb kürzester Zeit wurde wieder deutlich, warum die inzwischen in Portland lebende Frau eine Ausnahmekünstlerin ist. Ihre Stimme ist insbesonders live so dermaßen fest, stolz und erhaben, daß man selbst als Altfan immer wieder verblüfft ist. Wo holt das zierliche Persönchen das her? Wie kann sie bloß so dominant aber gleichzeitig unverkrampft und natürlich intonieren? Ein kleines Wunder. Aber es geht gerade bei dem neuen Werk nicht nur um die Stimme sondern auch um die Texte. About Farewell hat ein zentrales Thema. Die Trennung von ihrem Ehemann Tom Bevitori, mit dem sie noch beim Vorgangeralbum mit der Begleitband Wild Divine gemeinsam getourt ist. Ihren Schmerz hat sie in den Liedern verarbeitet, das Opus war eine Art Therapie, um den Frust und die Bitterkeit herauszulassen und zu verarbeiten. Es ist ein dunkles Album geworden ( so Alela, die mir einen Tag zuvor ein Interview gegeben hatte), das aber keineswegs hoffnungslos klingt. Zu stark und stolz wirkt Alela, um sich von einem gebrochenen Herzen unterkriegen zu lassen. Sie blicke nach vorne, sei jetzt freier und unabhängiger, müsse nicht wie vorher auf die Männer in der Truppe (besonders Tom und ihren Dad Tom) aufpassen und sie umsorgen. Deshalb werden die künftigen Konzerte auch solo bestritten werden, eventuell sieht man noch Heather Woods Broderick, mit der Diane gemeinsam an dem Album gearbeitet hatte und vor ein paar Monaten auch live in der Pariser Cigale aufgetreten war.

 

Eine Art Neuanfang also, wenngleich die neuen Lieder vertraut, aber nicht wirklich gleich klangen. Man kann teilweise die Fleet Foxes heraushören, Cat Power auch, aber vor allem Alela selbst, die sich wieder ganz auf ihre Stimme und ihr feines Songwriting konzentriert und Ballast abgeworfen hat. Manchmal hört man ein wenig Drums (die heute fehlten), manchmal ein paar Geigen und auch zarte Chorgesänge.

 

In der heutigen abgespeckten Variante war das aber mindestens ebenso schön wie auf dem Album. Gespielt wurden 5 Stücke, darunter der Keytrack About Farewell am Ende. Ein ganz wudervolles Lied, in dem es heißt: "I heard somebody say: That the brightest lights cast the biggest shadows: So honey, I've got to let you go... I've got to let you go." Schon jetzt einer meiner All Times Favourites, kaum ein anderes Stück der Kalifornierin ging mir je so nahe. Auch sehr fein, der verträumte Colorado Blues, mit dem sowohl das Album als auch dieser Showcase startete. Ach eigentlich war jedes einzelne Stück ein Geschenk Gottes, man höre nur das berührende Lost Land mit dem überaus feinen Guitarpicking, oder das verwunschene Hazel Street mit all seiner Melancholie, den betörenden Chören und der eleganten Melodie.








Nach 20 Minuten war aber auch schon Schluß, schließlich sollen alle noch genügend Heißhunger für die beiden Konzerte im Juli im intimen Européen haben.

Da sind wir natürlich auch wieder dabei!



1 Kommentare :

E. hat gesagt…

danke für die ersten einblicke in die neue alela- welt. ich wusste bislang nicht, das sich tom und alela getrennt haben. bitter, sie schien so glücklich. aber vermutlich werden die lieder wieder schöner, tiefer. der schmerz ist nun einmal motor, wie mir zuletzt erst der herr torpus in einem interview bestätigte.
dann warte ich gebannt auf interview und die nächsten konzertberichte.

 

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