Konzert: Nick Waterhouse
Ort: Club Zwölfzehn, Stuttgart
Datum: 05.06.2013
Zuschauer: 70 - 80
Dauer: 68 Minuten
Mit riesigen Erwartungen betrete ich den Club relativ früh, nicht ahnend, dass diese noch weit übertroffen werden sollten.
Das amerikanische Wunderkind des klassischen weißen R'n'B Nick Waterhouse macht mit seiner sechsköpfigen Band, The Fabulous Tarots, auch Halt in Stuttgart. Die Deutschland-Termine der Tournee des Los Angelinos, wie man, wie man aus einem Billy Joel Song weiß, die Bewohner LAs wohl korrekt nennt, sind rar gesät. Dass nach Auftritten in Frankfurt, Münster, Heidelberg, Freiburg und dem Orange Blossom Festival auch das Zwölfzehn, mein Stuttgarter Lieblingsclub, bespielt wird, freut mich da ganz Besonders.
Ein stets stilsicheres 60s DJ-Set voller Klassiker und unbekannter Schätze aus R'n'B, Soul, Beat und Rockabilly lässt einen Vorbandauftritt obsolet erscheinen. Pärchen mit 50er Rockabilly-Frisur tanzen Jive, manch einer tanzt mit sicher selbst, während sich keiner ohne sich wenigstens mit dem Fuß oder Kopf rhythmisch zu bewegen im kleinen Club aufhalten kann.
Er denke ohnehin in Singles nicht in Alben merkt er lächelnd an, als er „Sleeping Pills“, die aller Wahrscheinlichkeit nach nächste 7' Veröffentlichung des Kaliforniers ankündigt . „You're just an analog guy in a digital world, aren't you?“, fragt Karen Hank Moody in der grandiosen LA-Fernsehserie „Californication“, auf Nick Waterhouse angewendet, ist das Zitat treffender als jedes andere. Mono aufgenommen, ist sein Debütalbum eine der besten Newcomer-Veröffentlichungen des vergangenen Jahres. Wie Amy Winehouse Mitte der 00er Jahre zeigt er wie in der Vergangenheit verhaftete Musik größte Relevanz haben kann. Verständlicherweise ist Benno Herz, Frontmann der deutschen Ausnahmeformation Okta Logue, Fan des Mannes dessen erstklassige Lieder wie „Don't You Forget It“, „Help Me“ oder das in jeder Hinsicht überragende „I Can Only Give You Everything“ erst live ihre gesamte genuine Klasse entfalten.
Ort: Club Zwölfzehn, Stuttgart
Datum: 05.06.2013
Zuschauer: 70 - 80
Dauer: 68 Minuten
Mit riesigen Erwartungen betrete ich den Club relativ früh, nicht ahnend, dass diese noch weit übertroffen werden sollten.
Das amerikanische Wunderkind des klassischen weißen R'n'B Nick Waterhouse macht mit seiner sechsköpfigen Band, The Fabulous Tarots, auch Halt in Stuttgart. Die Deutschland-Termine der Tournee des Los Angelinos, wie man, wie man aus einem Billy Joel Song weiß, die Bewohner LAs wohl korrekt nennt, sind rar gesät. Dass nach Auftritten in Frankfurt, Münster, Heidelberg, Freiburg und dem Orange Blossom Festival auch das Zwölfzehn, mein Stuttgarter Lieblingsclub, bespielt wird, freut mich da ganz Besonders.
Leer
ist es, als ich an der Bar ein Getränk bestelle; viele Gäste sitzen
noch vor dem Club im Abendsonnenschein und auch Nick Waterhouse und
seine Mitmusiker genießen die Strahlen und spielen Tischtennis.
Ein stets stilsicheres 60s DJ-Set voller Klassiker und unbekannter Schätze aus R'n'B, Soul, Beat und Rockabilly lässt einen Vorbandauftritt obsolet erscheinen. Pärchen mit 50er Rockabilly-Frisur tanzen Jive, manch einer tanzt mit sicher selbst, während sich keiner ohne sich wenigstens mit dem Fuß oder Kopf rhythmisch zu bewegen im kleinen Club aufhalten kann.
Mit
breitem südkalifornischen Akzent begrüßt der 1986 geborene Sänger
und Gitarrist die Zuschauer, fordert sie auf weiter nach Vorne zu
kommen. Das Zwölfzehn hat sich rasch gefüllt, ist für die
nächsten 70 Minuten eine fiebrige R'n'B-Kaschemme. Mit Hornbrille,
strahlend-weißem Hemd, hochbündiger, dunkelgrauer Stoffhose fällt
Nick Waterhouse optisch aus der Zeit, sieht wie der wiedergeborene
Buddy Holly aus.
Von
der Retroschiene ging in der Popmusik schon immer ein verlockender
Reiz aus, selten gelingt die Umsetzung so formvollendet wie im Falle
Waterhouse.
Gleich der erste Song, „If You Want Trouble“ verdeutlicht,
dass man kein vorhersagbares Konzert zu erwarten hat. Die auf dem
Boden liegende Setlist wird zwar komplett gespielt; die Reihenfolge
ist aber scheinbar völlig egal. Kein Platz für Routine, dafür jede
Menge Freiraum für atemberaubende Dynamik. Schon das erste Lied
ist ein konsequentes, treibendes Stück Rhythmn and Blues, wie er
heute kaum jemanden gelingt. Waterhouse stellt eindrucksvoll klar,
dass es ihn noch in der Gegenwart geben kann, den echten R'n'B fernab von allerhand
Soul- bis Trashpop, der fälschlicherweise mit dem traditionsreichen
Label betitelt wird und dabei immer wieder die Charts anführt. Jedem Radiomoderator, der Rihanna als
R'n'B-Sängerin betitelt, möchte man am liebsten belehren, ihm Nick
Waterhouse' Debütalbum „Time's
All Gone“ schicken.
Immerhin haben Kritiker seine
Klasse erkannt - der deutsche Rolling Stone präsentiert die Tour -
trotzdem wünsche ich dem Nachwuchsgenie den Erfolg, den er fraglos
verdient hätte.
Direkt übergehend in „Ain't There Something That Money Can't Buy?“ hält
das Sixtett das Tempo hoch. Jeder Song funktioniert für sich, könnte
eine potentielle Single sein. Gut eineinhalb dutzend schlagkräftige Beweise
dafür, dass ein Song, eine klassische Single keine drei Minuten lang
sein muss, wird Waterhouse im Zwölfzehn spielen.
Er denke ohnehin in Singles nicht in Alben merkt er lächelnd an, als er „Sleeping Pills“, die aller Wahrscheinlichkeit nach nächste 7' Veröffentlichung des Kaliforniers ankündigt . „You're just an analog guy in a digital world, aren't you?“, fragt Karen Hank Moody in der grandiosen LA-Fernsehserie „Californication“, auf Nick Waterhouse angewendet, ist das Zitat treffender als jedes andere. Mono aufgenommen, ist sein Debütalbum eine der besten Newcomer-Veröffentlichungen des vergangenen Jahres. Wie Amy Winehouse Mitte der 00er Jahre zeigt er wie in der Vergangenheit verhaftete Musik größte Relevanz haben kann. Verständlicherweise ist Benno Herz, Frontmann der deutschen Ausnahmeformation Okta Logue, Fan des Mannes dessen erstklassige Lieder wie „Don't You Forget It“, „Help Me“ oder das in jeder Hinsicht überragende „I Can Only Give You Everything“ erst live ihre gesamte genuine Klasse entfalten.
Die Band benötigt scheinbar keine
Zeit, warm zu werden. Mit Schlagzeuger, stimmgewaltiger
Backroundsängerin, Keyboarder und Saxophonisten, Bassisten und einem
weiteren Gitarristen glänzt Nick Waterhouse, dessen Name wie die
ironische Antwort auf Amy Winehouse anmutet, nicht nur als guter
Sänger, sondern auch als fähiger Gitarrist mit Hang zu dezenten
Surfriffs, wie man sie von Dick Dale oder
den Beach Boys kennt.
Sein bisher einziges Studioalbum
gibt es fast komplett zu hören, darüber hinaus wird die Setlist um
Singles, B-Seiten und zwei passende Cover nahezu unbekannter Songs
ergänzt.
Am Ende bin ich überrascht, als
nach nicht einmal 70 Minuten das beeindruckende Konzert vorbei ist.
Jeglichen Zeitgefühls beraubt, verlasse ich glücklich, mit
dröhnenden Ohren und unsterblichen Melodien im Ohr das Zwölfzehn.
„Some Place“ und
„Raina“ bleiben
wohl noch lange in meinem Gedächtnis.
Ich besuchte das Konzert äußerst
interessiert, fahre als begeisterter Fan nachhause. Nick Waterhouse
erspielte sich mit einem intensiven Clubkonzert, wie man es nicht
häufig erlebt, einen Platz unter meinen Lieblingen. Auf das zweite
Album darf man gespannt sein, aber erst einmal gibt es sicher einige
Singles zu bewundern. Hank Moody würde den Burschen lieben.
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