Donnerstag, 17. November 2011

Okkervil River, Paris, 16.11.11


Konzert: Okkervil River
Ort: le Café de la danse, Paris
Datum: 16.11.11
Zuschauer: gut gefüllt, mindestens 400


Na also, es geht doch! Ein absolut toller Auftritt von Okkervil River! Nachdem mich die Kills und Elbow kürzlich enttäuscht hatten, fragte ich mich, ob ich vielleicht schon der vielen Konzerte überdrüssig bin und keinen Spaß mehr empfinden kann.

Hier und heute kann aber dahingehend Entwarnung gegeben werden. Wenn eine Band mit soviel Enthusiasmus, Schwung und Spielfreude agiert wie Okkervil River im Pariser Café de la Danse, dann erlebt auch ein alter, vermutlich abgestumpfter Konzerthase wie ich rauschhafte Momente. Klasse war's, ganz großartig. Und auch die flotte und ungemein frische Vorgruppe A Classic Education wusste zu gefallen.

Letztgenannte stammte aus Italien. Dies erfuhr ich aber erst hinterher durch Recherche. Musikalisch hätte man sie eindeutig für Amerikaner gehalten, sie klangen wie eine Mischung aus Clap Your Hands Say Yeah, den Strokes und Vampire Weekend und fetzten eine gute halbe Stunde durch ihr quirliges und indiepoppiges Set. Ein von Männern dominierter Fünfer im Übrigen, in dem allerdings mit der hübsch am Arm tätowierten Giulia auch eine Keyboarderin agierte. Ich werde sie im Auge (und im Ohr) behalten!

In der Folge füllte sich das Café de la Danse immer weiter und als es mit Okkervil River losging, war ich von zahlreichen hübschen und feierwütigen Amerikanerinnen umzingelt, die sich als sehr textsicher herausstellen sollten. Sänger Will Chef ging dann auch gleich in die Vollen und hüpfte in seinem Anzug wild durch die Gegend. So kennt man ihn, so liebt man ihn. Ein findiger Bekannter gab ihm dereinst den Spitznamen "Der Jarvis Cocker von Texas" und irgendwie passte diese Bezeichnung ganz ausgezeichnet. Beide sind sie intellektuell wirkende Typen, die es aber vermutlich faustdick hinter den Ohren haben. Ihr feuriges Temperament auf der Bühne spricht jedenfalls gegen die These vom langweiligen Informatiker, der früh ins Bett geht und mit Frauen nichts anfangen kann. À propos Frauen. Davon gab es bei Okkervil River nur eine, aber die (Lauren Gurgiolo) machte ihren Job an der Gitarre außerordentlich gut und wirkte obendrein dabei so cool wie keine Zweite. Ihre Soli kamen wirklich ganz sensationell rüber und wenn sie da so mit ihrem weißen Kleid und den abgewetzten schwarzen Boots vor mir stand, konnte ich nicht anders als in Schwärmen geraten. Aber nicht nur Will und Lauren überzeugten, sondern alle Musiker trugen zum Gelingen der Show bei. Der Geiger/Trompeter sorgte aus dem Hintergrund für Wohlklänge, der Basser agierte dezent aber effizient und der Pianist spielte nicht nur so manche hübsche Melodie, sondern auch immer mal wieder Gitarre.

Das Set flutschte so richtig schön und hatte kaum Hänger. Privielegiert wurden Songs vom aktuellen Ouptut I Am Very Far, aber auch der grandiose Klassiker Black Sheep Boy und The Stage Names kamen zum Zuge. Highlights sicherlich die solo vorgetragene herzerwärmende Ballde A Stone und der Überhit Our Life Is Not A Movie Or Maybe, bei dem im Publikum unglaublich die Post abging.

Am Ende standen sogar die Leute in den hinteren Sitzreihen und feierten begeistert eine sympathische Band, die alles gab und einen fantastischen Tag erwischt hatte. Allein das Solo an der Mandoline von Lauren beim letzten Song war das Kommen wert.

Famos!!!

Setlist Okkervil River, Café de la Danse, Paris:

01: Wake And Be Fine
02: For Real
03: Rider
04: The Latest Toughs
05: Piratess
06: Song Of Our So Called Friend
07: We Need A Myth
08: The Valley
09: A Stone
10: Hanging From A Hit
11: John Allyn Smith Sails
12: Your Past Life As A Blast
13: Our Life Is Not A Movie Or Maybe
14: Lost Coastlines
15: Unless It Kicks

16: It Ends With A Fall
17: Westfall



Fotos: 1. Pic Archiv, die andern sind aktuell.





3 Kommentare :

sven hat gesagt…

Hm, so eine euphorische Kritik? Ich mag es kaum glauben. Den Haldern-Gig fand ich so was von grottig, weil der Schlagzeuger jeden Song kaputt kloppte. Okkervil River goes Stadionrock, da konnte Will Chef noch so charismatisch rüber kommen. Nun scheinen sie ja wieder in die richtige Richtung zu gehen. Habe ich da etwas auch ein gutes Kölner Konzert verpasst?

Oliver Peel hat gesagt…

Ich fand sie beim Haldern auch nicht gut, aber in Paris passte wieder alles. Nach Haldern eine sehr positive Überraschung, in der Tat!

Smady hat gesagt…

Hey Oliver, je viens de réaliser qu'il y a une erreur dans la setlist, l'avant dernière chanson n'est pas It Ends With a Fall (dommage car j'adore cette chanson) mais The Rise, la toute dernière du nouvel album.

 

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