Konzert: Torpus and the Art Directors
Ort: Ponyhof Frankfurt
Datum: 05.02.2013
Zuschauer: ca. 50
Dauer: 80 min
von Tanita
Thees Uhlmann könnte mir vermutlich alles andrehen. Und ich meine alles. Vom Staubsauger bis zum Bausparvertrag - immer her damit! Und warum? Ganz einfach: erstens reden wir hier von Thees Uhlmann, seines Zeichens Sänger von Tomte (und ja, auch und v.a. mittlerweile solo sehr erfolgreich), Musikjournalist, legendärem Alleskönner und wie Casper einmal sehr treffend formulierte quasi „Gevatter Indie“. Und zweitens, ist die Band, um die sich der nachfolgende Bericht dreht, bei dem von ihm und halb Kettcar, namentlich Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff, gegründeten Hamburger Kult-Label „Grand Hotel van Cleef“ beheimatet. Ein Label, dessen Besitzer und vor allem ihr Wille mit eigenen Mitteln und auf ihre eigene Art und Weise Musik zu machen, mich unheimlich beeindrucken. Ihr Erfolg gibt ihnen nach mittlerweile 10 Jahren im Geschäft glücklicherweise Recht und sie haben es geschafft, eine treue Menge von Menschen um sich zu scharen, die gute, ehrliche Musik zu schätzen wissen. Eines meiner absoluten Highlights des letzten Festivalsommers war das einmalige Festival „10 Jahre GHvC“ in Hamburg, bei dem das Grand Hotel mit Auftritten von Young Rebel Set, den Kilians, Tomte (in Originalbesetzung!), der Hansen Band, Thees Uhlmann & Band und Kettcar eine ordentliche Geburtstagsparty hinlegte und wahnsinnige Menschen, so wie ich eben, teilweise lange Wege und Schlafentzug auf sich genommen hatten, um mit dabei sein zu können – es war einfach wundervoll.
Für den günstigen Eintritt hatte ich gar keinen Support Act erwartet, aber umso schöner, dass der sympathische Engländer Rob Lynch mit dabei war. Nach wenigen Songs hatte er sich mit einem britischen Akzent zum Dahinschmelzen und seiner Gitarre schon in mein Herz gesungen und nach seinem halbstündigen Set klatschten alle sichtlich begeistert und verlangten eigentlich nach einer Zugabe. Anfangs war ich noch etwas skeptisch, da Rob Lynch mit recht viel Nachdruck singt, was manchmal schon ungewollt komisch klingt, aber insgesamt ein Künstler, den ich mir definitiv merken werde. Leider ist mir der Titel entfallen, beim nochmaligen Anhören der EP könnte es „Hawking“ gewesen sein, aber mitten während des Sets von Rob Lynch gab es eine Stelle in einem Song, die einfach zum Mitsingen gemacht war und plötzlich hörte ich direkt neben mir eine tiefe Stimme, die souverän die perfekte zweite Stimme zu Robs Gesang einfach mal so mitsang. Und selbstverständlich handelte es sich um Niemand Geringeren als Sönke Torpus höchstpersönlich, dessen Stimme einen instinktiv dazu bewegt sich nach ihr umzudrehen und nur durch wenige gesungene Worte schon sofort in ihren Bann zieht.
Nach kurzer Umbaupause ging es dann auch schon direkt lautstark und kraftvoll mit „Amanda“ und „When I left my Apartment“, vom 2010er Album „Five Leaves Left“, los, und es war schnell klar, dass alle mutigen Menschen, die sich trotz Wind und Wetter eingefunden hatten, für ihre Anwesenheit belohnt werden würden. Das Publikum war von Beginn an extrem still und sehr aufmerksam, was auch später durch Sönke thematisiert werden würde, der das genauso wie ich persönlich, sehr sehr schön fand. Mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Songs des vorherigen Albums von Torpus, Coverversionen, Songs des aktuellen Albums und vor allem mit einer sehr charmanten Bühnenpräsenz bewaffnet, führten Torpus and the Art Directors, die auch sichtlich überrascht davon waren, dass tatsächlich Menschen gekommen waren, vollkommen entspannt durch den Abend. Das Set enthielt viele Highlights, wie unter anderem das sehr eingängige „Known, Seen Judged“, bei dem Sönke zunächst in respekteinflößender Lautstärke alleine loslegt und dann von zwei bis drei seiner Art Directors im Gesang unterstützt wird – wirklich sehr beeindruckend! Insgesamt kann ich eigentlich kein einziges Lied negativ kommentieren, sondern ganz im Gegenteil war das ganze Set meiner Meinung nach sehr stimmig. Einige Anspieltipps wären auf jeden Fall „The Leaving“ (auch wieder mit wahnsinnigem, mehrstimmigem Gesang!), „Steps“ mit sehr zarten Tönen und unbedingt auch „Dancing Kids and Summer Laughter“! Einen stimmungsvollen Abschluss des Abends boten die Zugaben, wie „Secret“, bei dem die sehr sympathische Bassistin (mit echtem Kontrabass!) den Song mit ganz sanfter Zweitstimme begleitete. Der letzte, sehr gefühlvolle Song mit dem Namen „Black Harp Girl“ sorgte noch für einen finalen Stimmungswechsel, von ruhigen, andächtigen Tönen hin zu einem lautstarken Zusammenspiel aller Künstler, die den Abend genauso energisch beendeten, wie sie ihn begonnen hatten.
Insgesamt ein sehr schöner Sonntagabend mit einem tollen Konzert, dass mich für 2 Stunden so in seinen Bann ziehen konnte, dass ich meinen Prüfungsstress vollkommen vergessen konnte.
Dringend zu empfehlen!
Die verbleibenden Tourdaten von Torpus and the Art Directors:
07.02. Nürnberg, Club Stereo
08.02. Halle, Objekt5
09.02. Erfurt, Museumskeller
11.02. Jena, Café Wagner
12.02. Leipzig, Kö
13.02. Hannover, Lux
14.02. Bremen, Tower
15.02. Hamburg, Molotow
16.02. Leck, Leckhuus
17.-19.05. Beverungen, Orange Blossom Festival
09.-10.08. Neukirchen, Skandaløs Festival
Und für ausschließlich gute Musik einfach mal hier entlang: http://www.ghvc.de/
Setlist Torpus and the Art Directors, Ponyhof, Frankfurt:
01: Amanda
02: When I left my Apartment
03: Known, Seen, Judged
04: The Leaving
05: Roundabout
06: Howl
07: Steps
08: Better
09: Carolina (Ryan Adams Cover)
10: Hundreds
11: Dancing Kids and Summer Laughter
12: Modesty/Honesty
13: Fall in Love
14: Secret (Z)
15: Black Harp Girl (Z)
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen